Moderne Arbeitslager wie zu Nazizeiten bei Amazon und Co
Ich habe ja schon viel erlebt, aber bin gerade geplettet, dass Leiharbeit noch schlimmer geht als wir es selbst über Jürgen bei Randstad erlebt haben.
Lest mal selbst .. ich verlinke es mal.
LG
Renate
19. Februar 2013 Sahra Wagenknecht
Wagenknecht: Der Fall Amazon darf sich nicht wiederholen
"Amazon ist nur die Spitze des Eisbergs.
Schuld an der skandalösen Behandlung der amazon-Beschäftigten ist eine
Politik, die prekäre Arbeitsverhältnisse befördert und die Aushöhlung
von Arbeitnehmerrechten vorantreibt.
Dass zur
Schikanierung der Arbeitnehmer auch noch Sicherheitskräfte aus dem
rechten Umfeld von amazon eingesetzt wurden, ist ungeheuerlich und
zeigt, wie skrupellos Unternehmen vorgehen, um ihre Beschäftigten unter
Druck zu setzen", erklärt Sahra Wagenknecht, Erste Stellvertretende
Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE und Düsseldorfer
Bundestagsabgeordnete. Sahra Wagenknecht weiter:
"Wirksamen Schutz vor Fällen wie amazon wird es nur
dann geben, wenn die Entrechtung der Arbeitnehmer ein Ende hat. DIE
LINKE fordert ein Verbot von Leiharbeit, einen Mindestlohn in Höhe von
zehn Euro und die Abschaffung des Zwangssystems Hartz IV."
Amazon - nur ein Beispiel für Ausbeutung per Leiharbeit
Für große Empörung (neudeutsch einen
„Shitstorm“) hat dieser Tage ein Medienbericht über die Arbeits- und
Lebensbedingungen der LeiharbeiterInnen beim Versandhändler Amazon
gesorgt. Endlich, denn die abscheuliche Betriebspraxis in dem Konzern
ist eigentlich schon länger bekannt. Natürlich stimmt es nicht, wenn
Amazon jetzt so tut, als gäbe es bloß ein Problem mit einer einzelnen
Zeitarbeitsfirma und dem von dieser eingesetzten Wachdienst. Es ist pure
Heuchelei, wenn Politikerinnen und Politiker aus der ganz großen
neoliberalen Koalition jetzt empört tun, als gäbe es nur ein Problem mit
Amazon und wäre das ganze System der Leih- und Zeitarbeit nicht genau
so, wie wir es im Fall Amazon jetzt mal ansatzweise gesehen haben. Aber
die Vorgänge bei Amazon sind ein Anlass, diese Ausbeutungsverhältnisse
anzuprangern, den Konzernen wenigstens ein paar schmerzhafte Nadelstiche
wie den derzeitigen Imageverlust und eine Reihe von
Kundenkontolöschungen zu bescheren. Und daran zu erinnern, dass diese
Verhältnisse überhaupt erst ermöglicht wurden durch die Agendapolitik
von SPD und Grünen.
Die LINKE Bundestagsabgeordnete Sabine Leidig schrieb 2010 über ein Gespräch mit GewerkschafterInnen in Bad Hersfeld:
Libri, Amazon, Paketversender wie GLS und DHL sowie Briefzustellerfirmen haben hier ihre Auslieferungslager und Umschlagplätze an den sich kreuzenden Autobahnen von Nord nach Süd und Ost nach West. Fast jedes in Deutschland bestellte Buch wird hier verpackt und auf den Weg gebracht. In den Betrieben sind Zustände wie „hire and fire“, gewerkschafts- und betriebsratsfreie Zonen, untertarifliche Bezahlung, Leih- und Saisonarbeit sowie Niedriglohnjobs traurige Realität.
Über
die Verhältnisse bei den großen Onlineversandhäusern wie Amazon und
Zalando haben insbesondere die Politmagazine der öffentlich-rechtlichen
Sendeanstalten in der Vergangenheit mehrfach berichtet. So schilderte
Report Mainz im November 2011 die „Angst bei Amazon“, weil die ArbeiterInnen systematisch von einem befristeten Vertrag in den nächsten geschickt werden. Mit einer Anfrage an die Bundesregierung
reagierte die Bundestagsfraktion DIE LINKE im Januar 2012 auf
Presseberichte über den regelmäßigen Einsatz unbezahlter „Praktika“ als
angebliche „Eingliederungsmaßnahme von Erwerbslosen“ bei Amazon auf
Kosten des Staates. In der Reportage „Gnadenlos billig“
zeigte die ZDF-Reihe „Zoom“ im Augst 2012 unter anderem, wie mit
öffentlichen Subventionen Logistikzentren der Onlineversender angelockt
werden, bei denen dann zu Niedriglöhnen geschuftet wird. Der
SWR-Markencheck „Amazon – Hinter den Kulissen des Onlinegiganten“
fasste Mitte Dezember 2012, auf dem Höhepunkt des Weihnachtsgeschäfts,
noch einmal zusammen, wie die Beschäftigten bei Amazon durch permanente
Kontrolle und brutale Zeitvorgaben unter Druck gesetzt werden. Wenige
Tage später berichtete der WDR,
wie sich Kommunen Amazon anbiedern in der Hoffnung auf Arbeitsplätze
und Steuereinnahmen, wie etwa in Rheinberg in NRW: „Doch auf den
Gewerbesteuersegen wartete Rheinberg vergebens. In den Haushalt flossen
weniger Steuern als zunächst kalkuliert. Denn das Unternehmen nutzt
legale Steuerschlupflöcher und leitet seine Gewinne ins
Niedrigsteuerland Luxemburg um.“
Die in der vergangenen Woche ausgestrahlte ARD-Reportage „Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon“
hat an einer etwas anderen Stelle genauer hingeschaut, nämlich
insbesondere bei der Situation der Menschen, die als billige Willige zu
Tausenden unter entwürdigenden Bedingungen für das Weihnachtsgeschäft in
diversen überbelegten Ferienparks im weiten Umkreis der Amazon-Lager
untergebracht wurden. Dabei nutzt der Konzern die katastrophalen Folgen
der Merkelschen Europapolitik und die Hoffnungen der Menschen in
Südeuropa, bei Amazon in Deutschland endlich eine gute Arbeit zu finden,
skrupellos aus. Statt der erhofften guten Arbeit gibt es ein paar
Wochen Knochenjob unter permanenter Bewachung, die, wie die Reportage
zeigt, mit Hilfe eines faschistoid wirkenden Sicherheitsdienstes auch
auf die gesamte Unterbringung ausgeweitet wird. Das Unternehmen weist in
seinem Rechtfertigungsschreiben
ausdrücklich darauf hin, dass in der Art und Weise der Unterbringung
„ein erhebliches Konfliktpotential liegt“. Es gelte „etwaige Konflikte
der in den Unterkünften untergebrachten Personen zu vermeiden oder falls
dies nicht gelingt, die Polizei bei der Begehung von Straftaten
hinzuzuziehen“.
Der Ansatz, menschenwürdige Arbeits- und
Lebensbedingungen ohne „erhebliches Konfliktpersonal“ für die
Beschäftigten zu schaffen, kommt bei Amazon und den beauftragten
Unternehmen offenbar nicht ernsthaft in Betracht. Jedenfalls tut Amazon
in seiner kargen Stellungnahme
(„Amazon nimmt die Vorwürfe bezüglich der Situation im Seepark Ost
während der Weihnachtszeit sehr ernst.“) zur ARD-Reportage so, als hätte
es nur Probleme mit der Unterbringung in einer einzelnen Ferienanlage
gegeben.
Amazon, der Konzern, der den Onlineversandhandel wie
kein zweiter dominiert, kann aber auch just über das Internet
unangenehm getroffen werden. Heftige Proteste, gerade auch im Internet,
nach der Ausstrahlung der ARD-Reportage von vergangener Woche haben ein
internationales Echo ausgelöst – beispielsweise auch in den USA und
China. Das hat erstmal dazu geführt, dass Amazon die Verträge mit der
genannten Zeitarbeitsfirma und dem Sicherheitsdienst gekündigt hat. Die
Sicherheitsfirma H.E.S.S. hat sich zumindest schriftlich von
Rechtsextremismus („und Linksextremismus“) distanziert und den Vertrieb
bestimmter rechter Szenemarken eingestellt. Nun muss der Druck aufrecht
erhalten werden: durch KonsumentInnenprotest (Kündigung von Amazon-Kundenkonten), durch Unterzeichnung des Online-Appells an Amazon,
durch den generellen Verzicht auf den Einkauf bei solchen Händlern,
aber insbesondere auch durch Unterstützung jedes öffentlichen Protests
gegen die Zustände im Bereich der Leih- und Zeitarbeit, gegen
Niedriglöhne und andere Dumpingmechanismen. DIE LINKE kann vor Ort den
Druck erhöhen, indem sie bei Ansiedlungsplänen solcher Unternehmen
unbequeme Fragen nach Löhnen, Tarifverträgen und Arbeitsverhältnissen
stellt, wie sie das beispielsweise in Aachen bei der geplanten Ansiedlung von Zalando tat.
Darius Dunker ist netz- und medienpolitischer Sprecher der Linken NRW.
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