Sozialhilfe, eine erste
sinnlose Weiterbildung und der letzte Versuch, unsere Ehe zu retten
Es war Dezember im Jahr
1999, als ich mit Marius nach Preetz zog. Schon damals hatte Vanessa
plötzlich die Idee, Chiwa getrennt von Nixe und Reno mit dem Pferd
ihrer Schwägerin gemeinsam in einen anderen Stall zu stellen. Ich
begriff nur noch nicht, warum sie das erwähnte. Es kam aber nicht
dazu, denn Esther und ich fanden in Scharsdorf einen Offenstall, wo
Platz für alle drei Pferde war und Vanessa kam dann auch mit.
Das Verhalten ihres Mannes
Timo allerdings wurde nun nach meiner Trennung von meinem Ex-Mann
immer krasser. Er grüßte uns nicht mehr, wenn wir uns im Stall in
Scharsdorf alle trafen, um gemeinsam mit den Pferden zu arbeiten. Ich
werde hier jetzt wörtlich erzählen, wie ich darauf dann nach
einigen Tagen doch recht drastisch reagiert habe. Als er wieder nicht
reagierte, als ich fröhlich guten Morgen sagte, rief ich laut:
„Guten Morgen Timo, Du Arschloch.“ Das hörten alle im Stall,
sollten sie auch. Ich betone nochmal, ich habe diesen Streit mit
diesem Mann nie begonnen, es war von Anfang an er, der feindselig,
unhöflich und einfach boshaft gegenüber mir und auch gegenüber
meiner Mutter war und alles tat, um Vanessa von uns zu trennen.
Deshalb hatte er auch eines unserer Familienpferde, nämlich Chiwa,
die damals überwiegend von Vanessa geritten wurde, von der Herde
trennen wollen.
Und ich betone noch einmal.
Ich habe jedes dieser Pferde und auch alles, was in Depenau für sie
gebraucht worden ist bis hin zum Stall, einmal selbst finanziert und
immer gesagt, es sind unsere Pferde, also die der ganzen Familie.
Dass ich hätte mit der eigenen Familie Verträge machen müssen, auf
diese Idee bin ich als Mutter wirklich nicht gekommen, denn bevor
meine Schwiegersöhne aufgetaucht sind, habe ich mich mit meinen
Töchtern ja sehr gut verstanden und nie geahnt, wie die sich einmal
von ihren Männern verhetzen lassen würden.
Nach einem Gespräch beim
Arbeitsamt bekam ich damals die Auskunft, ich könnte eine
Weiterbildung machen, weil ich in meinem erlernten Beruf als
Industriekauffrau ja viel zu lange raus sei. Ich fragte, ob es
möglich sei, aufbauend auf meinem Psychologiestudium die
Erzieher-Schule besuchen zu dürfen. Das wurde prinzipiell nicht
abgelehnt. Nicht möglich wäre es gewesen, weiter zu studieren, weil
ich ja noch unterhaltsberechtigte Kinder hatte und die alleine keine
Sozialhilfe bekommen hätten, aber eine Mutter mit
Sozialhilfeansprüchen für eine Familie damals nicht hätte
studieren dürfen und Bafög gab es auch bei getrennt lebenden Frauen
nur für sie selbst, aber nicht für die Familie.
Der Sachbearbeiter beim
Arbeitsamt redete mir damals allerdings ein, es gäbe bei der
Grone-Schule in Plön einen ganz tollen Aufbaukurs, der mich in
meinem Beruf als Industriekauffrau wieder fit machen würde. Da wäre
ich schneller fertig und würde nach nur einem Jahr der Weiterbildung
doch wieder die Chance haben, in den Beruf zurückzukommen. Ich war
so blöd und ließ mich darauf ein.
Ich belegte die Kurse
Finanzbuchhaltung, Lohnbuchhaltung, Word, Excell und
Wirtschaftsenglisch. Was wir dort lernten, war ein Witz. Vor allen
Dingen der Kurs in Wirtschaftsenglisch wäre für mich sehr wichtig
gewesen, aber die Lehrerin, die es unterrichtete, konnte kaum
Englisch. Sie war gelernte Altenpflegerin und hatte in nur einem Jahr
auf der Inlingua-Schule die Sprachen Spanisch, Französisch,
Italienisch und Englisch in einem Crash-Kurs gelernt, überall
natürlich nur ein Grundwissen, das weit niedriger lag als die
Englischkenntnisse aller ihrer Schüler, die von ihr hätten was
lernen wollen, aber so ihr etwas beibringen konnten. Wir beschlossen,
dass dieser Englisch-Kurs aus der Bewertung raus käme, denn wie
hätte diese Frau uns zensieren wollen? Die konnte doch gar kein
Englisch.
Im Fach Finanzbuchhaltung
lernten wir am meisten von dem Ex-Hauptbuchhalter der Fa. Schön, die
inzwischen pleite gegangen war. Der musste mit über 60 noch diese
für ihn komplett sinnlose Weiterbildung mitmachen, trug das mit
Humor und erklärte uns viel. Viel genutzt hat uns das trotzdem
nicht, denn wir wurden sowohl in Finanzbuchhaltung als auch
Lohnbuchhaltung in KHK unterrichtet, obwohl auf dem Markt längst
offene Stellen als Voraussetzung Kenntnisse in SAP forderten, weil
die meisten Firmen dabei waren, das veraltete KHK abzuschaffen.
Es gab bereits das Internet,
aber wir lernten nichts darüber. Auch unsere Kurse in Word und Excel
liefen mit vollkommen veralteten Windows-Programmen. Es gab längst
andere.
Ich absolvierte diese
Weiterbildung mit 3 x einer Eins und 1 x einer Zwei, also guten
Noten, wobei es keine 4 in diesen Kursen gab, sondern ab da nur noch
ein Teilgenommen und schlechte Noten ohnehin nicht. Dass einen bei
solchen Kursen niemand einstellt, wenn man sich mit so einem Zeugnis
bewirbt, verwundert sicherlich niemand. Gute Noten in solchen Kursen
sind nichts wert, denn schlechte gibt es nicht. Außerdem weiß jeder
Arbeitgeber, dass die Computerprogramme der Arbeitsämter vollkommen
veraltet sind und viel Einarbeitungszeit nötig ist, um derartige
neue Mitarbeiter wirklich einzuarbeiten.
Der einzige Job, den ich
nach diesem Kurs dann fand, war ein Nebenjob in einem Call-Center in
Schellhorn, wo ich Zeitungsabos für die Frankfurter Rundschau
verkaufte. Wir verdienten sehr wenig, was nicht die Schuld unserer
Chefin war, denn sie selbst, die auch noch Call-Center-Agents für
den Vertrieb der Kieler Nachrichten beschäftigte, wo ich aber nicht
eingesetzt war, wurde von beiden Zeitungen auch so knapp bezahlt,
dass sie uns gar nicht mehr hätte zahlen können.
Nun aber ein paar Monate
zurück. In Preetz besuchte uns mein Ex-Mann laufend. Esther zog von
der WG, wo sie zuerst lebte, dann zu ihrem Ex-Freund Björn und
seinem schwulen neuen Partner, was auch nicht lange gut ging und kam
dann zu meiner Mutter in die Nachbarwohnung.
Ich lernte nur schriftlich
einen Uli kennen, mit dem ich heute wieder bei Facebook Kontakt habe.
Uli hatte über seinen Knabstrupper Charmeur eine sehr drollige
Kontaktanzeige in einer Reiterzeitschrift aufgegeben und so
„schrieben sich eine Weile unsere Pferde Reno und Charmeur“
drollige Briefe und schließlich telefonierte ich auch öfter mit
Uli, der aber wollte, dass seine neue Freundin zu ihm nach
Ostfriesland ziehen sollte. Das wäre für mich aufgrund meines engen
Kontakts zu unseren Kindern undenkbar gewesen. Ich wäre damals nie
so weit von ihnen weg gezogen und hatte gar nicht vor, Uli persönlich
kennenzulernen und es mehr als Freundschaft werden zu lassen.
Mein Ex-Mann ging bei uns
ein und aus und als ich einmal mit Uli telefonierte, kam er mit
seinem Zweitschlüssel abends in unsere Wohnung und bekam das mit.
Rasend vor sinnloser Eifersucht schlug er auf mich ein und mein Sohn
Marius ging damals dazwischen und schlug wiederum um mir zu helfen,
seinen Vater und sagte zu ihm: „Wenn Du meine Mutter noch einmal
schlägst, dann bringe ich Dich um.“ Das setzte meinem Ex sehr zu.
Er weinte sehr und fragte uns: „Bin ich denn so ein schlechter
Mensch?“ Er hat mich danach nie mehr selbst geschlagen, nur noch
sehr oft so randaliert und Möbel und vieles mehr zertrümmert, wenn
er wieder die Nerven verlor.
Unser gemeinsames
Weihnachtsfest damals brachte den Bruch mit Timo, und das kam so:
Auch meine verstorbene
Mutter war nicht immer ein Engel. An Heiligabend 1999 fuhr sie mich
zunächst nachmittags wegen meiner Kleidung an und erzählte mir, ich
würde mich unvorteilhaft anziehen. So wie ich aussähe, sei es ja
kein Wunder, dass mein Ex mich betrügen würde. So etwas sollte eine
Mutter nicht zu ihrer Tochter sagen. Meine Mutter war immer so
eingestellt, mal meinen Ex nicht haben zu wollen und dann wieder
doch. Vielleicht hätte ich mich ohne ihre Einmischung viel eher von
ihm getrennt, denn wütend war ich oft auf meinen Ex, aber ich
glaube, meiner Mutter war auch klar, dass nicht jeder Mann bereit
wäre, auch mit ihr zusammenzuleben und darauf kam es ihr ja immer
an, von mir mit versorgt und betüdelt zu werden. Meine Mama liebte
mich schon, aber auch immer auf eine sehr egoistische Art und Weise,
indem sie sich komplett an mich anklammerte und gar kein eigenes
Leben führte.
Andererseits hatten wir
laufend Stress wegen der Katzen, die meine Mutter nie raus lassen
wollte und krankhaft darauf achtete, dass die Tiere ständig in der
Wohnung waren. Meinen Hund wiederum mochte sie nicht. Sie hat bis
zuletzt jeden meiner Hunde, wenn sie ihn erwischte, getreten und
geschlagen, sogar noch mit ihren Krücken, wenn sie damit weit genug
ausholen konnte. Nur Boomer, unser letzter Hund, den wir heute noch
haben, hatte Glück, dass meine Mutter zu alt war, um ihn noch
misshandeln zu können.
Und Monti war sehr krank
geworden. Er litt am Cushing Syndrom und war nicht mehr immer
stubenrein. Am Heiligen Abend 1999 hatte er in ich betone meiner
Wohnung wieder auf den Flur gepinkelt, als meine Mama rüber kam. Wie
eine Furie ging sie mit den Füßen auf den Hund los, schlug und trat
das arme hilflose alte Tier, der danach nur noch wenige Monate gelebt
hat, bis er vor Schwäche starb. Ich wurde sehr wütend, hatte ja
bereits zuvor von ihr diese Anfuhr wegen meiner Kleidung bekommen und
habe ihr einfach eine runter gehauen, weil es zu viel wurde.
Daraufhin rief sie Vanessa
an und erzählte ihr, ich hätte sie geschlagen, aber nicht warum und
dass dies wirklich als Notwehr zu sehen ist, denn ich tat das, um sie
daran zu hindern, meinen armen Hund noch mehr zu misshandeln, weil
sie nicht aufhören wollte. Abends bei unserer Feier in der Wohnung
meines Ex tauchte dann Vanessa mit Janin zunächst nicht auf und als
wir sie anriefen, sagte sie, wegen des ständigen Streits zwischen
meiner Mutter und mir würde Timo nicht mehr zu uns mitkommen wollen.
Sie kam dann alleine und das auch noch einige Jahre, aber Timo hatte
endlich, was er wollte, einen Grund nicht mehr zu Besuch zu kommen
und weiter zu hetzen.
Und meine eigene Mama hatte
sich damit das Eigentor geschossen, das sie sicher nicht haben
wollte, nämlich einen abrupten Abbruch des vorher regelmäßigen
Kontakts zu ihrer Lieblingsenkelin Vanessa, die ab da nur noch selten
zu Besuch kam und die wir nur noch heimlich haben besuchen können,
wenn Timo nicht zu Hause war.
Sie lief allerdings damals
noch oft mit Vanessa zu Fuß bis nach Scharsdorf in den Stall, wenn
ich bei der Grone-Schule war. Sie erzählte mir oft, dass sie Vanessa
immer erzählen würde, sie solle sich ihren Familienast nicht
absägen lassen, weil sie fühlte, wie sehr Timo sich wünschte,
Vanessa würde keinen Kontakt mehr zu ihrer eigenen Familie haben.
Mir war klar, dass Vanessa
log, wenn sie sagte, Timo würde wissen, wenn wir uns getroffen
haben. Es war mir auch klar, dass diese heimlichen Treffen ein Ende
finden würden, sobald Janin so gut sprechen konnte um später ihrem
Vater zu erzählen, sie wäre mit ihrer Mama bei Oma, Opa, Marius und
Uroma gewesen. Ich sprach auch Vanessa darauf an, was ein Enkelkind
von mir denken sollte, dessen Vater die eigene Oma auf der Straße
nicht grüßen würde, dass es doch klar sei, dass dieses Kind mich
später ablehnen müsste, wenn es solch paradoxe Verhaltensweise
begreifen und sich schließlich für eine Seite entscheiden müsste,
was bei einem kleinen Kind sicher nur das Elternhaus sein kann, von
dem es ja abhängig ist. Vanessa widersprach, und auch damit log sie.
Mein Ex wiederum muss sich
in dieser Zeit mit seiner Freundin Helga zerstritten haben, denn
plötzlich bekam ich einen seltsamen Anruf von ihm, ob ich denn nicht
einmal allein zu ihm frühstücken kommen könnte, denn seine
Freundin Helga sei ja so gehemmt. Diese Aufforderung war sehr
eindeutig. Ich war nach wie vor damals nicht fertig mit meinem Ex und
ging hin. Es war im Nachhinein betrachtet ein großer Fehler. Marius
fand es nicht gut, dass ich mich wieder mit seinem Vater vertragen
habe und sagte das auch sehr deutlich. Ich hörte nicht auf meinen
kleinen Sohn und beschloss, dass wir wieder zusammenziehen sollten.
Wir fanden dann zum 1. Januar 2000 eine gemeinsame Wohnung in
Pohnsdorf, wo wir auch ein Kinderzimmer für Esther einrichteten, die
inzwischen schwanger war und bei dem Vater ihres Sohnes Robert
wohnte.
Robert war nett, aber es war
klar, dass er ein Alkohol- und Drogenproblem hatte. Ich half Esther,
seine Wohnung aufzuräumen, als sie bei ihm einzog. Esther war nie
ein Putzteufel und ich bin das auch nicht, aber diese Unordnung war
selbst ihr zu viel. Ich dachte, als wir gemeinsam die vielen
Weinflaschen zum Glascontainer brachten, die er in der Küche
angesammelt hatten, oh je der Junge ist zwar sympathisch, aber der
hat ein ausgewachsenes Problem mit Alkohol.
In Scharsdorf hatten wir mit
unseren Pferden binnen vier Wochen den Stall gewechselt, denn der
Offenstall, wo wir zuerst landeten, war nicht gut, die Heulage
vergammelt, es gab zu wenig Futter und keinen Auslauf für die Tiere.
Die Nachbarn waren besser, aber von gut weit entfernt. Sie schlugen
ihre Kinder vor unseren Augen und auch wenn genug Heu und Stroh da
war, sie zäunten nie den Reitplatz ein und es war vieles nur eine
einzige Baustelle. Direkt neben dem Putzplatz stand monatelang eine
Fensterscheibe. Ähnliche Unfallgefahren gab es dort viele.
Als nach etwas über einem
Jahr dort Esther und ich dann miterlebten, wie die Bäuerin ihre
eigene Stute, weil sie lahmte, mit einer Mistforke misshandelte, war
es genug. In Pohnsdorf gab es einen Reitstall und wir fragten
spontan, ob wir dort hin könnten. Das ging von einem Tag auf den
anderen, aber Vanessa wollte nicht mit und mit Chiwa in diesem Stall
bleiben. Sie blieb dort auch eine Woche mit Chiwa und würde später
länger ein anderes Pferd, den dann neu gekauften und später auch
wieder verkauften Wallach Silas, dort trotz dieser Zustände
unterstellen, weil ihr diese Leute trotz dieser Eigenschaften
sympathisch waren oder ihrem Mann ??? Ich setzte mich dann durch und
bestand darauf, Chiwa kommt zu uns. Sie hätte Chiwa mit Janin
jederzeit so oft sie wollte reiten und nutzen können, aber dort ließ
ich Chiwa nicht und auch nicht in der Obhut von Timo, von dem ich
annahm, er würde Chiwa früher oder später verkaufen, wenn es
finanzielle Probleme gäbe.
Da er später für Vanessa
Silas kaufte und schnell wieder verkaufte, war diese Einschätzung
auch richtig. Die Käuferin von Silas kündigte übrigens als erstes
den Stall in Scharsdorf aufgrun der Zustände dort. Ich habe sie
später kennengelernt und sie hat mir das erzählt. Dass Chiwa noch
heute bei mir ist, liegt daran, dass ich damals hart blieb. Timo ging
es immer nur darum, Vanessa von ihrer Familie zu trennen, und das
Pferd von der Herde zu trennen, war für ihn ein gutes Mittel, um
diesen Zweck weiterzuverfolgen. Obwohl Vanessa nun in
Silas ein
anderes Pferd hatte, kam sie uns aber noch oft in Pohnsdorf besuchen.
Aber auch in Pohnsdorf
konnten wir nicht lange bleiben. Das lag dieses Mal an unserem
Vermieter und den Gesetzen über Eigenbedarf, die es in Deutschland
gibt. Wir hatten in Pohnsdorf in einem alten Reetdachhaus eine
Einliegerwohnung gemietet. Es gab auch keine Mietschulden oder
dergleichen. Die Familie war eine, die aus Sozialpädagogen bestand.
Es ist möglich, dass die Leute mit einem Nachschlüssel in unserer
Abwesenheit auch in unserer Wohnung rum gekrochen sind und unsere
Aktenordner durchwühlt haben. Es kann aber auch sein, dass mein
lieber Schwiegersohn oder meine eigene Tochter beim Ex-Vermieter
meines Ex viel aus unserem Leben geplaudert haben könnten, denn mein
Schwiegersohn hatte doch tatsächlich mal vorübergehend für ca. ein
Jahr dort einen Job als Tischlerhelfer, wo mein Ex auch damals eine
Wohnung gemietet hatte.
Nun erzählte ich recht
unschuldig, als mein Ex nach einem langen Praktikum als Fahrer für
Autotransporte wie es meistens so ist, natürlich nicht fest
übernommen wurde, diese Firma hätte ihn nur monatelang ausgenutzt,
unbezahlte Überstunden machen lassen und so weiter. Es war halt
einer der tollen Jobvermittlungsangebote seitens des Arbeitsamtes,
das schon damals unbezahlte Arbeitskräfte an Firmen vermittelte, die
eben kostenlose Mitarbeiter suchten, die das ja machen mussten.
Ausbeutung pur eben.
Es war ein absoluter
Scheiß-Job gewesen. Tagelang weg von zu Hause, Essen an der
Autobahn, soziale Kontakte nur übers Handy möglich, Fahren mit oft
einer zweiten Tachoscheibe, also dem Zwang, etwas gesetzlich
Verbotenes zu tun, und meiner Angst, mein übermüdeter Mann würde
dabei womöglich mal einen tödlichen Unfall bauen. Aber sowas kriegt
man eben heute vom Arbeitsamt oder wie es sich jetzt nennt, Jobcenter
geboten. Das war auch damals schon im Kommen und an der Tagesordnung.
Aber für unseren Vermieter
sah es halt so aus, dass mein Mann viel Arbeit hätte und nun war er
zu Hause. Er hat sich dann, als Hansi nun erstmal zu Hause war und
eigentlich wieder nebenberuflich Taxi fahren konnte, also wir sogar
besser da standen als vorher, wohl auf einem Treffen der
Vermietervereins mit dem Chef meines Schwiegersohns, der eben Hansis
letzter Vermieter der Wohnung in der Gasstraße gewesen war,
unterhalten. Der hat ihm dann berichtet, dass unsere Bonität gleich
null sei und so erklärte uns unser Vermieter in Pohnsdorf, er würde
uns kündigen, wir müssten binnen eines Vierteljahres raus und da
wir uns kurz vorher mal in Boksee eine Wohnung auf einem Resthof mit
Weide und Boxen angeschaut hatten, die ich aber nicht hätte mieten
wollen, weil mir der Bauer dort gar nicht gefallen hatte, die Bäuerin
aber bei ihm angerufen hätte, wer wir seien, dass er der nun erzählt
hätte, wir seien tolle Mieter und wir könnten dort einziehen und
sollten das auch tun, denn er könnte uns binnen drei Monaten auf die
Straße setzen, weil es für Einliegerwohnungen in Einfamilienhäusern
keinen Kündigungsschutz geben würde.
Ich ermittelte dann
entsetzt, dass der Mann damit Recht hatte. Man sollte also nie so
eine Wohnung mieten, denn unser Rechtssystem schützt Mieter solcher
Einliegerwohnungen in keiner Weise vor der Willkür solcher
Vermieter.
Wir hatten auf dem Hof in
Boksee auch wegen einer Einzelwohnung für meine Mama gefragt, denn
laut Sozialamt hätten wir sie nicht in unserer Wohnung aufnehmen
können, ohne dass sie finanzielle Abzüge von 20 % ihres Regelsatzes
hätte. Es gab dort eine Wohnung für meine Mutter, eine für uns mit
Platz für unseren zukünftigen Enkel und eine Besucherecke für
unsere Tochter und den Papa ihres Kindes, Weideland und Stall für
unsere Pferde und sogar einen Schuppen für die Oldtimer meines
Ex-Mannes, der sich ja mit Manuel damals zerstritten hatte und seine
Autos nach wie vor sehr teuer alle einzeln sonstwo stehen hatte. Ich
hatte wie gesagt ein schlechtes Bauchgefühl dabei, aber so zogen wir
denn alle um inklusive der Pferde, und zwar zum 1.10.2000 auf diesen
Hof nach Boksee.
Unsere beiden Nebenjobs,
Taxifahren bei meinem Ex und Call-Center bei mir, lohnten dort noch
weniger, weil es recht weit zu fahren war, um nun diese Tätigkeiten
auch auszuüben, die ja alles andere als gut bezahlt wurden.
Ich beantragte erstmalig
eine Pflegestufe für meine Mama, die aber abgelehnt wurde, weil nur
ihre Demenz damals nicht anerkannt wurde und sie körperlich ja noch
nicht sehr gebrechlich war. Zunächst allerdings sagte niemand etwas
dagegen, dass sie dort direkt neben uns auf dem Hof eine eigene
Wohnung bezog, wo ich sie gut drin versorgen konnte.
Noch Ende September kurz vor
diesem Umzug wurde am 22. September 2000 dann Raphael, unser Enkel
von Esther und Robert geboren. Wir freuten uns sehr über den
Kleinen, den uns Esther von Anfang an auch viel ließ, denn Robert
und sie hatten gern mal frei, wenn Oma und Opa auf den Lütten
aufgepasst haben. Die Ausbildung als Erzieherin unterbrach Esther
zunächst in der Mutterschaftszeit, war aber trotzdem wegen der
Pferde jeden Tag mit dem Kleinen bei uns.
Wie es in Boksee weiter
ging, darüber werde ich dann im nächsten Teil berichten.
LG
Renate
Die vorherigen Teile meiner Biografie Bilanz findet Ihr am Ende des folgenden Links: