Mittwoch, 5. September 2012

Traurige Recherche über ein Pflegeheim

So behandelt man dort Menschen mit anfangs Pflegestufe 0 und später Pflegestufe 1 und deren Angehörige

Ich habe jetzt einige Tage recherchiert, um jedenfalls ein wenig Licht in die Umstände um den Aufhalt der Mutter meines Partners im zunächst Paulus Prätorius Stift, Bad Nenndorf und nach dessen Pleite Übergang in den Paulus Stift in Bad Nenndorf zu bringen.
Der Paulus Prätorius Stift hat eine sehr schlechte Presse im Internet, wurde dann auch irgendwann wegen der dort unhaltbaren Zustände geschlossen. Es sollte unter dem Paulus Stift nun besser werden, was wir nicht bestätigen können. Warum, das erkläre ich gleich anhand unserer Recherche zum Aufenthalt von Jürgens Mama dort.

Der Mietvertrag mit dem Paulus Prätorius Stift enthält weder ein Datum noch eine Unterschrift, so dass es uns nicht möglich ist, genau zu ermitteln, seit wann Jürgens Mutter dort lebte. Laut der Arztberichte einer Klinik wurde sie im Juni 2009 orientierungslos und mit schweren Sprachstörungen in Bad Nenndorf aufgefunden und kam ins Krankenhaus. Dort stellte man ein schweres Herzleiden, Alzheimer im fortgeschrittenen Zustand sowie ein schweres Glaukom fest, sie war also auch fast blind und konnte schon deshalb ihre Post nicht mehr selbst erledigen.

Laut Mietvertrag wurde sie zunächst mit der Pflegestufe 0 aufgenommen. Die Pflege soll unter anderem in diesem Stift auch die soziale Betreuung der Bewohner sicherstellen. Ich zitiere wörtlich aus § 7 einen Teil dieser Leistungen nach § 43 SGB XI, so es heißt:

"Es fördert den Kontakt des Bewohners zu den ihm nahe stehenden Personen sowie seine soziale Integration. Die Einrichtung bietet Unterstützung im Umgang mit Ämtern und Behörden an."


Für diese Tätigkeit zahlte Lilo über 1.500 Euro im Monat an den Paulus Prätorius Stift, wovon noch nicht einmal ganz 100 Euro Taschengeld enthalten waren, die größtenteils sofort wieder für Leistungen wie das im Zimmer befindliche Telefon, Frisör, Fußpflege und dergleichen zurück gezahlt werden mussten.

Zum Telefon ist zu sagen, dass niemand Lilo beim Umzug geholfen hat, ihren alten Telefonanschluss zu kündigen, der möglicherweise noch immer unter ihrem Namen und der alten Adresse ihrer Wohnung in Bad Nenndorf laufen könnte. Solange uns Kontoauszüge vorliegen, wurde ständig etwas von der Telekom von ihrem Konto abgebucht und niemand hat sich darum gekümmert.

Auch die Miete für ihre Wohnung lief noch monatelang, bis die Vermieterin dann zuletzt eine Miete zurück überwiesen hat. Wir gehen davon aus, dass auch der Mietvertrag nicht gekündigt wurde und deshalb neben der Miete für den Paulus Prätorius Stift monatelang weiter lief, wie lange genau, ist nicht festzustellen, weil wir nicht wissen, seit wann Lilo genau dort wohnte, vermuten aber ab ca. Juni oder Juli 2009. Die Mietzahlungen liefen noch mindestens bis Dezember 2009 an die alte Wohnung weiter und da man eine Wohnung binnen 3 Monaten kündigen kann, war das auf jeden Fall viel zu lange. Die Kontoauszüge sind leider nicht vollständig, so dass die Recherche hier auch schwierig ist. Offensichtlich hat man Lilo mit ihren Banksachen vollkommen alleine gelassen, obwohl sie mit schwerer Demenz von Alzheimer Typ dort eingeliefert wurde.
E.ON scheint sie gekündigt zu haben, vielleicht ging das telefonisch, denn Lilo konnte doch schon lange nicht mehr schreiben, was jeder wusste, warum nicht dieses Pflegeheim?
Vermutlich wurde auch ein Nachsendeauftrag für die Post gestellt oder vielleicht, weil manche Dinge wie die vom Gericht veranlasste Stilllegung der Grabstätte von Jürgens Vater dort an die richtige Adresse des Pflegeheimes angekommen sind. Das könnte ihre Freundin Helga gemacht haben.

Die Freundin Helga zog im Laufe des Jahres 2008 in die Wohnanlage, wo Lilo vor der Einweisung ins Pflegeheim wohnte. Ich habe sie telefonisch erwischt und sie wirkte noch relativ klar. Sie war sehr verwundert, warum die Nichte Bärbel nicht zur Beerdigung gekommen ist und auch nicht die beste Freundin Edeltraut, der das Heim den Tod von Lilo mitgeteilt hatte, die es auch beim Kaffeekränzchen erzählt hat, das Lilo gestorben ist, aber nicht zur Beerdigung gekommen ist.

Als Lilo die Wohnung auflösen ließ, hat sie selbst alle ihre Fotoalben und fast alles durch ein Entrümpelungsunternehmen vernichten lassen. Mit Bärbel hat sie wohl nur telefonisch Kontakt gehabt und war sich auch nicht klar darüber, was sie genau tut. Auch alle Aktenordner, die älter sind als 2009, sind nicht mehr vorhanden. Sich über Versicherungen klar zu werden, die es vielleicht noch geben könnte, ist so nicht möglich, denn es gab eine Sterbekasse.

Gemeinsam begraben zu werden, war Hans und Lilo besonders wichtig. Es liegt uns ein Schreiben vor, das mit Bärbel, Hans und Lilo gemacht wurde, wovon Bärbel das Original haben sollte, das noch zu Lebzeiten aussagt, dass sie Jürgen helfen möge, dass die Beerdigung vor einer Erbschaft auch bezahlt werden könne, weil die alten Leute Angst hatten, dass sonst Jürgens damals noch nicht geschiedene Ehefrau Cornelia alles pfänden könnte und sie nicht anständig begraben würden. Ich gehe davon aus, dass der Streit zwischen Jürgen und seiner Mutter diesen Schrieb in irgendeiner Form als Ursache hat. Jürgen kannte den nämlich nicht. Es sollte ein Doppelgrab angeschafft werden, was Bärbel schon nicht gemacht hat, als Hans starb. Jürgen hat sich damals nur um die Rente und den Umzug seiner Mama gekümmert, das Grab hat sie selbst ausgesucht, und zwar ein Einzelgrab, wo sie als Urne dazu wollte, vermutlich hat sie es im voraus bezahlt.

Wir gehen davon aus, dass das Armengrab die Ursache hat, dass der Kauf einer neuen Grabstätte nicht bezahlt wurde, denn Lilo sollte ja nur zu ihrem Mann mit ins Grab und ihr Name auf den Stein. Alles andere war ja schon da, und zwar richtig teuer. Alleine für den Stein und die Grabumrandung aus Granit hat sie 1.700 Euro bezahlt, und das vor 10 Jahren.

Für diese Hilfe sollte Bärbel irgendwelchen Schmuck von Lilo bekommen. Da wir nichtmal mehr die Eheringe von Hans und Lilo gefunden haben, viel Modeschmuck, manches kann echt sein, wissen wir nicht, was es davon sein kann und ob es überhaupt noch da ist, so tüdelig wie Lilo war. Von uns aus soll sie es haben, obwohl sie sich ja eigentlich um gar nichts gekümmert hat außer, dass Jürgen seine Mutter im Streit verlor und ihr im Tod nicht hat beistehen können und auch in der Zeit davor nicht, weil er gar nicht wusste, wo sie jetzt lebt. Bärbel wusste es, hat an die richtige Adresse geschrieben, aber nur bis März 2010.
Genau im März 2010 wurde das große Bankkonto, das damals noch ein Guthaben von ca. 6.500 Euro hatte, aufgelöst und auf das Girokonto von Lilo übertragen, das bereits hoch im Soll war, um dieses auszugleichen.
Lilo hat dann auch begonnen, erste Sozialhilfeanträge zu stellen, wo wir die ablehnenden Bescheide gefunden haben, immer noch ohne Hilfe allein. Es gibt irgendeine Lebensversicherung, die dort auch mit angerechnet wurde. Es ist ihr wirklich alles weg genommen worden.
Sie hat als Kontaktadresse im April 2010 ihre beste Freundin Edeltraut für den Fall ihres Todes angegeben, eben die Freundin, die der Freundin Helga, die ich telefonisch erreicht habe, erzählt hat, dass Lilo tot ist, aber nicht einmal bei ihrer Beerdigung war. Wie fit diese alte Frau geistig noch sein mag, entzieht sich meiner Kenntnis.
Im Juli 2011 habe ich die Schreiben vom Friedhof gefunden, dass das Grab ungepflegt sei. Lilo hat alles ordnungsgemäß abgeheftet, aber war sicher nicht mehr in der Lage, sich darum zu kümmern. Das Heim hat ihr offensichtlich dabei nicht geholfen. Schließlich wurde durch das Amtsgericht entschieden, das Grab stillzulegen. So ist zu erklären, dass das Grab von Hans weg ist und Lilo in das Armengrab kam, weil sie ja nur die Beisetzung, aber keine Grabstelle im voraus bezahlt hat. Das Heim hat ihr nicht geholfen, das alles mit den Behörden zu regeln.
Lilo bekam erst im Oktober 2011 den ersten Betreuer. Das Heim hat sich nach wie vor um nichts gekümmert, auch nicht darum, dass Kinder oder enge Verwandte vorranging gefragt werden sollten. Niemand hat sich bei uns gemeldet und Bärbel weiß es möglicherweise auch nicht und war nicht ihre Betreuerin. Dieser Betreuer war zunächst nur für Vermögensdinge zuständig, hat der neuen Betreuerin aber keiner Unterlagen darüber hinterlassen, was er überhaupt gemacht hat. Es fehlt hier alles. Lilo hat keine Unterlagen aus der Zeit und das Heim hat uns auch keine gegeben und nur vage Auskünfte über diesen Betreuer gegeben.

Die neue Betreuerin wusste, als ich sie angerufen habe, nicht einmal, dass Lilo gestorben war. Das Heim hat sie davon nicht unterrichtet. Sie erzählte uns, das Lilo ständig von Jürgen gesprochen hätte, nur Gutes, hat es aber auch nicht für nötig gehalten, sich einmal bei uns zu melden. Sie war sehr erfreut, als ich anrief und dann schockiert, dass Lilo tot ist. Sie war seit dem 20.08.12 nicht mehr bei Lilo gewesen, als ich sie erst am 2.9.12 angerufen habe und meinte, sie wollte sie demnächst besucht haben, weil da im Heim ein Sommerfest gewesen sei. Betreuung bedeutet also, sich wochenlang nicht um seinen Pflegefall zu kümmern. Ich kenne das Problem ja auch über betreute Personen, die geistig behindert sind, aus dem Wohnblock, wo wir leben und uns ständig um diese Leute mit kümmern.

Die Unterlagen, die sie noch von Lilo hat, konnten wir von ihr auch nicht anfordern, die wiederum überlässt sie dem Heim und Jürgen muss sich deshalb umständlich per Erbschein darum kümmern, über das örtliche Amtsgericht überhaupt alle Unterlagen von seiner verstorbenen Mutter zu erhalten. Was da an Schulden da sein könnte, konnte die Frau uns auch nicht sagen, sie wusste so gut wie gar nichts, obwohl sie sich um das inzwischen nicht mehr vorhandene Vermögen von Lilo gekümmert hat und der Wechsel nach ihren Angaben den Grund hatte, dass sie sich um gesundheitliche Dinge mit kümmern sollte, denn Lilo hatte nun die Pflegestufe 1 bekommen. Alle paar Wochen kann das so doll ja nun nicht geworden sein. Sie hat uns erzählt, sie macht das ehrenamtlich, sei Christin (Das sind die Betreuer ja alle und betreuen so zig Leute, tun sie hier im Haus auch, alle genauso schlampig, bekommen für jede Betreuung nur einen kleinen Betrag, der aber steuerfrei und auch nicht bei Hartz IV anrechenbar ist, da er als Auslagenpauschale gilt. Das lohnt sich sicher, wenn man etliche Leute betreut.).

Ich frage mich, da wir im Heim ja nun waren, warum denn das Heim uns nicht gleich gesagt hat, sie lassen sich alle Unterlagen von der aktuellen Betreuerin wieder geben und werden uns die zuschicken. Jürgen ist das einzige Kind und da ich die Freundin Edeltaut nicht als Erbin, sondern nur Ansprechpartnerin im Falle von Lilos Tod stehen habe ... das Feld darunter, wer Lilos Erbe sei, ist leer ...ist der Jürgen doch als einziges Kind seiner Mutter sowieso der Alleinerbe .. von möglicherweise einem Haufen Schulden, weil das Heim ja nichts gekündigt zu haben scheint, als Lilo dahin umgezogen ist.

Was die Betreuerin noch gesagt hat war, dass Lilo zuletzt nicht einmal mehr in der Lage gewesen ist, eine Unterschrift unter ihren letzten Sozialhilfeantrag zu leisten. Das konnte sogar meine Mutter noch, als ich sie sterbend im letzten Jahr in die Klinik gebracht habe. Es muss Lilo ziemlich schlecht gegangen sein.

Hätten sich diese Leute hier gemeldet, hätten wir Lilo auf der Stelle dort weg geholt und mit hier hoch genommen, aber sie haben sich ja nicht gemeldet.

Das war das Ergebnis meiner Recherche.

Jürgen und ich haben uns angeschaut und gesagt, wir haben beide Angst davor, wie es dem von uns ergehen wird, der von uns als letzter zurück bleibt und auch in so einem Heim landet und anders als Lilo, die ja noch mit einem recht stattlichen Vermögen dort aufgeschlagen ist, von vornherein als Sozialhilfefall, denn unsere Rente wird unter dem Sozialhilfesatz liegen, wie es ja auch bei vielen Millionen Menschen in unserem Alter laut Studie des Arbeitsministeriums demnächst der Fall sein wird.

Eine schreckliche Vorstellung, wie Lilo dort ihre letzten Jahre verbracht hat .. alle ihre Freundinnen waren zuletzt weg, außer Edeltraut, die aber zuletzt auch kaum noch gekommen sein soll. Die haben nur so lange mit Lilo Kontakt gehalten, wie sie noch selbst ins Café gehen konnte, danach nicht mehr und Bärbel hat auch schon im Frühling 2010 aufgehört, sich um Lilo zu kümmern .. und wir wussten nichts davon, dass es ihr inzwischen so schlecht ging, weil es uns keiner mitgeteilt hat.

Und meine Post ist doch angekommen und lag in ihrem Zimmer.

Link zum dazu gehörenden Text davor:

LG
Renate

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