Montag, 23. April 2012

Thema Pflege: Lebenswichtiges Sonnenlicht leider nicht für jeden, einfach traurig!

Wie wichtig das Sonnenlicht für alte Menschen ist, wurde uns klar, als unsere Mutter sich im Alter von 90 Jahren ein Bein brach. Im Krankenhaus achtete niemand darauf, dass sie nicht aus dem Bett fallen konnte und so wurde aus dem einfachen Bruch dann ein Trümmerbruch. Ich werde sicher im Laufe der Zeit noch häufiger über die Dinge berichten, die ich in Bezug auf die Pflege meiner Mutter und auch die Fehler, die dabei von den Ärzten und Kliniken gemacht wurden oder die Bedeutung der Pflegestufen, die Demenz nicht berücksichtigen, erzählen.
Heute geht es mir darum, Euch einmal etwas über die Bedeutung des Sonnenlichts zu erzählen. Wie ich darauf kam, was ich darüber fand und was ich darüber denke, dass alte Menschen keinen Anspruch darauf haben, mit dem Rollstuhl spazieren gefahren zu werden oder auch nur in einen Garten gesetzt werden, wenn es nicht Verwandte oder Freunde tun oder sie genug Geld haben, jemand dafür zu bezahlen.
Mitte September 2010 hatte meine Mutter den Unfall. Ende Oktober bestanden wir darauf, sie uns endlich aus dem Krankenhaus nach Hause zu bringen. Warum erzähle ich nach und nach. Jetzt geht es nur um's Thema Licht. Wir wohnen im 3. Stock. Der Fahrstuhl allerdings liegt 8 Stufen tiefer als die Wohnungstür.

Zunächst durfte meine Mutter gar nicht aufstehen, da es lange dauerte, bis der Trümmerbruch belastbar war. Wir bemerkten, dass ihre Stimmung von depressiv zu aggressiv, vollkommen verzweifelt und voller Angst schwankte. Sie hatte oft regelrechte Panikattacken. Für uns begann ein verzweifeltes Suchen im Internet. Unsere Hausärztin, der ich nicht gestattet hatte, meiner Mutter ständig in meinen Augen schädliche Medikamente zu verschreiben, kam in über einem Jahr ganze 2 x zu einem Hausbesuch. Irgendwann gab sie am Telefon zu, dass es für sie nicht lohnend genug sei, Hausbesuche ohne Rezept zu machen. Hier sind die Krankenkassen gefragt, solche Zustände zu ändern. Es mag verständlich sein, dass Ärzte so handeln, die auch nur leben müssen. Aber es ist nicht verständlich, dass es so durch die Kassen gefördert wird, unnötige und ungesunde Medikamente zu verschreiben, die im Falle der stationären Pflege den alten Leuten auch gegeben werden.
Durch diesen Umstand erfuhr ich über unsere Hausärztin nichts über die Möglichkeit, einen Rollstuhl mittels eines Treppensteigeräts, das sich Skalamobil nennt, auch Treppen rauf und runter zu bewegen. Erzählt hat es mir dann die von uns bestellte Krankengymnastin.

Ich bestellte das Gerät Mitte Februar sofort, als ich davon erfahren hatte. Es dauerte dann bis zum 1. April 2011, bis ich es endlich im Haus hatte, nachdem ich zuletzt täglich sowohl der Apotheke als auch der Krankenkasse eine wütende e-mail geschickt habe, die von Tag zu Tag unhöflicher wurde.
Es war also kein Aprilscherz, als wir dann die Nachricht bekamen, am 1.4.11 würde der Treppensteiger geliefert. Meine Mutter freute sich so an den Blumen, die dann draußen schon blühten.

Die Stimmung meiner Mutter verbesserte sich schlagartig, nachdem wir in der Lage waren, sie wieder mit nach draußen zu nehmen. Unsere im übrigen auch, denn monatelanger Schlafmangel, weil meine Mutter vorher gar keinen Tages- und Nachtrhythmus mehr hatte und der Stress hatten auch meinem Freund und mir übelst zugesetzt. Nicht nur meine Mutter war nahe am Nervenzusammenbruch. Wir beide waren es auch, bevor dieses Gerät dann ankam.
Als Mama zu mir sagte, sie würde diesen schönen Sommer und die Spazierfahrten noch genießen, aber den Winter nicht überleben, habe ich noch gespaßt und gemeint, sie würde sicher 100 Jahre alt. Aber sie hatte recht. Es war ihr letzter Sommer, denn sie starb am 29.09.2011. 
Weil sie Kinder hatte, konnte sie so den Sommer noch genießen und mit uns in der Sonne spazierenfahren.
Das nächste Foto von uns ist eines der letzten kurz vor ihrem plötzlichen Tod.
Es gibt zwei wichtige sonnenabhängige Stoffe im Körper. Eines ist das Serotonin, ein Hormon, das sich nur über das Sonnenlicht in ausreichender Menge im Körper bilden kann. Nachts entwickelt sich daraus das Melatonin und ermöglichst einen guten Schlaf. Menschen, die nicht an die Sonne kommen, fehlen diese wichtigen Hormone.
Das nächste, was für den Menschen wichtig und abhängig von genug Sonnenlicht ist, ist das Vitamin D. Nicht nur für starke Knochen ist das wichtig, sondern auch ein lebensnotwendiger Neurotransmitter.

Wenn alte Menschen in stationären Einrichtungen leben, haben sie keinen Anspruch darauf, mit dem Rollstuhl nach draußen und spazieren gefahren zu werden. Solche Dinge sind in der Pflege nicht enthalten. Bettlägerige Patienten, die nicht durch ihre Verwandten oder weil durch genug Geld jemand es gegen Bezahlung tut, nach draußen gebracht werden, bleiben Tag und Nacht in ihren Zimmern im Bett liegen.

Es gibt Versuche mit Beleuchtung, die die Stimmung der Menschen etwas verbessert. Aber was ist Beleuchtung verglichen mit einer Spazierfahrt?

Ich bin über die Erfahrungen, die wir gemacht haben, fassungslos über das Gesundheitssystem in diesem Land und werde jede Gelegenheit nutzen, das anzuprangern. Auch mit diesem Blog, der neben kurzweiligen Themen auch immer wieder soziale Misstände beschreiben wird.

LG
Renate

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