Samstag, 26. Mai 2012

 Eigene Pferde - Unsere stolzen Freunde - Teil 7

Pensionsstall-Phasen in Scharstorf - enttäuschend auf der ganzen Linie

Ja, wie ging es weiter, als mein Mann ausgezogen war? Zunächst einmal war ich gezwungen, in Depenau für meine Familie Sozialhilfe zu beantragen. Und ursplötzlich zog auch Björn aus. Nein, es ist nicht gehässig, wenn ich über diesen charmanten bisexuellen Kerl sage, er war eine männliche Nutte, die damals nur noch bescheidener gewesen ist. Jedes der Partner meiner Kinder zahlte bei mir ein Taschengeld, so dass Sonja oder Timo eine ganze Menge von dem übrig blieb, was sie im Ausbildungsbetrieb verdienten und Björn, der ja damals noch Gymnasiast war, hat von seinen Eltern wesentlich mehr Geld für das Wohnen bekommen, als er in Wirklichkeit bei mir hat wieder abgeben müssen, denn das war nur eine kleine symbolische Summe. Anders sah es nun aber aus, als ich für die Familie Sozialhilfe beantragen musste, ich hätte natürlich jeden Mitbewohner mit seinem vollen Einkommen bis hin zum Kindergeld angeben müssen.
Nein, ich bin nicht gehässig, wenn ich vermute, er war schon bi und wusste das auch genau, als er bei uns einzog und es war einfach lukrativ, bei uns zu wohnen und einfach nur schwul war der Junge nie und ist es sicher auch heute nicht.
Ich hab mich nur genauso einwickeln lassen wie mein Kind und sicher viele Menschen vor und nach uns beiden, weil dieser junge Mann einen Sex-Appeal hatte, den man eben erlebt haben muss um zu verstehen, wie er so war. Aber mit einem guten Charakter hattte das leider nichts zu tun.
Und meine Kleine rannte hinter ihm her. Sie tat mir so entsetzlich leid, aber helfen konnte ich ihr nicht. Das kann niemand, einem anderen wirklich den Schmerz nehmen, wenn man etwas verliert, das man von Herzen liebt und Esther hat ihren Björn von Herzen geliebt und unendlich gelitten, als er weg ging.
Vanessa hätte den Hof übernehmen können, aber sie tat es nicht, sondern folgte ihrem Ehemann, der beschloss, dass sie eine Etagenwohnung in Preetz mieten würden.





Dann ging im Dezember auch noch meine Heizungsanlage kaputt und der Vermieter weigerte sich, sie zu reparieren. Aber ich hätte es nicht bezahlen können, das zu tun so wie vorher, als wir unendlich viel auf dem Hof in Depenau in Eigenleistung verschönert haben, Denn bauen durfte man da alles, nur kriegte man es nicht ersetzt.
Im Mietshaus, wo meine Mutter in Preetz wohnte, war eine Wohnung frei geworden, also zogen wir dort hin, Marius und ich, denn Esther war ja hinter Björn hergelaufen.
Für die Pferde fanden wir zunächst einen Offenstall in Scharstorf. Die Leute waren genauso wie ihre Nachbarn, wo wir später hin gingen, sicher beim Kauf des Bauernhofes komplett von dem Vorbesitzer übervorteilt worden. Die Bauern, die diese Höfe verkauft haben, haben genau gewußt, dass dort bald die Umgehungsstraße gebaut werden würde, die ahnungslosen Käufer sicher nicht. Die Frau war Lehrerin, las die Freizeit im Sattel, hatte sicher gute Absichten, nur zu wenig Land und auch zu wenig Geld. Sie brachte bei näherer Betrachtung auf nur 1 ha Weideland 10 Pferde unter. Der Auslauf war binnen Wochen ein einziges Schlammloch, denn erschwerend kam dazu, dass Scharstorf auf Lehm steht. Die Heulage, die die Pferde bekamen, war keine, sondern siffiige Silage, die nichtmal Rinder vertragen würden, und davon noch zu wenig. Sogar Nixe nahm binnen Kürze so viel ab, dass wir den Sattelgurt 3 Loch enger stellen mussten. Wir sind deshalb nach nur 8 Wochen Hals über Kopf zum Nachbarn geflüchtet.
Ja, wenn vor diesem eigentlich schönen Offenstall ein Auslauf gewesen wäre, wäre der super gewesen, so aber war er nur eine Gemeinschaftsbox mit viel zu wenig Futter.
Meine Mutter hat damals die letzten Monate guten Kontakt mit ihrer Lieblingsenkelin Vanessa und der kleinen Janin sehr genossen, aber sie fühlte, dass mein Schwiegersohn was dagegen hatte, hat immer zu Vanessa gesagt: "Vanessa, lass Dir Deinen Familienast nicht absägen." Aber sie ließ sich später ihren Familienast absägen. Ob das für sie selbst gut ist, wage ich zu bezweifeln.
Auf diesem Bild sieht man genau, wie binnen Kürze der viel zu kleine Auslauf zum Sumpf wurde.




Dass Björn noch mit ausreiten kam, war hier nur eine Weile so, genauso wie bei Esthers bester Freundin Steffi, die später einfach aus ihrem Leben verschwand. So ist das leider im Leben, nichts ist von Dauer, obwohl man so manches so gerne festhalten würde.


Die Umgehungsstraße war damals noch nicht gebaut und nach einer Weile zogen wir zu den Nachbarn. Ich hatte aus dem Bauch raus, obwohl es dort schon besser war, rein menschlich kein gutes Gefühl. Für die Pferde war es aber besser, dass wir rüber gingen.






Das war damals noch eine Phase in meinem Leben und auch sicher dem meiner Kinder, wo wir uns mit den anderen Pferden im Pensionsstall identifiziert haben. Dass es bedeutet, ein Pferd in Pension zu geben, sich auf eine mehr oder weniger dauerhafte Wanderschaft zu begeben, lernt man erst, wenn man jahrelang erlebt, dass Bauern nur Pferdeköpfe zählen, weil die vielleicht mehr einbringen mögen als Rinder für den Schlachthof.
Nein .. es ist vielleicht nicht jeder so ... aber ich habe leider fast nur Enttäuschungen erlebt, wo immer ich auch meine Pferde unter gestellt habe. Die Gründe waren unterschiedlich und wie ich beim ersten Hof beschrieb, lag es auch oft einfach daran, dass sich viele Menschen finanziell komplett übernehmen, wenn sie einen Bauernhof kaufen. Mit den Penionspferden versuchen sie es dann aufzufangen, und das klappt eben nicht und ist für beide Seiten enttäuschend. Aber besonders schlimm ist es für Pferde, die ja Herdentiere sind und jedesmal leiden, wenn sie sich wieder neu in einer Herde einleben müssen, ständig Pferde dazu kommen und gehen und so weiter.






Meine Mutter war damals schon über 80. Da ich in Trennung lebte, machte ich eine Weiterbildung über das Arbeitsamt bei der Grone Schule. Meine Mutter lief jeden Tag mit Vanessa und Janin von Preetz nach Scharstorf, dort hinter dem Pferd hinterher, wenn Vanessa ritt, und wieder zurück.
Der Mann, der die Schuld hat, dass meine Mutter den Kontakt zu ihrer Enkelin verlor, der hat sie auf dem Gewissen. Ich bin sicher, meine Mutter wäre über 100 geworden, wenn man ihr nicht ihre Enkelin und ihre Urenkelin entrissen .. ihr den Familienast wortwörtlich abgesägt hätte.

Es dauerte nicht sehr lange, bis Esther zu uns zurück kam. Bei Marius und mir war nicht genug Platz, also zog sie rüber zu meiner Mutter. Hansi, mein Ex, von dem ich mich damals nicht habe scheiden lassen, kam uns jeden Tag besuchen, anfangs noch ohne neue sexuelle Beziehung zu mir, aber es dauerte nicht lange, bis er begann mir einzureden, mit seiner Helga sei es aus .. ich weiß heute, dass es nie aus gewesen ist und warum auch immer diese Frau sich gefallen lassen hat, ein Schattendasein als Geliebte zu fühlen, sie tat es. Hat meinen Ex wohl auch sehr geliebt, der immer geglaubt hat, keiner liebt ihn. Dabei war er es, der keinen wirklich geliebt hat und nicht umgekehrt.
Das Weihnachtsfest darauf war dann eines mit Robert, Esthers neuem Freund, der später der Papa meines Enkels von ihr wurde. Robby war schwer süchtig, aber nett. Wie ich deshalb zu ihm stehen soll, weiß ich nicht genau. Menschlich gut, andererseits war ich froh, dass Esther ohne ihn aus dem Drogenmillieu raus kam. Eines kann ich sicher sagen, auf seine Art hat er Esther sicher sehr geliebt und seinen Sohn ganz genauso.





Im zweiten Stall in Scharstorf war viel auch nicht in Ordnung. Es gab zwar genug Heu und Stroh, wir konnten selbst ausmisten und uns um die Pferde kümmern, aber der Reitplatz wurde nie eingezäunt und der Boden war einfach wegen des Lehms so sumpfig, dass man zuweilen die Gummistiefel im Dreck verlor, weil alles knietief war. Das lag nicht an den Bauern, sondern ist auf der Ecke einfach so .. ein Nachbarort heißt Lehmkuhlen, wo ich Jahre später mal mit Jürgen nach einem Stallplatz fragte und die Auskunft bekommen habe, dass die Leute dort den ganzen Winter über ihre Pferde ausschließlich in Boxen halten .. die Bäuerin war ehrlich und sagte, der Ort hieße nicht grundlos Lehmkuhlen und das wäre dort einfach so.
 Der Grund, warum wir schließlich gingen, war aber ein ganz anderer. Die Leute haben laufend ihre Kinder geschlagen und auch ihr eigenes Pferd. Esther und ich hatten keinerlei Vertrauen in solche Menschen. Wer aber bleiben wollte, das war Vanessas Mann und sie war damals schon so weit, dem Mann blind zu gehorchen. Ich habe damals darauf bestanden, dass Chiwa nicht dort bleibt. Es war richtig, sonst würde Chiwa heute gar nicht mehr leben, was meine Tochter übrigens selbst genauso sieht. Das hat sie mir später einmal gesagt. Na ja ... eine Weile haben wir dort noch viel gemeinsam mit der ganzen Familie unternommen und dieser Hof in Scharstorf war der letzte, wo das so war, denn Vanessa und Janin waren die Ersten, die uns entrissen wurden.





Ob meine Enkelin Janin, die jetzt bald ihren 14. Geburtstag feiern wird, wohl weiß, wie gerne sie als Baby immer im Liegen schon auf unserer Chiwa geritten ist?






Damals wollte ich so gerne Esther zuliebe auf Reno reiten lernen, weil sie Nixe eben lieber hatte. Aber das hat nie geklappt, ich reite dazu einfach zu schlecht. Geliebt habe ich den Reno immer sehr, egal ob ich auf ihm nun wirklich reiten konnte oder nicht.
Ja, mein Mann war ständig bei uns. Er war auch entsetzlich eifersüchtig. Als ich einmal mit einem anderen Mann telefonierte, der heute mein Freund auf facebook ist und später auch ohne mich eine neue Partnerin fand, hat er mich in meiner eigenen Wohnung so sehr geschlagen, dass Marius dazwischen ging und seinem Vater drohte, er würde ihn umbringen, wenn er mich noch einmal schlagen würde. Dabei hatte Hansi damals doch ein Verhältnis mit dieser Helga, das er bis 2007 auch nie aufgegeben hat. Er weinte dann sehr und meinte, ob er ein so schlechter Mensch sei, dass sogar sein Sohn ihn so hassen würde. Ich habe mich damals trotz allem wieder mit ihm vertragen. Marius fand diese Idee nicht gut. Er hatte recht damit. Ich muss mir heute von allen meinen Kindern zwar sagen lassen, ich hätte mich früher von meinem Mann trennen sollen, aber seltsamerweise besuchen sie ihn, Jürgen und mich aber nicht.
Das ist unfair, denn wenn ich nicht gewesen wäre und meine Mama, sondern nur mein Mann, können sie sicher sein, wäre alle vier im Kinderheim gelandet, denn mein Mann wäre nicht in der Lage gewesen, sie großzuziehen, auch wenn er sie geliebt haben mag. Seine Süchte waren immer stärker als er selbst, und eigentlich wissen meine Kinder das auch.
Vielleicht werden sie irgendwann begreifen, in was für einer Zwickmühle ich mein Leben lang gesteckt habe, denn ihren Vater ihnen einfach entziehen habe ich auch nicht gewollt, weil ich denke, sie hatten ein Recht auf den Kontakt zu ihrem Vater.
Ob meine Enkel glücklicher aufwachsen, jedenfalls manche, sei dahin gestellt und ob meine Kinder wirklich bessere Partner haben, ganz genauso.
Hier noch ein paar Fotos, einige der letzten, wo wir noch eine halbwegs intakte Familie zu sein schienen, aus Scharstorf.




Tja ...mein Mann und ich beschlossen dann nach über einem Jahr Trennung, wo ich sozusagen später die Geliebte meines eigenen Ehemannes war, wieder zusammenzuziehen und fanden eine Wohnung in einem Reetdachhaus in Pohnsdorf. Eshter war von Robert schwanger und zog zu ihm nach Kiel-Gaarden. Unsere Pferde waren zunächst noch in Scharstorf.





Als wir dann beobachteten, wie die Bäuerin in Scharstorf wie eine Furie mit der Mistforke auf ihr eigenes Pferd los ging, hatten Esther und ich genug. Es gab in Pohnsdorf einen Hof und wir fragten dort nach einem Platz für die Pferde und konnten kommen.
Aber Vanessa wollte Chiwa nicht gehen lassen. Das ließ ich nicht zu. So kam Chiwa mit nach Pohnsdorf und Vanessa hat wirklich von ihrem Mann ein Pferd für sich und Janin bekommen. Das kleine Pony heißt Silas und wurde schon bald wieder verkauft, genauso wie ich das geahnt habe wegen Chiwa. Chiwa ist noch immer bei mir, und das ist auch gut so.
Wie es dann in Pohnsdorf weiter ging, erzähle ich im nächsten Teil. Der beginnt mit dem Februar 2000.

LG
Renate


Über den Link unten kommt man zum Teil davor, für alle, die meine Story noch nicht kennen. Und von dem Teil für alle, die es lesen möchten, natürlich auch immer weiter zurück bis zum Teil 1.

Link zu Eigene Pferde - Unsere stolzen Freunde - Teil 6