Freitag, 26. Dezember 2014

Wenn Pferde unters Auto rennen

Kleines Gedankenspiel rund um Versicherungen, Gerichte und mehr


Ich finde den Link zu einem Urteil nicht wieder, das ich gestern unter anderem zum Thema gelesen habe.

Ein Mann verunglückt tödlich, als ihm auf der Autobahn ein Pferd vors Auto rennt. Was mit dem Pferd des 15jährigen Mädchens passierte, stand nicht dabei. Ob es auch tot war oder so. Es ging um die Gerichtsverhandlung. Die Versicherungen zahlen nur, wenn so ein Unfall im Verschulden des Pferdes liegt. Das gilt sowohl für die Tierhüterversicherung als auch für die Tierhalterversicherung. Beide müssen ja versichert sein, der Halter des Pferdes genauso wie der Betreiber des Stalls, wo es untergebracht ist.

Liegt die Schuld nicht beim Pferd, bezahlt keine dieser Versicherungen.

Die Familie des tödlich verunglückten Mannes klagte nun auf Schadensersatz, Frau und zwei ganz kleine Kinder, die so den Ernährer ihrer Familie verloren hatten.

Das Pferd war gemeinsam mit zwei anderen nachts im Stall gewesen, nicht auf der Wiese. Der Stall lag ca. 200 m von einer Autobahn weg, Wiese gut gesichert, Stall eigentlich auch, aber .....

Es gab ein abgeschlossenes Tor, dahinter erreichbar an der Stallwand einen Holzschuh aufgehängt, in dem für alle, die es wussten, erreichbar der Schlüssel zum Tor lag.

Nachts hatte jemand diesen Schlüssel gefunden, das Tor und den Stall geöffnet. Das Gericht vermutete, dann das Pferd heraus geführt, denn sonst wäre es ja auf die Wiese gelaufen .. vielleicht sogar auf die Straße getrieben. Wer das gemacht hat, war nicht zu ermitteln. Ein Fremder? Jemand, der sich auf dem Hof auskannte? Auf jeden Fall war es möglich gewesen, dass diese Person nachts eins der Pferde aus dem Stall holt und vermutlich in Richtung Autobahn geführt oder getrieben hat, da es unwahrscheinlich erschien, dass ein Pferd frei gelassen ausgerechnet in diese Richung rennt, wenn es woanders grasen kann.

Es ging darum, wer zahlen muss, das junge Mädchen oder die Betreiberin des Stalls, denn die Versicherungen waren raus, alle beide.

Das Gericht entschied, dass die Betreiberin des Stalls den Schaden zahlen musste, weil der Stall so nah an der Autobahn so nicht ausreichend abgesichert gewesen sei wegen dem Schlüssel im Holzschuh für das Tor.
.....

Was hätte passieren können, wenn am letzten Dienstag Chiwa und Prima beim Auszug der beiden anderen Pferde hinterher gerannt wären?
Wir haben eine Tierhalterversicherung für die beiden.
Es war nicht unsere Schuld, dass die anderen Einsteller, als sie mit ihren beiden Pferden ausgezogen sind, eines der beiden Ausgangstore weit offen gelassen haben und das Zwischentor zwischen den beiden Ausläufen auch nichtmal richtig zugemacht, was ja nur einfache Steckpfähle sind. Zusätzlich haben sie den E-Zaun, weil sie die Enden von drei Zaunlitzen in den nassen Schlamm geworfen haben, in seiner Funktion ganz sicher ausgehebelt. Nun sind Pferde keine Kühe und merken nicht sofort, dass kein Strom auf dem Zaun ist, weil dadurch ja die Stromzufuhr unterbrochen ist.

Chiwa ist klein und könnte unter nur einer Stromzaunlitze durchlaufen. Sie hat das bisher nie getan, denn die anderen Einsteller haben die untere Litze zu ihrem Auslauf vorher auch schon mehrmals nicht wieder zugemacht, was uns auch dann immer geärgert hat, weil sie in der Eile ja oft was vergessen haben zu tun. Gerade beim Auszug der beiden anderen hätte sie es aber doch tun können, denn auch Chiwa ist ja schließlich ein Herdentier. Wenn sie das getan hätte und dann mit Pech nicht unten auf die Waldweide gerannt wäre, sondern durch das offene Tor raus, wäre Prima mit absoluter Sicherheit hinterher gerannt, egal wo Chiwa hin gelaufen wäre.

Chiwa hätte in Richtung der anderen Pferde rennen können und Prima hinterher. Dann hätte vermutlich jemand die beiden gesehen, die Stallbetreiber oder auch einer der anderen Einsteller. Mit Glück wären die eingefangen worden.

Sie hätten auch runter Richtung Schwentinental rennen, womöglich in eins der Moorlöcher laufen und elend darin sterben können. Vielleicht hätten wir sie da nichtmal wiedergefunden. Ich weiß nicht genau, wie tief diese Moorlöcher sind.

Mit Glück wären sie irgendwo im Schwentinental rumgelaufen und auf einem der anderen Höfe in der Weinbergsiedlung oder in Schwentinental aufgeschlagen, weil da andere Pferde sind und wir hätten sie irgendwann wiedergefunden.

Die Gegend da ist großflächig und es wird momentan früh dunkel. Es wäre sehr schwer geworden, sie da zu suchen, denn sie können da sonstwo hin laufen.

Der schlimmste Fall aber wäre gewesen, wenn sie dem Pferdehänger hinterher gerannt wären, wo ja ihre beiden alten Pferdefreunde drin waren, also hinter dem Hänger her rauf auf die Straße .. oder auch irgendwann später rauf auf die Straße.

Da ist viel Verkehr, und das rund um die Uhr. Es regnete an dem Tag, war dunkel und nass auf den Straßen, rutschig.

Beide hätten tot gefahren werden können. Es hätten viele Autos ineinander rasen können. Es hätte auch Tote unter den Autofahrern geben können, jede Menge Blechschaden sowieso.

Abgesehen von so einem Unglück auf allen Seiten, die daran beteiligt gewesen wären, bin ich absolut sicher, dass unsere Versicherung diesen Schaden nicht bezahlen würde, denn bei einem offen gelassenem Tor zahlt keine Haftpflichtversicherung.

Es wäre naheliegend gewesen zu sagen, die anderen Einsteller haben das Tor aufgelassen und das Zwischentor auch halb auf. Es ist einfach logisch davon auszugehen, denn die sind ja vorher ausgezogen.

Sie haben am anderen Ausgangstor zu ihrem Auslauf gebuddelt und dabei den Stiel einer der beiden alten Mistforken abgebrochen, was Jürgen am gleichen Tag noch repariert hat, weil wir noch einen Forkenstiel von einer unserer Plastikforken stehen hatten. Vermutlich hat dann einer deswegen genervt den Stiel und die abgebrochene Mistforke durch unseren Auslauf an seinen Platz gebracht, dabei das Zwischentor aufgemacht und nicht wieder zu und vergessen, das Ausgangstor zuzumachen, da nervös oder was weiß ich .. vielleicht auch genervt, weil es ja so regnete und so ein Mistwetter war.

Wer von dieser Familie das war, ist schonmal nicht von uns festzustellen gewesen. Die Familie besteht ja aus vielen Personen. Sie könnten dann sagen, es war keiner von ihnen. Es wird niemand gesehen haben, wie und wann sie weg sind. Sie werden vermutlich beim Auszug alleine am Dreierstall gewesen sein.

Wenn jemand anders da gewesen wäre, hätte diese Person sicher das offene Tor gesehen und wieder zu gemacht. So sah es keiner und erst Jürgen und ich, als wir kamen und dachten, oh Gott .. was hätte da passieren können, zumal Chiwa und Prima noch immer sehr aufgeregt in ihrem Auslauf rum rannten. Vermutlich waren die anderen beiden noch nicht lange weg.

Wenn es nun womöglich auf der nassen und verregneten B 76 eine Massenkarambolage und womöglich Tote oder Verletzte gegeben hätte, ich bin sicher, es hätte keiner von dieser Familie freiwillig gesagt, ich war das und die Schuld auf sich genommen. Da keine Versicherung sowas bezahlt, auch nicht ihre Pferdeversicherung, wäre das ja ein Schaden gewesen, den sie hätten lebenslang aus eigener Tasche abstottern müssen.

Jürgen und ich sind zwar versichert, aber das würde vermutlich unsere Versicherung nicht bezahlen, ist ja kein Tierverschulden, sondern Menschenverschulden gewesen.

So .. dann hätte es geheißen, jeder, auch irgendein Spaziergänger aus dem Schwentinental, der da durch läuft, hätte dieses Tor aufmachen können.

Und wer haftet dann? Vermutlich der Stallbetreiber .. und auch dann mit Pech nicht dessen Tierhüterhaftpflicht, denn Versicherungen drücken sich, wenn sie eine Lücke erkennen. Ganz und gar bei solchen Summen.

Ein Gericht hätte nicht ermitteln können, wer von dieser Familie es war ... also keinen Schuldigen ermitteln, es sei denn, es hätte einer vor Gericht die Schuld zugegeben.

Das glaube ich aber nicht, denn sie reden ja schon bei so Pipifax wie paar Wassereimern davon, das wären sicher Leute von hinten gewesen .. was ja Blödsinn ist, die Leute von hinten haben noch nie was aus unserer Sattelkammer weg geholt, höchstens mal ne Schubkarre ausgeborgt und auch zurück gebracht.

In unseren Augen ist niemand von hinten an dem Tag bei unseren Pferden gewesen, warum denn? Es war Sauwetter. Da läuft niemand freiwillig mehr rum als er muss und die Leute von hinten mussten an dem Regentag einfach nur eins, ihre eigenen Pferde versorgen, wie wir das alle immer tun.

LG
Renate

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