Harte Zeiten zu Anfang 2007 .. aber dann eine Phase voller Hoffnung
Hallo Mami, es fehlen noch ein paar Jahre aus Deinem Leben, nämlich ungefähr die letzten 5 davon. Ich hatte im letzten Teil damit aufgehört zu erzählen, dass wir 2006 zum letzten Mal mit fast allen Kindern und Enkeln Weihnachten gefeiert haben, obwohl mir klar war, dass Hansi mir den Tod wünscht, aber ich habe es an diesem Weihnachtsfest keinem gesagt. Ich hatte mir nur vorgenommen zu ermitteln, was sich alles auf seinem Handy befindet, weil ich Klarheit haben wollte, was eigentlich mit ihm los ist. Es war das letzte Mal in meinem Leben, dass ich eine Wohnung wirklich festlich zu Weihnachten dekoriert habe. Die Weihnachtsdeko hing noch zu Ostern in meinen Fenstern, als ich Jürgen kennengelernt hatte. Ich hatte nicht mehr die Kraft damals, zu Hause wirklich aufzuräumen oder etwas schön zu machen. Ich weiß nicht genau, ob Du verstanden hast, wie schlecht es mir ging. Du wirst auch nicht begriffen haben, wie Hansi und ich noch kurz eine Ehetherapie anfingen, die er sicher nie ernst gemeint hat und nach nur zwei Sitzungen wieder abbrach. Er hatte doch gar nicht vor, mit seiner Kathrin, die damals wohl seine Lieblingsfreundin neben anderen war .. Helga gab es ja immer noch und wahrscheinlich auch noch andere, was nicht so etwas Festes wie mit Helga oder Kathrin gewesen ist ... Schluss zu machen, um unserer Ehe eine neue Chance zu geben. Und das merkte auch unser Psychiater und sagte es ihm mitten ins Gesicht.
Tja .. mit dieser Kathrin, hier rechts mit Hansi zu sehen, ist er inzwischen gar nicht mehr zusammen. Ich weiß nicht genau, ob Du das noch wirklich mitbekommen hast, Mami.
Seinen Geburtstag im Januar haben wir 2007 auf jeden Fall auch noch mit der Familie gefeiert. Damals war der Marius noch mit Imke zusammen, was inzwischen ja auch nicht mehr so ist.
Welche Rolle Imke in Deinem und meinem Leben wirklich gespielt hat, Mami, ich kann Dir das nicht genau sagen, aber da sie Zugang zu unserem Familienserver hatte, über den ich bei Marius alle meine intimen Daten gespeichert hatte, glaube ich heute, dass ich ihr viele schlimme Dinge verdanke, die ich lange Jahre auf andere Menschen, aber niemals auf diese freundliche stille junge Frau geschoben habe ... und damit auch Du, denn auch als ich kurz vor Deinem Tod versucht habe, noch wieder mehr Nähe zur Familie herzustellen, spielte sie eine Rolle dabei, dass meine Bemühungen, die ich auch für Dich unternommen habe, weil ich wusste, es würde möglicherweise Dein letzter Sommer im Jahr 2011, leider nicht so gut verlaufen sind wie gehofft. Aber die Details, die ich dann erst 2011 erfuhr, die werde ich erzählen, wenn wir da angekommen sind. Nun folgen einfach noch ein paar Bilder von Hansis letzter Geburtstagsfeier, die Du und ich mit ihm gefeiert haben und wo Du die Familie bis auf Vanessa und die Kinder, mal wieder um Dich haben konntest, an der Du doch immer so gehangen hast.
Da war Raphael noch recht klein, jetzt muss er ein Teenager sein und ich weiß nicht, wie er aussieht. Vielleicht würde ich meinen Enkel auf der Straße gar nicht erkennen, wenn er mir begegnet.
Während ich die Geburtstagsfotos von Hansis Party verlinke, möchte ich mal weitererzählen.
Du hast noch was getan, nämlich Esther überredet, Chiwa und Prima zu retten, als ich mich nur kurze Zeit nach dieser Geburtstagsfeier von meinem damaligen Mann endgültig trennte, weil ich rausgefunden hatte, dass er mich ständig mit Kathin und Helga betrog und auch noch eine blonde Frau an einem Wochenende dazu getroffen hatte, von dem er mir vorlog, er sei auf einem Seminar.
Als ich Dir den letzten Teil über Dein Leben aufgeschrieben habe, da schrieb ich Dir, ich würde auch alles über Dich und mich und uns in diesem Blog erzählen wollen,damit es erhalten bleibt, denn ich sei nicht sicher, wie lange ich noch zu leben hätte.
Ich glaube, ich habe noch ein paar Jahre, wenn nichts Ungewöhnliches passiert, denn dieser Knoten an meiner Schilddrüse geht zurück. Wenn das Krebs wäre, das wäre nicht so .. die Ärzte haben doch alle keine Ahnung, Mami .. leider hast Du auch oft Pech damit gehabt, dass das so ist.
Als ich mich von Hansi trennte, wusste ich eine Weile nicht wohin. Die Pferde standen dort in der Nähe unserer Wohnung, Blanka konnte noch raus, Jürgen kannte ich noch nicht und hatte die Auflage bekommen, mit Dir umzuziehen.
Aber niemand half uns rauszukriegen, wo wir denn hin könnten und niemand wollte eine alte Frau mit einem Pflegefall, der Du ja warst, bei sich aufnehmen.
Als Du da, wo ich dieses Foto von Dir machte,mit im Stall warst, hatte Esther sich gerade als weiteres Schulpferd den kleinen Schecken Max dazu gekauft und ihre Reitschule lief richtig gut.
Jedenfalls dort gab es noch familiäre Nähe und Wärme für Dich und mich.
Aqualang und Luchsohr waren beide noch am Bauwagen für das Heu, als Esther Chiwa und Prima mit nach Schwentinental nahm, um uns zu helfen, damit wir in Nettelsee ausziehen konnten, ohne dass den Pferden etwas passiert.
Sie würden beide im Jahr 2007 spurlos verschwinden. Vielleicht war es besser so. Ich hoffe, sie sind auf einen Bauernhof gelaufen, denn in unserer Etagenwohnung, wo Blanka heute lebt, das wäre nichts für die Kater gewesen.
Ich suchte Halt bei meiner jüngsten Tochter, als die Pferde zu ihr zogen ... es war schön, Raphael wieder häufiger zu sehen und Nixe und Reno, Chiwa und Prima und alle anderen Pferde von Esther in einer Herde zu wissen.
Als Esther sagte, Mama such Dir doch genauso wie Papa es tut, auch einen Liebhaber, habe ich nicht angenommen, dass sie das wörtlich gemeint hat. Ich bin eben nicht der Typ für einen Liebhaber, ich bin monogam und für mich war die Trennung von meinem Mann damals ernst gemeint.
So alt und tüdelig Du auch warst, Mami ... Du hast von allen am besten verstanden, was es für mich hieß, mich vom Vater meiner Kinder zu trennen, den ich mal mal sehr geliebt habe .. denn Du hast Dich aus dem gleichen Grund, weil es wegen der Affairen nicht mehr anders ging, ja auch mal von meinem Vater getrennt.
Das ist das erste Foto, das ich irgendwann Ende März oder Anfang April von meinem Jürgen im Internet sah, als er mich eines nachts fragte, ob ich auch nich schlafen könnte. Wir konnten das beide nicht, denn wir hatten gerade beide unsere Ex-Partner verloren.
Er sah so zerrissen darauf aus, aber so fühlte er sich damals ja auch .. und ich ganz genauso.
Ostern 2007 ... noch ein bisschen Familiengefeiere ... noch ein Garten, wo man etwas für Raphael verstecken konnte .. noch keine Sozialwohnung .. noch kein Umzug in das Ghetto, wo Du hast mit Jürgen und mir leben und schließlich auch sterben müssen, Mami.
Am 27. April 2007 habe ich den Jürgen dann getroffen und mich sofort in ihn verliebt.
Und am 1. Mai, als wir die Pferde bei Esther alle zusammen ließen, da war er dann dabei, und lernte den ersten Teil meiner Familie kennen, denn Dich kannte er ja schon, Mami.
Es gibt sicher nicht viele Männer, die sich mit einer Frau zusammentun, die einen schweren Pflegefall zu Hause hat. Jürgen war dazu bereit, uns beiden zu helfen. So hast Du ganz zum Schluss noch einen guten Schwiegersohn bekommen.
Auf dem Foto links habe ich den Moment festgehalten, als Jürgen seine Prima kennenlernte und sich sofort in sie verliebt hat.
Und da auf dem Foto rechts, als Chiwa und Prima noch nicht zu den anderen gelassen worden waren, streichelt Jürgen schon ganz verstohlen Primas Nase. Bei den beiden war es genauso wie bei uns beiden damals Liebe auf den ersten Blick.
Mami .. als Du wusstest, dass Du sterben wirst, hast Du mir gesagt, Du bist sicher, ich habe einen guten Mann gefunden. Ja Mami, das stimmt auch. Wir sind auch heute noch glücklich miteinander. Einen besseren Mann hätte ich auch nicht finden können.
Jürgen, Du und ich, wir waren ab da dann sehr oft bei Esther, Raphael und den Pferden im Stall. Ich hatte Arbeit in Schwentinental gefunden, in einer Gärtnerei, der Jürgen war sehr oft bei uns in Nettelsee und zog dann schließlich bei uns ein. Eine Weile sah es so aus, als ob wir unsere Wohnung in Nettelsee behalten könnten und die Pferde es bei Esther alle sehr gut haben würden. Nur die Sache mit Vanessas Familie war nicht so schön .. alles andere hätte nicht besser sein können.
Das rechts war im Sommer 2007 an meinem Geburtstag. Ihr wart alle dabei, als Esther Jürgen und mir nach Jahren die erste Reitstunde gab, dem Jürgen auf Max nach über 30 Jahren Pause und mir nach 4 Jahren Pause auf der Nixe.
Auch Du hast damals sicher Hoffnung gehabt, alles könnte noch wieder gut werden, nicht Mama?
Hof Altmühlen, die Reitschule Ventaur, Esthers Traum ja .. ich fand, es war damals ein wunderschöner Reiterhof.
Was ich später darüber von manchen Leuten gehört habe, glaube ich ich nicht wirklich, auch wenn ich nicht genau weiß, was alles passiert sein mag, als wir damals später haben gehen müssen.
Meine Tochter ist ein gewissenhafter und ordentlicher und vor allen Dingen tierlieber Mensch mit Verantwortungsgefühl, das weiß ich genau.
Tja ... so ist das mit Träumen .. oft gehen sie schon fast in Erfüllung .. nur eine Kleinigkeit fehlt noch .. und dann kommt jemand und macht aus Egoismus einfach alles kaputt.
Aber das erlebt man leider immer wieder und selbst bei Menschen, von denen man das nie gedacht hätte.
Dieses schöne Tor da hinter Chiwa, mit der Esther da gerade am Boden arbeitet .. es trägt die Handschrift meines Ex-Mannes, der immer ein guter und kreativer Handwerker war.
Soll er ja auch ... aber leider war nirgends, wo Jürgen und ich auch Halt bei den Kindern gesucht haben .. und Du ebenso, Mami .. Platz für uns beide .. und er war immer der, der nützlicher für die anderen war als ich.
Ein schöner Ausflug in den Zoo irgendwann im Sommer 2007, den ich der Esther zum Geburtstag geschenkt hatte .. damals ging das. Ich hatte den Job in der Gärtnerei, der Hansi zahlte mir immer noch 400 von eigentlich 600 Euro Unterhalt und Jürgen hatte den Job bei Randstad .. Du Sozi dazu ... ein bisschen Pflegegeld für die Stufe 1 ... wir kamen durch ... aber es sollte nicht so bleiben, weil Hansi aufhören würde, mir Unterhalt zu zahlen .. auch nicht mehr die reduzierten 400 Euro, sondern gar nichts, und das ging halt nicht.
Ja .. das war ein schöner Tag mit Teilen Deiner und meiner Familie, Mami .. einer von vielen in diesem Frühling und Sommer 2007.
Ich hoffe, Du hast diese Tage genossen ... es würde härter kommen .. viel härter.
Irgendeine kleine Feier .. auch noch im Sommer 2007 ... ach Mami.
Damals hatte ich so viel Hoffnung, aber auch einen eigenartigen verworrenen Traum voller Angst .. von dem ich heute denke, es war eine Vorahnung auf das, was uns bald bevorstehen würde.
Wie es im Spätsommer 2007dann weiterging, Mami .. davon erzähle ich bald .. wenn ich wieder mal ein Stündchen oder länger Zeit dazu finde.
Bis bald.
Deine Tochter Renate