Teil 21
Eine Weile fühlten wir uns in Boksee mit den Pferden fast heimisch
Aus Klein-Barkau wechselten
Jürgen und ich mit Chiwa und Prima nach Boksee. Die Behauptung
unserer damaligen Tierärztin, Chiwa hätte in Klein-Barkau einen
Hufreheschub gehabt, war vollkommen unsinnig, denn wir gingen sehr
schnell dort weg, und zwar zu Fuß. Ein Pferd mit Hufrehe hätte so
weit gar nicht laufen können und unser damaliger Schmied hat auch
gesagt, sie hätte vielmehr eine leichte Strahlfäule wegen der
mangelnden Hygiene in Tiefstreu gehabt. Das gab sich dann auch
schnell.
Den neuen Stall in Boksee
fand ich über das Internet in einer Kleinanzeige, rief dort an uns
stellte fest, dass es die Leute waren, die vor vielen Jahren einmal
die Wohnung und die Stallungen gemietet hatten, die später auch mein
Ex-Mann und ich mit der Familie und den Pferden angemietet hatten.
Der Ärger, den wir ja auch erlebt hatten, war bei ihnen derselbe
gewesen.
In diesem Stall blieben wir
recht lange, und zwar von Juni 2008 bis Januar 2011. Es war dort
nicht alles schlecht, es war auch vieles gut. Wenn es nicht so
gewesen wäre, wären wir sicher auch nicht so lange dort geblieben.
Es perfekt zu nennen, wäre
aber etwas anderes und vieles, was dort an der Tagesordnung war, war
wie in eigentlich den meisten Pensionsställen, die wir bisher
kennengelernt haben, einfach fahrlässig und leichtsinnig und auch
oft entgegen der Versprechungen, die man uns zu Anfang gemacht hat.
Nixe und Reno sahen wir,
wenn wir in Raisdorf einkaufen gingen oder Pferdefutter in der
Raisdorfer Mühle kauften, wenn wir am Hof meiner Tochter Esther in
Schwentinental vorbei führen, nach wie vor gelegentlich auf der
Weide laufen. Einen guten Kontakt zu ihr oder dem Rest meiner Familie
oder auch der von Jürgen hat es aber nie wieder gegeben, obwohl wir
uns beide sicherlich nicht vorwerfen können, wir hätten das nicht
immer wieder versucht. Es gab viele Kontaktversuche von uns beiden in
Richtung unserer Kinder, zunehmend vorsichtig und oft nur noch in
Form von virtuellen oder postalischen Grüßen, aber doch so, dass
eine posltive Reaktion darauf ganz sicher möglich gewesen wäre.
Nun ja. Jürgen und ich
arrangierten uns. Wir versuchten, die Stallgemeinschaft im ersten
Stall, in dem wir in Boksee waren, als eine Art Familienersatz oder
Freundeskreis zu betrachten, aber das ist immer nur so lange in einem
Stall so, wie es keinen Ärger mit den Stallbetreibern gibt.
Der Stall war recht teuer
und wurde im Laufe der Zeit auch noch einmal unter nicht eben netten
Bedingungen im Preis angehoben. Das kam so:
Die Stallbetreiber fragten
uns, ob sie von unserer Stute Prima ein Fohlen haben dürften und
weil wir uns damals sehr wohl fühlten, sagten wir ja. Im ersten Jahr
passierte dann diesbezüglich aber nichts außer, dass sie zwei ihrer
eigenen Stuten decken ließen und die Tiere beide verfohlten.
Im Jahr darauf dieselbe
Frage und dann noch die Äußerung, für die Großpferde den Preis
anzuheben, aber gleichzeitig der Vorschlag, wenn Prima ein Fohlen
bekäme, würde sie solange sie trächtig sei und das Fohlen
aufziehen würde, nichts kosten.
Aber später ließ sie
wieder niemand decken, nur den höheren Einstellpreis für sie, den
haben wir ab dann brav bezahlt.
Es gab nur einen einzigen
Reitplatz, der aufgrund sehr vieler Einsteller und auch noch anderer
Leute aus dem Dorf, die ihn gegen Gebühr nutzten sowie Reitschülern
und Reitbeteiligen an den eigenen Pferden laufend belegt war. Es gab
kein Round Pen, keinen Übungsplatz, nur Spaziergänge auf der
Straße, wenn auf dem Reitplatz mal wieder kein Platz für uns war.
So wurden allerdings Chiwa und Prima sehr straßenfest. Sie waren das
auch sowieso schon, weil sie im Sommer immer auf einer Waldweide
waren, die weit weg vom Hof war und so mussten wir immer mit ihnen an
der Straße entlang laufen. Das brachte uns Erfahrung und Sicherheit.
Nicht nett fanden wir, dass
das Versprechen, unsere beiden Pferde im Winter in einem gemeinsamen
Auslauf laufen zu lassen, nicht eingehalten wurde, denn im Sommer
stand Chiwa mit einem anderen Rehepony zusammen auf der Weide.
Das Zufüttern mit Heu und
Stroh klappte oft nicht, das Wasser war sehr oft auf den Waldweiden
sehr schmutzig und man konnte nichts tun, denn es musste ja mit dem
Trecker dort hin gefahren werden.
Im 2. Sommer empfanden wir
es schon als wirklich unmöglich, Prima auf eine Weide am ganz
anderen Ende des Dorfes zu stellen und Chiwa auf dieser Waldweide zu
lassen. So rannten wir immer nur hin und her, wenn wir bei den
Pferden waren.
Im letzten Winter wurden wir
dann gefragt, ob Chiwa in einem anderen Stalltrakt als Prima stehen
könnte. Das bedeutete dann, dass sich unsere beiden Pferde weder auf
der Weide noch im Auslauf und nichtmal mehr im Winter nebeneinander
in ihren Boxen begegneten, sondern nur noch, wenn wir gemeinsam ca.
jeden 2. Tag mit ihren etwas unternahmen, denn jeden Tag nach Boksee
zu fahren, konnten wir uns bei dem hohen Preis nicht leisten.
Schlimm war in diesem Stall,
dass die Pferde so oft ausbrachen und frei im Dorf rumliefen. Warum
das so war, bemerkte ich, als die andere Rehestute, die zusammen mit
Chiwa dort stand, wieder Hufrehe bekommen hat und ich bemerkte, dass
viele Zäune gar nicht an den Strom angeschlossen waren, sondern an
die Bäume geknotet. Im Knick alles voller Adlerfarn und giftigem
Jelängerjelieber. Wir sagten Bescheid.
Das Paar dort hatte gerade
geheiratet. Der Mann lernte übrigens Schmied und hat damals die Hufe
unserer beiden Pferde immer gut bearbeitet. Er war gebürtiger
Engländer. Wir waren sehr tolerant, als immer wieder auch Chiwa von
ihrer Weide weglief, sich irgendwo den Bauch vollschlug. Sie hatte
aber keinen neuen Reheschub. Aber als Monate später dann immer noch
die Zäune nicht in Ordnung waren, schrieb ich darüber in meinem
Hufrehe-Forum.
In der Zwischenzeit hat
Jürgen übrigens dort gelernt, auf Chiwa zu reiten, aber noch ohne
Sattel. Er hat mit Hilfe der Stallbetreiberin sogar zweimal auf Prima
gesessen, sie hat ihn geführt, aber beim zweiten Mal warf Prima ihn
ab. Ich war der Meinung, sie könnte ihn abgeworfen haben, weil der
Sattel zu weit hinten gesessen hätte und schrieb auch darüber ..
nicht böse, sondern einfach überlegend, was der Grund gewesen sei,
dass sie das zweite Mal so reagiert hätte … in meinem
Hufrehe-Forum.
Dann brach sich meine Mutter
ein Bein und landete im Krankenhaus und wir bekamen sie als schweren
Pflegefall zurück. Es war für jeden abzusehen, dass meine Mama
sicher die letzten Monate bis vielleicht Jahre ihres Lebens vor sich
hatte.
Erst dann wurden wir von
heute auf morgen attackiert, dass wir öffentlich im Forum über die
unsicheren Zäune und das Satteln von Prima berichtet hätten. Die
Stallbetreiberin schmiss uns mitten im Winter von heute auf morgen
raus und sagte, sie würde unsere Pferde nicht mehr füttern, wir
könnten zu einem Nachbarstall wechseln, und das sofort.
Wir bemerkten, dass eine
Freundin von ihr direkt an diesem Tag aus diesem anderen Stall zu ihr
wechselte. Brauchte die für ihr Pony Chiwas Box, weil es beim
Nachbarn Ärger gegeben hatte? Außerdem war im Sommer davor der
Stallbetreiberin eine Stute an Kolik gestorben und sie hatte ein
anderes Großpferd aufgenommen. Brauchte sie nun eine zweite Box, um
dieses Großpferd durch eines neues zu ersetzen?
Hat man uns dort einfach so
fies raus geekelt und das Forum, das jeder kannte, als Vorwand
genommen, weil zwei Plätze frei gemacht werden sollten?
Erfahren werden wir die
Wahrheit nie, aber die Vermutung liegt nahe.
Ob die Angst, wir könnten
ohne das Pflegegeld für meine Mutter, die ja sehr krank war, später
vielleicht nicht mehr so regelmäßig bezahlen wie sonst, eine Rolle
spielte, mag auch sein.
So nett wie es dort zuweilen
war, es gab viele Mängel und das Ende war wirklich eines mit
Schrecken, das kann man nicht anders sagen.
Bald geht es weiter mit unseren Erlebnissen im Nachbarstall in Boksee.
LG
Renate
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