Donnerstag, 24. Juli 2014

Schlagwellen, Strömungen und Strudel

Immer wieder neue Nachrichten über Ertrunkene


In den letzten Tagen hörte ich unglaublich oft, dass jemand ertrunken ist. Oft hieß es dann, es wären Warnflaggen wegen gefährlicher Strömungen in der Ostsee nicht beachtet worden oder die Menschen seien sehr weit raus geschwommen, obwohl die Windverhältnisse lebensgefährliche Schlagwellen verursacht haben.

Ich bin ja nun am Wasser geboren und aufgewachsen, und zwar am Lanker See. Ich habe dort im Laufe meines Lebens sehr oft erlebt, dass jemand oder sogar mehrere Menschen in einem einzigen Sommer dort ertrunken sind. Einmal kenterte ein Ruder-Achter mitten auf dem See und nur der Steuermann schaffte es als Einziger, lebend an Land zu kommen. Alle anderen jungen Männer sind damals im Lanker See ertrunken. An diesem Tag gab es auf dem Lanker See auch Schlagwellen, und zwar sehr kurze.

Wer es nicht gewohnt ist, in Schlagwellen zu schwimmen, der wird dabei so viel Wasser schlucken, dass er irgendwann nicht mehr kann und ertrinkt. Ich bin sicherlich eine geübte Schwimmerin, würde aber auch nicht bei Schlagwellen weit auf den See hinaus schwimmen. Das ist viel zu anstrengend an solchen Tagen und man sollte sich selbst nicht überschätzen.

Gefährliche Strömungen bei ablandigem Wind gibt es am Lanker See nicht, aber niemand sollte sich so überschätzen, solche Warnungen am Meer nicht ernst zu nehmen.

Was es in Binnenseen geben kann, sind gefährliche Strudel.

Ich werde nie vergessen, wie eine Freundin von mir, genauso wie ich eine sehr gute Schwimmerin, mit der ich zuweilen über vier Stunden am Stück ganz über den See oder zwischen den Insel entlang von einer Badestelle in Schellhorn bis zur nächsten in Preetz geschwommen bin, zwischen zwei Inseln tauchte und plötzlich war sie weg. Ich tauchte hinterher, kam wieder hoch, und sah sie immer noch nicht, geriet allmählich in Panik. Dann kam sie wieder hoch. Sie war in einen von oben nicht sichtbaren Strudel der Schwentine geraten, der sich durch den Wiederzusammenfluss zwischen den beiden Inseln dort nicht direkt an der Wasseroberfläche, sondern weiter unten bildete.

Sie war geistesgegenwärtig gewesen und hat sich von diesem Strudel bis auf den Grund ziehen lassen, um dann seitlich hinaus zu schwimmen und wieder nach oben zu tauchen. Das muss sehr tief gewesen sein, denn sie war sehr lange unter Wasser gewesen.

Ein ungeübter Schwimmer hätte das nicht geschafft und wäre sicher dabei ertrunken. Rita nicht, die auch sehr gut und lange tauchen konnte, denn als Kinder war eines unserer Spiele im Lanker See, wer in einem Tauchgang mehr Muscheln vom Grund einsammeln kann oder wer geworfene Muscheln beim Hinabsinken wieder einfangen kann und so weiter.

Der Lanker See kann an den tiefsten Stellen bis zu 20 m tief sein. Der Große Plöner See ist an einigen Stellen sogar bis zu 50 m tief.

Urlauber, die hierher kommen, sollten sich nicht überschätzen. Die Ostsee hat ihre Tücken, wie die aktuellen tödlichen Badeunfälle gezeigt haben, aber unsere vielen schönen Binnenseen haben das auch.

Genießt den Urlaub in Schleswig-Holstein, aber unterschätzt Euch nicht und bleibt in Reichweite der DLRG-Schwimmer .. und denkt daran, auch die sind nur Menschen, die zwar besonders gut schwimmen, aber die Ihr in Lebensgefahr bringen könnt, wenn Ihr es übertreibt und sie dann versuchen werden, Euch zu retten.

LG
Renate

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