Dienstag, 4. Juni 2013

Wünsche für das Wahlprogramm der Parteien zur Bundestagswahl


Motivieren statt sanktionieren!


Wir hätten noch einen Wunsch beziehungsweise eine Idee für alle Parteien, die den Menschen helfen könnte, wenn sie in das eine oder andere Wahlprogramm aufgenommen würde.

Wie wir schon oft dargelegt haben, sieht die Praxis für Menschen, die ihr Einkommen mit ergänzenden ALG II-Leistungen aufstocken müssen, leider oft so auf, dass die Werbungskosten für viele Tätigkeiten nicht in ausreichender Höhe anerkannt werden und die minimalen Freibeträge, die den Menschen zustehen, leider oft nicht nur auffressen, sondern sogar überschreiten können.

Heute wird Menschen, die solche Tätigkeiten nicht annehmen wollen, so lange mit Sanktionen, die sie dann auch noch weit unter den Hartz IV-Satz bringen, gedroht und angeheizt, bis auch der Letzte in reiner Verzweiflung Tätigkeiten annimmt, die ihn gegenüber den Empfängern von reinen Hartz IV-Leistungen sogar noch schlechter stellen.

Die Praxis der Sanktionen wird von immer mehr Menschen in Frage gestellt. Inzwischen stellen sich sogar die ersten Mitarbeiter der Jobcenter in diesem Punkt auf die Seite der Menschen und outen sich, indem sie diese Praxis offenlegen, selbst wenn es sie den eigenen Job kostet.

Mein Mann Jürgen und ich haben da eine viel bessere Idee, wenn es denn schon sein muss, dass es so viel unterbezahlte Arbeit oder in unseren Augen unsinnige Weiterbildungen und Bewerbungsaktivitäten auf Stellen, auf die man keine Chance hat, sie zu kriegen, gibt.

Wir beide haben zum Beispiel hier in Preetz freiwillig die Möglichkeit genutzt, einen 1-Euro-Job zu machen. Wir empfanden diese Möglichkeit, uns ein wenig dazuzuverdienen, als keine schlechte Idee, und zwar deshalb, weil wir diesen 1-Euro-Job zu Fuß erreichen konnten.
Das war ein Job in der Nähe unserer Wohnung, den man in einer halben Stunde Fußweg gut erreichen konnte, 30 Wochenstunden Arbeitszeit, CD-Redycling. Man konnte auf diese Weise je nachdem, ob einige Urlaubs- oder Feiertage dabei waren, ca. zwischen 100 und 120 Euro im Monat über einen Zeitraum von leider nur 3 Monaten dazu verdienen, der anrechnungsfrei war.

Wir haben bei diesem Job viele andere Preetzer kennen gelernt, die aus den unterschiedlichsten Gründen lange arbeitslos waren. Die meisten davon machten den 1-Euro-Job genauso wie wir gern und freiwillig und hatten extra darum gebeten, wieder die Chance auf etwas Zuverdienst zu erhalten.

Es gab auch ein paar Leute, die man dazu gezwungen hatte, die dann nicht motiviert waren, nicht mitmachten, oft krank geschrieben waren und nur unter Protest kamen. Das war aber die Ausnahme. Die meisten Leute freuten sich, einmal für diese 3 Monate, denn länger durfte man leider nicht mitmachen und das auch nur höchstens 1 x im Jahr, wenn überhaupt, nicht ganz so bettelarm zu sein.

Warum also gibt man nicht Menschen, die gern arbeiten möchten, viel häufiger die Chance, sich in Form von ein paar Prämien wirklich netto etwas über dem Hartz-IV-Satz dazuzuverdienen statt sie durch Sanktionen in Lebensgefahr zu bringen?

Wir sind sicher, dass der überwiegende Teil der Menschen bei einer Politik in diese Richtung dann auch gern Weiterbildungen machen würde, sich laufend bewerben würde, für wenig Geld arbeiten würde.

Das müsste in der praktischen Umsetzung dann so aussehen:

Sankionen abschaffen und das Minimum Hartz IV wirklich jedem Menschen zusichern.

Die Kosten für den Arbeitsweg und andere Werbungskosten wirklich voll anerkennen und nicht den Leuten alles kürzen und streichen, damit vor der Arbeit für alle Leute, egal ob der Job zu Fuß erreichbar ist oder nicht oder andere Kosten anfallen, zunächst einmal gleiche Bedingungen geschaffen werden.

Das heißt auch, dass nicht nur bei Weiterbildungen, sondern auch der Arbeit an sich z. B. mindestens 20 Cent pro tatsächlich gefahrenen Kilometern und nicht pro km einfache Strecke anerkannt werden müssen und auch andere Kosten für das Autofahren anerkannt werden sollten, denn ein Auto braucht nicht nur Benzin und Versicherung, das kostet auch Steuern und verursacht Kosten für die Anschaffung, Reparaturen und Wartung.

Auch sich auf einen Minijob zu bewerben, kostet Geld. Nicht nur schriftliche Bewerbungen kosten Geld, sondern auch die per e-mail und vor allen Dingen oft Telefonate, wenn man Firmen über Handy-Nummern anrufen muss und so weiter. Nur Kosten für Vorstellungsgespräche zu erstatten, die man erst vor dem Hinfahren beantragen muss und sonst die Kosten nicht wieder kriegt, ist Humbug. Kosten nur für Vorstellungsgespräche für sozialversicherungspflichtige Jobs zu erstatten, ist ebenfalls Humbug. Das geht alles an der Realität vorbei.

Warum also zahlt Ihr den Menschen, die belegen können, dass sie sich fleißig bewerben und vorstellen, dafür Prämien, und zwar so viel, dass es sich auch lohnt und das monatlich und nicht nur einmal im Jahr?

Ihr könntet auch Menschen, die freiwillig an Euren Kursen teilnehmen, dafür Prämien bezahlen und noch etwas, Ihr könntet diese Weiterbildungsmaßnahmen so gestalten, dass sich Menschen auch aktiv etwas suchen können, das ihnen auch nutzt. Könnt Ihr Euch nicht denken, dass die meisten Menschen selbst am besten wissen, durch welche Weiterbildungen ihre Chancen auf einen Wiedereinstieg in den Job steigen?

Eure Kurse sollten insgesamt weniger Beschäftigungs- und Einschüchterungstherapie sein und dafür Hilfen, um im Job wieder up to date zu sein, das würde helfen. Dazu zählt auch die Möglichkeit, trotz ARGE zu studieren, wenn man zu alt für Bafög geworden ist.

Warum lasst Ihr den Menschen, die freiwillig bei einem Minijob abends an einer Kasse stehen, nachts in einer Tankstelle arbeiten oder sonstige Minijobs und andere schlecht bezahlte Jobs machen, etwas mehr als das bisschen an Freibetrag?

Warum lasst Ihr nicht den Menschen, die freiwillig Leiharbeit machen und alle Nachteile, die diese Jobs mit sich bringen, auf sich nehmen, ebenfalls so viel übrig, dass es sich jedenfalls lohnt, solche Tätigkeiten auszuüben?
Warum lasst Ihr nicht Kindern ihr kleines Taschengeld, das sie sich mit Jobs wie Zeitungen austragen und dergleichen verdienen und überhaupt das Kindergeld ganz?

Überlegt Euch doch mal, wie Ihr die Millionen von Aufstockern motivieren statt demotivieren könnt, denn dann braucht Ihr Eure Sanktionen, um sie zu malträtieren, nicht mehr, weil garantiert die meisten Menschen freiwillig etwas finden würden, um durch Prämien ihre miserable Lage jedenfalls ein wenig zu verbessern.

Sicher wird es auch danach noch einige Menschen geben, die sich diese Prämien nicht freiwillig verdienen werden, weil sie tatsächlich zu faul für alles sind .. aber wir sind sicher, so viele sind das nicht.

Die meisten Menschen, die wir kennen, arbeiten gern und wären ganz sicher bereit, für ein bisschen mehr Geld alles mögliche zu tun, wenn man ihnen nur die Chance dazu gäbe.

Denkt doch mal darüber nach.

LG
Renate und Jürgen
(Wir haben gemeinsam darüber gesprochen, deshalb unterschreiben wir hier mal gemeinsam)

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