Hufrehe - Gründe für verzögerten Fellwechsel, stumpfes Fell, Hungerfell
Nicht jedes Rehepferd, das Fellprobleme bekommt, hat das Cushing-Syndrom!
Fellprobleme können bei Hufrehe auch einfach fütterungsbedingt auftreten!
Zu viel Gras geht bei Hufrehe nicht, zu wenig ist aber auch nicht gesund!
Unsere Ponystute Chiwa leidet ja nun seit 2001 leider unter der Neigung zu Hufrehe. Es ist auch wirklich nicht einfach, ein Rehepferd so zu halten, dass es nicht wieder zu einem neuen Reheschub kommt. Wir stehen mit Chiwa nun seit geraumer Zeit in einem Stall, wo auch die Stallbetreiber ein Rehepferd haben und auch bei einem kleinen Shetty Angst, es könnte vielleicht welche bekommen. Noch ein weiteres altes Pony steht auch mit in der Rehegruppe. Sie sind also momentan zu viert dort. Da ich versprochen habe, keine Bilder von den anderen Einstellpferden zu veröffentlichen, kann ich leider keine Beweisfotos dafür zeigen, dass alle Pferde dort die gleichen Fellprobleme zeigen, und zwar auch die, die gar nicht unter Hufrehe leiden und insofern auch sicher keine Neigung zum berüchtigten und von allen Rehepferdebesitzern gefürchteten Chshing-Syndrom haben. Insofern, das ist Chiwa jetzt Ende April, wo eigentlich alle Pferde mit dem Fellwechsel so gut wie durch sind, nur die Rehegruppe nicht.
Seht Ihr, dass sie noch nicht einmal ansatzweise mit dem Fellwechsel durch ist? Das ist auch gestern noch nicht anders gewesen, ich habe nur gestern keine Fotos gemacht, hatte nicht daran gedacht, die Kamera mitzunehmen.
Alle Pferde in der Rehegruppe sehen so aus, was Ihr mir jetzt einfach einmal glauben solltet, denn Beweisfotos darf ich leider nicht öffentlich zeigen.
Zum Vergleich zeige ich Euch jetzt einmal unsere Prima, die mit dem Fellwechsel wirklich fast fertig ist und wo man bereits wieder das Brandzeichen sieht, die auch Glanz im Fell hat und so weiter. Auch da sieht die gesamte sonstige Gruppe schon so aus. Es hat also definitiv was mit der Fütterung der Rehepferde zu tun.
Zum Vergleich werde ich Euch gleich einmal Fotos vom letzten Frühling um die gleiche Zeit suchen und danach noch welche vom Frühling davor, wo sie ganz anders gehalten wurde, also im Sommer zwar begrenzten, aber etwas Weidegang hatte, auch immer von beiden Pferden. Das ist wichtig.
Zunächst aber noch mein Bericht, was genau sich an der Haltung geändert hat. Chiwa und Prima wurden vor Januar 2011 in einem anderen Pensionsstall gehalten, in dem Chiwa gemeinsam mit einem anderen Rehepferd auf einer Magerweide lief, also im Sommer nicht viel, aber etwas grünes Gras fressen konnte, dann aber zugefüttert wurde. Auch das lief nicht optimal, da die andere Stute offensichtlich durch mehrere Ausbrüche von der Weide .... die Zäune waren dort leider nicht optimal ... wieder einen Hufreheschub hatte, und zwar recht schlimm. Es ist also immer ein Vabanquespiel und am besten hält man ein Rehepferd vermutlich nach wie vor in Eigenregie gemeinsam mit einem anderen, wo man oprimal die Weidedauer anpassen und auch optimal selbst zufüttern kann. Aber wie man weiß, ist das alles nicht so leicht zu arrangieren. 24 Stunden Dauer-Magerweide mit Zufüttern kann also noch schlechter sein als 12 Monate gar kein Gras mehr und nur noch Heu oder Heulage, aber auch 12 Monate nonstop gar keine Weide ist ungesund, wie wir erst jetzt festgestellt haben, nachdem wir uns anfingen zu wundern, warum unsere Chiwa plötzlich so schreckliches Fell hat, aber auch sahen, dass das allen Pferden der Rehegruppe genauso geht. Ich mache der Stallbetreiberin hier keine Vorwürfe, die noch gar nicht weiß, was ich gerade erzähle, da ich noch keine Gelegenheit hatte, ihr zu erzählen, was ich dann gestern abend durch googeln rausgefunden habe.
Also es war in 2011 der erste Sommer für Chiwa komplett ohne Weidegang und der Winter 2011/2012 ist der erste Winter, wo vermutlich die in der Leber gespeicherten Reserven an Vitamin A nicht mehr bis zum Frühling gereicht haben und sich jetzt sehr negativ auf den Gesundheitszustand der Rehepferde auszuwirken beginnen. Nun die Bilder vom vorigen Frühling.
Chiwa ist da also schon viel glatter als in diesem Frühling, was sicher darauf zurückzuführen ist, dass ihre Leber da noch vom letzten Sommer letzte Vitamin-A-Reserven abgeben konnte. Sie sieht aber nicht so gut aus wie Prima, die zu dem Zeitpunkt natürlich genauso wie in diesem Jahr schon einige Wochen frisches grünes Gras fressen konnte. Zum Vergleich mal Prima am gleichen Tag.
Auf dem unteren Bild hatte sich Prima allerdings bereits mit Genuss nach dem Training im Sand gewälzt.
Wir sind auch im letzten Sommer natürlich oft mit den Pferden spazieren gegangen und haben Chiwa an den Wegekanten grasen lassen. Das bewirkt dann vermutlich, dass sich auch ein Rehepferd im Laufe des Sommers vom Fell her etwas regeneriert, aber wie man sieht, reicht das nicht aus, um über den langen Winter zu kommen und die Fellprobleme nehmen mit der Zeit zu .. auch wenn zunächst Gott sei Dank die Hufprobleme nicht mehr bestehen. Wobei man bedenken sollte, dass sich ein langfristiger Vitamin-A-Mangel später auch auf das Hufhorn auswirkt. Davon merke ich allerdings im Moment nichts.
Ich möchte jetzt, bevor ich noch Fotos von einem Jahr davor suche, einmal Chiwas Winterfell 2012 zeigen, bevor sie anfing zu haaren. Da nämlich fing ich an, stutzig zu werden, weil ich sah, Prima hat nicht solches Hungerfell, die Rehegruppe aber durch die Bank genauso wie Chiwa auch.
Zum Vergleich auch noch einmal Prima, die zwar Winterfell, aber kein solches Hungerfell hat.
Was ich vielleicht sagen sollte, es liegt natürlich nicht daran, dass die Rehepferde zu wenig zu fressen kriegen würden, in meinen Augen ist das schlicht und ergreifend ein Vitamin-Mangel, den man auch mit genug Heu und Zufüttern nicht in den Griff kriegt, weil man so viel gar nicht zufüttern kann, wie durch gar kein frisches Gras den Tieren fehlt.
Die nächsten Bilder werde ich über die URL aus meinem Hufrehe-Forum übertragen und stelle auch sicherheitshalber einmal hier den Link zu dem Thread dazu, aus dem sie stammen, weil Tinypic-Fotos nicht immer zuverlässig dauerhaft im Netz bleiben. Im Thread sind dann noch mehr davon.
So glatt war Chiwa da schon Ende März 2010. Im Jahr zuvor hatte sie wie gesagt wenig Weidegang auf einer Magerweide extra für Rehepferde.
Und so Prima am gleichen Tag.
Geht weiter am 20.04.2010 mit Prima.
Und nun Chiwa am 20.04.2010, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf einer Magerweide gewesen war, aber eben im Jahr davor bis durchgehend zum Spätherbst.
Nun weiter am 1. Mai, also ca. direkte Vergleichsfotos zu den Aufnahmen von diesem Jahr .. Wie man sieht, Chiwa ist vollkommen glatt und glänzt.
Und zum Abschluss noch einmal beide Pferde am 8. Mai, also 3 Tage nach heute, wo Prima auch wieder glatt ist und glänzt, aber Chiwa stumpfes Fell hat und ihr Winterfell einfach immer noch nicht wirklich los ist, was mich darauf brachten, die Gründe dafür heraus zu finden.
Falls die Fotos aus 2010 nicht zu sehen sein sollten oder für größere Aufnahmen, findet man sie in diesem Link hier unter dem Thread Training 2010.
Abschließend möchte ich noch dazu sagen, dass wir unsere Pferde mit viel Obst und Gemüse, immer Möhren und auch einem Müsli zufüttern, das natürlich Vitamin A enthält, nämlich dem Vital Müsli Beste Jahre von St. Hippolyt, wovon Chiwa nicht wenig bekommt. Es reicht definitiv dennoch nicht aus. Man schafft offensichtlich nicht, nur durch Zufüttern das Vitamin A bzw. Beta-Carotin oder Provitamin A, wie immer man es nun lieber nennen möchte, auszugleichen.
Da ich nicht annehme, dass unsere Rehegruppe im Pensionsstall, um so einen Mangel zu vermeiden, ab und zu über Sommer stundenweise auf eine Weide dürfen wird, müssen wir uns so behelfen, indem wir ab sofort immer sehr lange Spaziergänge mit Chiwa mit viel Kantengrasen machen werden und ich sollte eventuell noch mehr Möhren geben.
Ich habe das erzählt, weil ich darauf hinweisen möchte, dass man nicht immer gleich das Schlimmste befürchten muss, wenn ein Pferd stumpfes Fell und langes Winterfell, Hungerfell und einen verzögerten Fellwechsel zeigt. Das muss nicht immer gleich das Cushing-Syndrom sein, es kann auch einfach an zu wenig Vitamin A liegen, denn nur in frischem Gras ist genug davon in ausreichender Menge drin, dass sich Pferde auch in der Leber dann davon einen Wintervorrat anlegen können.
Vitamin A bildet sich aus dem in Pflanzen enthaltenen Beta-Carotin, das sich auch Provitamin A nennt, indem mit Hilfe von Zink (auch genug Zink ist daher wichtig für Pferde, wobei Zink auch noch für andere Stoffwechselvorgänge gebraucht wird) aus Beta-Carotin zwei Vitamin A macht, weil es das spalten hilft. Vitamin A ist ein fettlösliches Vitamin und Überschüsse werden in der Leber gespeichert, wo der Organismus dann einige Monate von zehren kann, länger aber nicht.
Es reicht also bei Pferden, um über den Winter zu kommen, wenn man Möhren dazu gibt oder Müsli mit Vitamin-A-Anteil. Es ist aber nur in grünem Gras in so großen Mengen vorhanden, dass sie Tiere etwas übrig behalten, um diese Reservespeicher in der Leber zu füllen.
Heu verliert mit der Lagerungszeit immer mehr an Beta-Carotin und enthält nicht genug, selbst altes Gras enthält viel weniger als junges.
Fazit für mich: auch Rehepferde brauchen ein bisschen Gras, damit sie langfristig gesund bleiben.
Wieviel man sich da traut, muss man mit dem eigenen Rehepferd natürlich immer selbst heraus finden.
Zu viel ist gefährlich, zu wenig aber leider auch, wie man sieht.
LG
Renate