Das dritte Weihnachten nach Deinem Tod --- und Erinnerungen an 2005
Hallo Mami ... alles Liebe zu Weihnachten. Ich will heute mal weiter erzählen, von Anfang 2005 an, als der Reno noch bei uns in Nettelsee war. Das Foto oben ist eins aus dieser Zeit, wo er da mit Prima gemeinsam in unserem Auenwald- und Auenwiesengebiet grast, das so schön zum Fotografieren war.
Esther kam damals viel zu Besuch und versuchte auch, mir mit Prima etwas zu helfen .. und ihre neue Reitschule, die zuerst nur aus Nixe und Hopi und später dann dem kleinen Sunny dazu bestand, begann gut zu laufen.
Der Kontakt zu ihr und Raphael war zwar nicht mehr das, was er mal gewesen war, aber er war wieder da und ich freute mich sehr, dass sie dabei war, ihren Lebenstraum zu verwirklichen.
Wer tut das nicht als Mutter? Schließlich wünscht man seinen Kindern ja Glück und auch Erfolg und dass sie das tun können, was ihnen Freude macht, auch im Beruf.
Chiwa fing damals auch an, sich wieder sehr gut von ihrer letzten Hufrehe und den vielen Hufgeschwüren danach zu erholen, wie man auf diesem Foto, wo ich mit ihr Bodenarbeit mache, sicherlich gut sehen kann.
Tja ... aktuell im Dezember 2013 erholt sie sich auch gerade wieder von einer schweren Zeit mit kranken Füßen. So gut wie auf diesen Foto geht es ihr jetzt noch lange nicht. Jürgen und ich sind froh, dass Chiwa nun endlich beginnt, ein wenig mit Prima zu traben und halbwegs schwungvoll herumzulaufen.
Zu Weihnachten besucht hat uns keines meiner Kinder, auch Jürgens Kinder haben sich nicht gemeldet. Wir werden morgen mit zwei Freundinnen ein bisschen feiern.
Ich habe den Kindern ab und zu geschrieben, wie es uns geht .. die Grußkarten haben sie gelesen und Marius hat geantwortet, er würde im Neuen Jahr mal kommen, weil er über Weihnachten so gut verdienen könne, da hätte er keine Zeit.
Ob sie wohl für ihren Vater, meinen Ex, Zeit haben mögen? Nun sowas erfahre ich Gott sei Dank nicht, und das mag auch gut so sein.
Im neuen Stall, wo wir jetzt sind, gibt es viele neue Einsteller. Warum so viele von denen davor gegangen sein mögen, weiß ich nicht. Bisher sind wir zufrieden dort und hoffen, das bleibt auch so. Zwei der neuen Einsteller sind schon ein paar Monate da und die Mutter der einen erzählte Ela und mir neulich sehr ausführlich, warum sie mit ihrem 33 Jahre alten Pony und noch einem anderen Pferd vom Stall davor weg gegangen seien. Trotz des teuren Pensionspreises hätten die Pferde viel zu wenig Winterheu bekommen und wären so abgemagert, dass sie geflüchtet seien.
Tja ... dann lernte ich die eigentliche Besitzerin des einen Ponys kennen und erfuhr, sie sind vorher bei meiner eigenen Tochter gewesen, die mir so oft vorgeworfen hat, sie hätte Umsatzeinbußen, weil ich öffentlich erzählen würde, sie hätte mir einfach Nixe und Reno weg genommen und dann auch noch verkauft. Es ist ja leider nun einmal so, ich lüge damit ja nicht. Die sagte, meine Tochter sei sehr nett, aber bei 195 Euro im Monat könne man ja wohl erwarten, dass die Pensionspferde genug Raufutter im Winter bekommen würden. Sie hatte drei Monate Kündigungsfrist und meine Lütte hat sie wohl raus gelassen, ohne darauf zu pochen. Aber hätte sie das nicht getan, wäre sie sicherlich auch so gegangen bei diesen Zuständen.
Ich konnte zur Entschuldigung meiner Kleinen nur sagen, sie wird große Probleme haben, diesen überschuldeten Hof zu halten. Ich hätte ihr von Anfang an davon abgeraten, dort diese Riesenkredite drauf aufzunehmen und sich lieber was zu pachten, um eine Chance auf Erfolg mit ihrer Selbständigkeit zu haben, es sei doch nur darum gegangen, dieser Oma Lise ihren Altersruhesitz zu erhalten und Hilfe hätten Jürgen und ich ihr auch nicht geben können, weil die Alte so eifersüchtig wegen Raphael gewesen sei, da sie mir meinen Enkel, den sie für sich haben wollte, einfach nicht gegönnt hat und jedesmal blind vor Wut und Eifersucht wurde, wenn sie sah, der Junge liebt seine richtige Oma.
Ich muss mal mit ihr reden, denn sie weiß vermutlich nicht, warum die Leute wirklich gehen, die erzählt haben, im Sommer war es bei meiner Kleinen wunderschön, aber es geht ja nicht, dass im Winter zu wenig Futter da ist. Natürlich geht sowas nicht. Man spart so ja auch nichts ein, weder bei den eigenen Pferden noch verdient man so besser an den Pensionspferden.
Wenn man mit einem Pensionsstall gut verdienen will, dann sollte man ihn so gestalten, dass die Leute sich dort wohl fühlen und auch lange bleiben.
Tja ... Klausdorf mit Reno wieder bei Nixe zusammen mit dem kleinen Sunny und Hopi und hier meiner Tochter Esther im Jahr 2005.
Es war August, als ich Reno zu Esther brachte. Ich hatte ein komisches Bauchgefühl dabei, das ich nicht wahrhaben wollte. Ich wollte so gern, dass über Reno, den sie für ihre Reitschule für die großen langbeinigen Männer so gut gebrauchen konnte, alles wieder gut würde und ließ ihn vertrauensvoll rüber zu ihr. Nixe erkannte ihn sofort wieder, die zwei freuten sich sehr.
Raphael, Esther und Sunny irgendwann im Sommer 2006, ein paar Monate später.
An dem Tag ließ mich Esther sogar mal in ihre Wohnung und ich sah Raphaels Kinderzimmer. Es war keiner da, nicht Oma Lise, nicht Jans Mutter Frauke und Jan auch nicht.
Es liegt nicht an Esther, was bei uns passiert, es lag auch nie wirklich an ihr, es liegt nur an ihrem Mann und dieser Oma Lise.
Ich weiß genau, meine beiden Töchter wären glücklich, wenn ihre Partner ihre Mutter akzeptieren würden, sie hängen nur sehr an ihren Männern, was ja normal ist. Aber ein Mann, der seine Frau liebt, sollte nicht nur an sich selbst denken, sondern auch einmal an das Glück seiner Frau.
Marius bei Reno damals.
...
Ach Mami, ich hinke momentan so sehr und der Jürgen ist immer noch heiser. Wir waren zu Weihnachten noch gar nicht bei Dir auf dem Friedhof.
Dieses alte Foto von Dir mit Luchsohr und Aqualang ist auch von 2005 oder 2006.
Tja auch von den beiden Katern wissen wir nicht, so sie hin sind, ob sie noch leben. Ich hoffe das nur, dass sie irgendwo auf einem der Bauernhöfe in Nettelsee gut untergekommen sein mögen, denn beide kamen irgendwann nicht mehr heim und ich weiß nicht, ob ihnen was passiert ist oder sie einfach, weil sie ja auch viel streunten, bei einem der Bauern blieben.
Bei Marius und Imke, die hier mit Raphael spielen.
Ja, ich hatte kein gutes Gefühl bei Imke, diesem verwöhnten Kind reicher Eltern, als Marius zu ihr in die WG zog ... ich sagte mir, das könnte seine gesamte Zukunft zerstören und sie würde weich fallen, denn ihr Elternhaus im Rücken wäre ja da. Die Eltern hatten ihr extra eine eigenen Eigentumswohnung für den Auszug gekauft. Ich hatte sowas von Recht. Wäre Marius zu Hause geblieben, wäre er sicher längst mit dem Studium fertig. So musste er sich mit den Flausen eines Mädchens auseinandersetzen, die ihm einredete, in der 3. Welt sei ja alles viel schlimmer und man könne problemlos mit weniger als Hartz IV in Deutschland gut auskommen. Sie wusste doch gar nicht, wovon sie redet. Mein Kleiner wird bis heute nicht wahrhaben wollen, was für ein Pech er mit seiner ersten großen Liebe wirklich hatte, denn er hat ja so an ihr gegangen und ich bin unsicher, ob er das nicht sogar immer noch tut.
Ich mache mal Schluss mit dem Frühling 2006, wo bis auf Vanessa, von der wir von nun an ja nichts mehr hörten außer Lügen oder gelegentlich sie selbst in der Tierarztpraxis sahen, noch alle zu Besuch kamen, ein paar Fotos aus März, wo ich selbst mir auch noch einredete, die Welt sei in Ordnung, jedenfalls halbwegs.
Überall an meinen Wänden hingen immer unzählige Familienfotos. Heute liegen sie immer noch auf dem Fußboden unserer Wohnung hier rum.
Ich habe Depressionen, habe sie nie geschafft, wieder aufzuhängen, weil ich nie verkraftet habe, was meine Familie mir antat, nur weil ich endlich die Scheidung eingereicht habe, als mein Ex-Mann mich schon wieder betrog, was ich im Frühling 2006 aber allenfalls ahnte, nicht wirklich wusste.
Luna, die kleine Dackelin von Manu und Anni, die später ja Dackellähme bekam, wurde leider nur 6 Jahre alt .. nun für diese schlimme Krankheit vielleicht sogar ein gutes Alter.
Ja ... Vanessa fehlte Dir genauso wie mir bei jedem dieser treffen und unsere Enkel Janin und Marc von ihr genauso.
Ob Kinder jemals begreifen, was sie ihren Eltern antun, wenn sie einfach weg bleiben?
Raphael ist jetzt ein Teenager, Mami ... Esther hat neulich mal eine Weile von ihm erzählt und welche Probleme sie so in der Pubertät mit ihm hat.
Aber da ich sie nicht zum Umzug von Prima brauchte, sah ich sie nicht und habe auch nicht ihre Telefonnummer.
Und heute ist Weihnachten und Antworten kamen weder von ihr noch von Manuel, auch wenn wir mal nett telefoniert haben.
Um zu antworten, müsste man sich ja die Zeit dazu nehmen.
Ja .. das Leben ist hart und vermutlich arbeiten wir alle viel zu viel. Marius wird das tun, Manuel auch und Esther ebenfalls, da bin ich sicher.
Auch wir arbeiten viel zu viel. Wir haben jetzt zu Weihnachten einfach mal lange geschlafen, das hat so gut getan, weil es auch so selten vorkommt.
Die Zeit ist alles andere als einfach und die Politik in diesem Staat eine Katastrophe.
Vielleicht liegt vieles auch einfach daran.
Chiwa und Prima damals in Nettelsee.
Tja Mami ... ich hoffe, ich werde im Sommer 2014 wieder schöne Fotos von Chiwa und Prima auf der Weide machen können.
Reno ist in Bayern und Nixe mit Anna-Lena weg von Esther und ich vermute wegen der Probleme, von denen ich Dir erzählt habe.
Sie tut mir leid. Es wird genau das passiert sein, das ich zu Anfang befürchtet habe. Sie konnte das alleine nicht schaffen und in ihrem Mann hat sie keine Hilfe. Sie hatte den Unfall, wird körperlich nicht mehr so können. Sie arbeitet halbtags, dann der Stall mit insgesamt 13 Pferden, 9 Pensionspferde darunter. Ohne Hilfe von einem Mann neben Familie, Teilzeitjob und Haushalt ist das einfach alles zu viel.
Niemand hat so viel Kraft, jedenfalls nicht auf Dauer und schon gar nicht mit körperlichen Problemen nach einem Unfall und den gleichen Voraussetzungen mit einem Herzklappenfehler wie meinem, den ich ihr offensichtlich vererbt habe.
Das Leben geht weiter, man versteht vieles und kann sich rein denken, wie alles gekommen sein mag.
Aber die Narben bluten immer, die das Leben einem schlägt, wenn es um die Familie geht und auch um Pferde, die man einmal sehr geliebt hat und nicht mehr sehen kann, weil sie irgendwohin verkauft wurden, wo es keinen Kontakt mehr gibt.
Wir kommen Dich besuchen, wenn ich wieder besser laufen kann, Mami .. ich habe Dir einen kleinen Glücksbringer für Dein Grab gekauft, den bringe ich Dir dann mit.
Bis bald
Renate
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