Meine Tiere, mein Leben und ich Teil1
Meine Tiere, mein Leben und ich Teil 2
Und plötzlich war Bessy da
Wie schon in Teil 2 beschrieben, musste
Anka ja leider von uns gehen. Auch für mich hieß es nach ein paar
Wochen Ferien wieder, in den Internatstrott zurückzukehren. Obwohl
es Sommer war und in der Freizeit der Strand lockte, ging mir Ankas
Verlust sehr nah. Sie fehlte mir sogar auf Langeoog, obwohl sie nie
hier war.
So vergingen die ersten Tage ohne
besondere Aktionen mit meinen Freunden. Ich war zwar mit ihnen
unterwegs, aber nicht wirklich dabei. Doch dann passierte es! Ich
bekam Post von zu Hause. Eigentlich war es sehr ungewöhnlich, jetzt
schon einen Brief zu bekommen. Beim Öffnen rutschte ein Foto aus dem
Brief. Darin stand sinngemäß:
Wir haben ein neues Familienmitglied.
Sie heißt Bessy und ist, wie Du sehen kannst, ein Irish Setter. Ich
lese gerade Bücher über diese Rasse. Hättest Du nicht sagen
können, dass das Jagdhunde sind?
Auf dem Polaroid ist Bessy 9 Wochen alt
und erst den zweiten Tag in Hannover.
Liebe Grüße Dein Vater.
Das Polaroidfoto von Bessy
Boah, war das eine Überraschung. Ich
rannte sofort zum Kaufmann, um Geld zu wechseln. Telefonkarten oder
so gab es ja noch nicht. Aber dann war erst einmal die
„Arbeitsstunde“ dran. Aber mal ganz ehrlich, wer kann sich bei so
einer Überraschung schon auf seine Schulaufgaben konzentrieren? Die
vorgeschriebenen 2 Stunden krochen sehr zäh dahin. Um 18 Uhr gab es
Abendessen. Aber ich stopfte mir etwas Brot, Wurst usw. in einen
Beutel und war wieder verschwunden. Kaum hatte der Sekundenzeiger
18:10 angezeigt, hinterließ ich eine Staubwolke, rein ins Zimmer,
Abendessen in die Ecke gepfeffert und wie ein Blitz zur Telefonzelle.
Papi und ich quatschten, bis mein Kleingeld alle war. Pfeifend
schlenderte ich ins Internat zurück. Natürlich stand mir Nora,
unsere Gruppenleiterin, im Weg. „Ja, ich weiß, ich hätte im
Speisesaal bleiben sollen. Aber in den Ferien ist mein Hund gestorben
und eben erhielt ich ein Foto von unserem neuen Hund. Da musste ich
einfach schnell telefonieren.“ Ja das weiß ich doch. Zeig mir
doch mal das Foto von Bessy.“ Mehr als verdutzt, kramte ich das
Bild aus der Jackentasche. „Ist die aber süß!“ Und nun sag
Deinen Eltern noch, dass Du nicht verhungerst und Du Dir Dein
Abendessen ins Zimmer geholt hast.“
Bessy's Lieblingsplatz im Wochenendhaus
Ja so ist Bessy in mein Leben getreten.
Man könnte fast sagen, sie sei mit der Post gekommen. In den
nächsten Ferien gab es nur Bessy und mich. Sie begrüßte mich sogar
das erste Mal freudestrahlend an der Tür. Sie kannte mich ja schon
vom Geruch her. In den vier Wochen lernte Bessy sehr viel. Dann
bekamen wir Besuch von Papas Arbeitskollegin, deren Hund wir in
Pflege nehmen sollten. Teppa und Bessy verstanden sich sofort. Sie
teilten sich das Hundekissen und waren unzertrennlich. Doch dann lief
Teppa ein Kaninchen vor die Nase und sie natürlich sofort hinterher.
Rufen und locken war vergebens. Teppa blieb verschwunden. Also
schickte ich Bessy hinterher. Die Minuten des Wartens vergingen fast
wie Stunden. Endlich hörte ich etwas aus der Kiefernschonung. Dann
sah ich etwas Erstaunliches. Bessy hatte Teppa im Genick gepackt und
schob sie immer wieder ein Stück nach vorne, lief dann selber das
gleiche Stück und schob dann Teppa wieder vor. Bessy war ja noch zu
klein, um sie zu tragen. Das Bild war einfach göttlich.
Später streiften Bessy und ich durch
die Gegend unseres Wochenendhauses. Bessy war dabei übrigens selten
an der Leine. Sie hörte aufs Wort und stöberte vielleicht mal ein
paar Vögel auf. Aber richtig jagen war sie nie. Wir haben sogar
öfter Rehe beobachtet, wie sie von einer Schonung in die nächste
streiften. In den folgenden Jahren hieß Nachmittagsgassi immer
Radfahren, auch im Winter. Und wenn Bessy zu warm wurde, ist sie
einfach ins Wasser gesprungen, auch im Winter. Sie war aber so fit,
dass sie nie krank wurde. Auch Kanufahren gefiel ihr. Wie ein Kapitän
schaute sie im Kanadier nach vorne. Manchmal stand sie sogar mit den
Vorderbeinen auf dem „Vorschiff „. Oder aber sie sprang aus dem
Boot ins Wasser, wenn das Anlegen zu lange dauerte.
Bootshund Bessy mit Mama und mir auf der Örtze
erste Trockenübung
Den einen Nachmittag stöberte sie ein
Kaninchen auf und rannte ein Stück hinterher. Da aber das Kaninchen
Richtung Siedlung und unter einem Zaun durch lief, sprang Bessy im
Eifer der Verfolgung über den Zaun. Dann war das Kaninchen aber
wieder uninteressant und Bessy wusste nicht, wie sie vom Grundstück
kommen sollte. Ich musste die Tür irgendwie aufkriegen und meinen
Setter befreien. Denn noch einmal über den Zaun hüpfen traute sie
sich nicht.
Bessy und der Frosch
Eines Morgens kontrollierte ich die
Paddelboote auf unserer Wiese. Dabei entdeckte ich einen Frosch im
Canadier. Ich brachte den armen Kerl gleich zum Wasser. Er schwamm
auch von der Hitze noch etwas benommen ein Stück. Ich drehte mich
um, um wieder nach den Booten zu sehen. Da stand doch Bessy neben mir
und legte mir den Frosch vor die Füße. Ich trug ihn wieder Richtung
Wasser. Setzte ihn diese Mal aber am Ufer im dichten Gras ab. Bessy
apportierte ihn auch diese Mal. Das Spiel ging so noch eine paar Mal.
Ich brachte Bessy aufs Grundstück und schloss die Gartentür. Sonst
hätte das noch Stunden lang so weitergehen können. Dem Frosch ist
bei all dem Apportieren nichts passiert. Ich habe extra öfter nach
ihm geschaut.
Bessy konnte sogar gut Autofahren.
Bei Bessy ergab sich dann auch das
gleiche Spiel mit den Auto. Papa rief sie und sie stieg zögernd bei
ihm ein. Rief ich sie aber, sprang sie sofort ins Auto. War der Sitz
noch nicht vorgeklappt, machte Bessy den Umweg über den Fahrersitz
mit einem Sprung nach hinten. Fuhren wir los, presste sie ihr
Hinterteil gegen die Rückenlehne und legte sich wie ein Rennfahrer
in die Kurven. Nur Kopfsteinpflaster mochte sie wie Anka nicht. Aber
man fährt ja gerne Umwege für den Hund.
Nach elf Jahren hatten meine Eltern
leider nicht aufgepasst und Bessy trank im Frühjahr aus einer Pfütze
mit Streusalzresten. Davon hat sie sich leider nie wieder richtig
erholt. Sie ist eines Morgens einfach nicht mehr aufgewacht.
Ich werde all unsere Streifzüge durch
die Heide und durch Hannover nie vergessen. Ich konnte mich immer auf
Bessy verlassen. Sie war immer in einem Umkreis von ca. 50 Metern um
mich herum. Eine Eigenart fällt mir gerade noch ein. Immer wenn wir
andere Hunde trafen, die kleiner als sie waren, legte sie sich flach
auf den Boden. Dann folgte das übliche Auffordern zum Spielen und
erst wenn der andere Hund darauf reagierte, stand sie ganz auf. Ihr
Lieblingsspiel war das gegenseitige Fangen.
Bessy auf dem Grundstück
Siesta mit Mama
Bussyknutscha mit Daniel, Bessy und Mama
LG Jürgen
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