Ich habe da eine gute Leseprobe gefunden
Diese Leseprobe möchte ich Euch nicht vorenthalten. Es ist eine Leseprobe zu einem E-Book, das man bei Interesse ganz bestellen kann.
Es gibt zwar verschiedene Gründe für die Selbstmorde älterer Menschen, aber ein entscheidender Faktor ist auch nach dieser Studie, über die die Autorin der Leseprobe ein E-Book geschrieben hat das Verhalten der erwachsenen Kinder älterer Menschen, vor allen Dingen dann, wenn der Lebenspartner bereits gestorben ist.
Eltern, deren Kinder sich nicht um sie kümmern, nehmen sich wesentlich häufiger das Leben als solche, die noch liebevolle Kinder haben.
Ich frage mich, was die jüngere Generation heute so grausam und hart gemacht hat?
Wir haben früher von unseren Eltern kaum Spielzeug und dafür häufig was an die Ohren bekommen, hatten viele Pflichten zu Hause, kannten keinen Urlaub oder Luxus und hatten oft nicht die Wahl, uns einen Beruf auszusuchen, der uns auch gefällt. Dennoch dürften in meiner Generation noch viele Menschen die Auffassung haben, ihre Eltern im Alter auch zu pflegen und sich vorher so viel um sie zu kümmern, dass sie nicht untergehen oder untergegangen sind.
Ich habe das getan und kenne viele Menschen in meinem Alter, die das auch getan haben.
Aber ich kenne auch viele Menschen in meinem Alter, deren Kinder sich genauso wenig oder zumindest kaum um ihre Eltern kümmern und erlebe das mit den eigenen Kindern und denen meines 2. Mannes ja auch selbst.
Ich habe schon gestern gesagt, gerade unsere Generation hat die Kinder verwöhnt und in den Vordergrund gestellt .. wieso verhalten sich ausgerechnet Kinder, die fast immer viel Liebe bekommen haben, so herzlos?
So .. nun zu dieser Leseprobe:
Die ist recht lang, aber ein kleines Stück, das ich für besonders wichtig halte, möchte ich Euch vorab hierher kopieren.
Zitat:
"Die Broschüre der Arbeitsgruppe Alte Menschen im Nationalen
Suizidpräventionsprogramm für Deutschland (2006, S. 3) trifft Aussagen,
die für eine erhöhte Suizidalität von alten Menschen sprechen. Eine
davon ist die, dass fast alle zwei Stunden ein Mensch über 60 Jahre stirbt, weil er sich selbst das Leben nimmt.
Martin Teising (1996, S. 61 - 74) fügt in seinem Werk
„Psychodynamisches Verständnis der Suizidalität älterer Menschen“ hinzu,
dass sich Alleinstehende alte Menschen (hauptsächlich geschiedene oder verwitwete Personen) häufiger als andere das Leben nehmen.
Zusätzlich stellt er fest, dass das Risiko suizidaler Handlungen im
Alter mit der Zahl der Kinder sinkt. Gibt ein Mann einer unteren
sozialen Schicht seinen Beruf auf, scheint dies eine suizidale Handlung
zu begünstigen."
Und noch ein Zitat:
"
2.3 Soziale Faktoren
Soziale Faktoren beinhalten Netzwerke älterer Menschen, soziale
Unterstützung und natürliche Veränderungen, die sich aus dem eigenen
Lebenslauf ergeben. Oft entstehen Konflikte aus
Kommunikationsschwierigkeiten, Verlusten oder verschiedenen Ängsten der
Senioren. Diese Faktoren wirken sich zusammen mit den körperlichen und
psychischen Problemen sehr häufig auf den Gesundheitszustand des alten
Menschen aus. Die wichtigsten werden in dieser Bachelorarbeit nun
genannt.
2.3.1 Familiensituation
Teising (1992, S. 44) befragte im Jahre 1988 38 Suizidenten im Alter
von über 60 Jahren zu Lebensbereichen, die sie am meisten belasteten.
Der Verlust emotional nahestehender Bezugspersonen (hauptsächlich der
Verlust des Ehepartners) wurde damals als zweithäufigstes Problem
genannt. Auch Lieske (2000) kam in seiner retrospektiven Studie im Raum
Düsseldorf für die Jahre 1986 – 1996 zu dem Ergebnis, dass verwitwete
ältere Menschen eine größere Wahrscheinlichkeit haben, einen Selbstmord
zu vollziehen als ledige Personen. Männliche und weibliche Verwitwete
stellten in der Gesamtbetrachtung der Selbstmorde mit 43,4 Prozent einen
großen Anteil dar. Peters (2004, S. 200) stellt fest, dass viele ältere
Menschen einen Psychotherapeuten aufsuchen, weil der Ehepartner
gestorben ist. Beide Ehepartner haben ein Leben miteinander verbracht,
in ihrem Rollengefüge gelebt und ein gemeinsames Ich entwickelt. Der Tod
eines Partners bedeutet für den anderen eine komplette
Lebensveränderung und eine schmerzende Verlusterfahrung. Viele alte
Menschen haben dann das Gefühl, einen Teil von sich selbst verloren zu
haben, was sie in tiefe Trauer stürzt. Es ist niemand mehr da, der ihnen
Anerkennung, Freude oder Lob schenkt. Das Selbstwertgefühl beginnt zu
sinken. Faltermaier, Mayring, Saup und Strehmel (2002, S. 198 - 200)
beschreiben Gefühle wie Schock, Betäubtheit, Nichtwahrhabenwollen,
Angst, Beklemmung, Aggression, Kontrollverlust, Gefühle der
Verzweiflung, Schuld usw., mit denen der zurückbleibende Mensch zu
kämpfen hat. Er fühlt sich dann oft den Anforderungen des Alltags nicht
mehr gewachsen und flüchtet schlimmstenfalls in die Suizidalität.
Suizidforscher sind sich nach Erlemeier (2002, S. 72) in diesem Punkt
einig: Geschiedene, getrennt Lebende, Verwitwete oder Ledige üben
häufiger Selbstmord aus als andere. Dies ist insbesondere bei alten
Männern zu beobachten.
Die Familiensituation ist aber nicht der einzige soziale Faktor, der
einen Suizid auslösen kann, auch zwischenmenschliche Bindungsfaktoren
spielen eine entscheidende Rolle.
2.3.2 Zwischenmenschliche Faktoren
Beziehungen zwischen Menschen lösen häufig Konflikte aus.
Entscheidend für alte Menschen ist besonders die Beziehung zu den
eigenen erwachsenen Kindern (Rahn & Mahnkopf, 2005, S. 706). Diese
haben aber nach Peters (2004, S. 185) emotional den größeren Abstand zu
den Eltern als umgekehrt. Das bedeutet, dass sie häufig auch nicht ein
so intensives Kontaktbedürfnis wie diese haben. Die Eltern wünschen sich
also eine konfliktfreie Beziehung mit viel Nähe, die erwachsenen Kinder
wollen aber häufig ihr eigenes Leben führen. Viele alte Menschen haben
Angst, dass sich die Beziehung und der Kontakt zu ihren Kindern bei
einem Streit oder einer Krise verschlechtern könnte. Diese Angst ist
durchaus berechtigt, da es generationenbedingt oft verschiedene
Einstellungen zu Dingen gibt.
Gründen z.B. Kinder ihre eigene Familie, fühlen sich Senioren oft
zurückgesetzt. Die Nachkommen führen ein eigenes Leben und bei den
Eltern schleicht sich ein Gefühl von Macht- und Kontrollverlust ein. Nun
ist der Ehepartner für den Sohn oder die Tochter zunächst bedeutsamer
als die eigene Person – ein Zustand, der nicht so einfach zu akzeptieren
ist. Auch die Geburt von Enkelkindern kann zu Konflikten mit den
eigenen Kindern führen (Rahn & Mahnkopf, 2005, S. 706). Zunächst als
freudiges Ereignis erlebt, können Enkelkinder sehr schnell zur
Überforderung führen. Die unterschiedlichen Vorstellungen der
Generationen über Erziehungsstile stellen ebenso einen nicht zu
unterschätzenden Konfliktfaktor dar. Lehr (2003, S. 283 – 285) weist
darauf hin, dass erwachsene Kinder immer einen starken Einfluss auf die
Eltern ausüben. Häufig wirken sich die Schicksale der erwachsenen Kinder
negativ auf das elterliche Befinden aus. Lehr nennt dabei
beispielsweise Drogenabhängigkeit der Nachkommen, sehr auffälliges
Verhalten oder psychisch behinderte erwachsene Kinder. Sie stellt fest,
dass die Beziehung erwachsene Eltern zu den Kindern abnehmen kann, wenn
die Eltern krank werden. Es kann aber auch sein, dass sie dadurch erst
intensiviert wird. Dies hängt immer davon ab, wie gut die Qualität der
Beziehung vor der Problematik war (Erlemeier, 2002, S. 70 - 74). Nehmen
Familienkonflikte überhand, mangelt es dem alten Menschen an
vertraulichen Gesprächen und emotionalem Austausch - weitere Faktoren,
die Suizid im Alter auf Dauer begünstigen. Ist ein alter Mensch
irgendwann nicht mehr erwerbstätig, birgt das zusätzlich ein Risiko für
suizidales Verhalten."
LG Renate