Familienfeindliches Deutschland - Teil 2
Kinder und Karriere kannst Du in Deutschland in die Tonne treten!
Meistens wird diese Problematik eher Frauen als Männer treffen. Ich kenne allerdings auch Männer, die als Hausmänner etliche Jahre für die Kinder gesorgt haben und deren Frauen statt dessen Karriere gemacht haben. Generell kann ich aber mit gutem Gewissen aus Erfahrung sagen.
In unserem Staat ist es so gut für unmöglich für denjenigen, der sich zu Hause um die Kinder und Familie kümmert, Karriere in irgendeiner Form zu machen, und zwar wird das entweder vorbei sein, wenn man die Ausbildung noch vor den Kindern schafft, wenn sie da sind oder aber man schafft es nicht mehr, wenn man jung Kinder bekommen hat, es hinterher noch zu tun.
Kommentare hierzu würde ich begrüßen, denn ich erzähle jetzt einmal zum Thema meine persönlichen Erfahrungen.
Als ich ein Kind war, schickte mich meine Mutter nur zur Realschule, obwohl ihr in der Grundschule bereits gesagt worden ist, dass ich hochbegabt bin. Ich war auf der Realschule eine sehr gute Schülerin und sollte dann auf Wunsch meines Klassenlehrers gern weiter auf's Gymnasium gehen, aber meine Mutter war auch dann dagegen. Mein Plan, nach der Lehre zur Industriekauffrau in München Journalismus zu studieren, was auch mit der Lehre gegangen wäre, zerschlug sich dann, weil ich mich sehr jung verliebt habe, die Pille nicht vertragen habe und mit 18 schwanger und mit knapp 19 Mutter wurde.
Der Chef der Likörfabrik, in der ich lernte, war übrigens streng gläubig und im Kirchenvorstand, hat mich aber trotzdem aufgrund der Schwangerschaft sofort mit Abschluss der Ausbildung entlassen ... klagen kann man gegen sowas nicht, denn der Ausbildungsvertrag ist ein Zeitvertrag genauso wie die Probezeit und viele andere Zeitverträge, die schwangere Frauen in Deutschland vom Mutterschutzgesetz ausschließen.
Das war damals kein Drama, ich fand schnell Arbeit, als die Mutterschaftszeit vorbei war, heute wäre das übrigens anders.
Ich hatte auch insofern Glück, als dass ich mit meinem Mann bei meiner Mutter blieb, die ihren Nebenjob aufgab, weil sie keinen Vollzeitjob hatte, und so unseren Haushalt erledigte.
Trotzdem war an Karriere mit einem Kind insofern nicht zu denken, weil es auch damals keine Jobs gab, wo man pünktlich Feierabend, genug Zeit für ein Kind und dergleichen gehabt hätte und trotzdem noch eine Führungsposition hätte einnehmen können .. denn solche Jobs bedeuten immer Überstunden, unregelmäßige Arbeitszeiten und keine Zuverlässigkeit für ein Kind.
Ein Kind braucht aber eine Mutter, die zuverlässig für das Kind da ist, selbst wenn sie Vollzeit arbeitet.
Da mein Ex-Mann sehr gern mehr als nur ein Kind haben wollte, bekam ich zwei Jahre nach der Geburt unserer ältesten Tochter dann einen Sohn, durchaus ein Wunschkind
Meine Mutter erledigte weiterhin den Haushalt und ich war weiterhin berufstätig. Bis unser drittes Kind auf die Welt kam, erlebte ich in einer Firma nach einem Großbrand Massenentlassungen, die Verlegung der nächsten Firma von Kiel nach Heidelberg, dann wieder eine Entlassung aufgrund einer Schwangerschaft. Diesesmal in der Probezeit, weil ich so ehrlich gewesen war, es in dieser Zeit zu sagen (sollte man nicht machen). Danach eine Fehlgeburt und fand tatsächlich wieder Arbeit in einem Großunternehmen in der Textverarbeitung. In dieser Firma habe ich mehrfach Angebote gehabt, besser bezahlte Tätigkeiten zu bekommen, was aber bedeutet hätte, dass ich auf wochenlange Auslandsreisen hätte gehen müssen.
Kann man das mit Kindern? .. Nein man kann es nicht, auch dann nicht, wenn zu Hause wie in meinem Fall sogar noch eine sehr flexibel einsetzbare Oma den Haushalt erledigt. Jedenfalls kann man es dann nicht tun, wenn man seine Kinder nicht komplett vernachlässigen will. Während der Phase der Tätigkeit in dieser Firma mit halbwegs zivilen Arbeitszeiten .. die sich schon nicht mehr mit den Öffnugnszeiten typischer deutscher Kindergärten vertragen hätten (der Normkindergarten macht morgens gegen 8.00 Uhr auf und schließt um 16.00 Uhr und in der Zeit findet man keine normale Tätigkeit, wenn man niemand hat, der sonst noch auf das Kind aufpasst .. außerdem hat so ein Kindergarten mindestens 3 Monate im Jahr geschlossen, man hat aber lediglich höchstens Anspruch auf 6 Wochen Urlaub ... und man hat niemand, der auf das Kind achtet, wenn es mal krank ist) ... also als ich dort in der Textverarbeitung war, wurde ich noch zweimal Mutter, nämlich mit einem weiteren Mädchen und einem Jungen, der dann unser letztes Kind war.
Das sind sie dann alle vier mit der Frau, ohne die ich nie hätte in dieser Form auch nur einige Jahre berufstätig sein können, meiner Mutter und mir.Als meine Mutter ca. 70 Jahre alt war, war es für mich aus verschiedenen Gründen nicht mehr möglich, weiterhin berufstätig zu sein. Mein Ex-Mann hatte in der Zeit, als ich gearbeitet habe, hinter meinem Rücken extrem viele Schulden gemacht, so dass mein Gehalt ohnehin gepfändet worden wäre und die Bank mein vormals eigenes Haus zwangsversteigerte. Meine Mutter fing an, dement zu werden und schaffte den Haushalt nicht mehr. Mein Jüngster war mit leichten spastischen Lähmungen geboren worden und meine Mutter war außerstanden, mit ihm seine Spezialgymnastik so zu machen, wie es erforderlich war. Mein Großer war in der Pubertät und meine Mutter war mit seiner weiteren Erziehung vollkommen überfordert. Gründe genug, zunächst zu Hause zu bleiben.
Nach nur wenigen Jahren war die Situation anders, ich hätte gern Teilzeit gearbeitet, fand aber schon damals keine Arbeit mehr in meinem Beruf, obwohl ich gute Zeugnisse hatte und früher ja durchaus qualifiziert gewesen war.
Ich machte also das Abitur nach und schaffte das im Alter von 38 Jahren mit dem NC 1,9, was mich dafür qualifizierte, einen Studienplatz Psychologie an der CAU Kiel zu bekommen.
Problem. Ich habe kein Bafög bekommen, und studieren war schon damals teuer, obwohl es noch keine Studiengebühren gab. Problem Nr. 2, mein Mann kam mit der Bildung seiner Frau nicht klar. Aber das hat nichts mit Deutschland zu tun.
Es gab an der Uni keinen Kindergarten. Die Vorlesungezeiten waren alles andere als kinderfreundlich. Ich hatte Vorlesungen von teils morgens um 9 an bis nachts 22.00 Uhr, dazwischen stundenlang Freistunden .. ständig hin und hier fahren war aber teuer, wenn man kein Bafög bekommt.
Alleine die vielen Fotokopien der Fachbücher und auch die Bücher selbst kosteten ein kleines Vermögen. Um das irgendwie zu bezahlen, habe ich dann noch zusätzlich samstags in einer Suchtklinik gejobbt. Ohne meine Mutter, die immer, wenn auch leicht tüdelig, noch da war, wäre schon das auch mit größeren Kindern vollkommen unmöglich gewesen.
Ich hörte auf, jobbte zwei Jahre Teilzeit in einer Gärtnerei und kaufte 3 Pferde und fing dann nochmal mit der Erlaubnis meines Ex-Mannes an, Sozialpädagogik an der Fachhochschule Kiel zu studieren.
Es sollte besser sein, die Studienzeiten familienfreundlicher.
Das war aber nicht so und es war auch genauso teuer.
Ich habe auch dieses Studium schließlich, und zwar ohne Intervention meines Ex-Mannes, der Familie zuliebe wieder aufgeben müssen.
In erster Linie fehlte Geld, der zweite Grund war aber auch hier, dass man es Kindern nicht zumuten kann, wenn die Mutter oft erst abends um halb 10 von der Uni nach Hause kommt.
Ein Kindergarten hätte sowieso zu solchen Zeiten nicht auf.
Ein Kindergarten hat auch keine Öffnungszeiten, die mit den Arbeitszeiten von Mitarbeitern, die im Einzelhandel, in Arztpraxen oder Krankenhäusern und Altenpflegeheimen und sicher noch vielen anderen Bereichen, wozu auch die Leiharbeit gehört, auch nur ansatzweise überein stimmen. Nichtmal eine Putzfrau hat Arbeitszeiten, die in die Normöffnungszeiten eines deutschen Kindergartens hinein passt.
Vom Urlaubsanspruch mal abgesehen.
Der Schichtunterricht in den Schulen verträgt sich ebenfalls nicht mit den Arbeitszeiten, die die moderne Arbeitswelt fordert.
Wenn ein Kind keine Regelschule besucht, aber weder Auto noch Führerschein hat, passiert einem sowas wie mir später, als meine Kinder bereits fast erwachsen waren.
Ich brauchte ein enormes Organisationstalent, um sie zu Fachgymnasien, Berufschulen, wo zwei davon eine schulische Ausbildung mit Fachabitur gemacht haben, dann entsprechenden Praktikumsplätzen und später meine Söhne zum Zivildienst usw. zu fahren.
Als später meine jüngere Tochter wie ich mit 19 Mama wurde und noch in der Ausbildung zur Erzieherin war, ging das alles von vorn bei ihr los und ich habe dann ganz aufgehört zu arbeiten und meinen Enkel beaufsichtigt, bis sie fertig war. Ohne mich wäre das nicht möglich gewesen.
Auch meine spätere Schwiegertochter, wie ich Industriekauffrau von Beruf, hat nach der Geburt meines Enkels nicht wieder begonnen, Vollzeit zu arbeiten. Mein Sohn sagte, das ginge gar nicht.
Natürlich geht das nicht.
So ist das nunmal und es wird schwer für sie werden, selbst wenn der Kleine ein Einzelkind bleiben sollte, später wieder einen Einstieg zu finden, denn Anspruch hat eine Mutter ja nur auf den Arbeitsplatz, den sie vorher hatte und der war auch bei ihr einer mit extrem vielen Überstunden, aus dem man keinen kindgerechten Teilzeitjob mit pünktlichem Feierabend zaubern könnte.
Fazit:
In Deutschland geht nur eins: Karriere oder Kinder. Sogar Väter werden, wenn sie den Kontakt zu ihre Kindern halten wollen, nicht zu viel Karriere machen können.
Unsere Arbeitszeiten, aber auch die Förderung von späterer Weiterbildung und so weiter, die Kindergarten-Öffnungszeiten und vieles mehr, sind einfach nicht kind- und familiengerecht.
Ein besonderes "Dankeschön" habe ich dann noch zuletzt bei meiner Scheidung von unserem Staat bekommen. Für 36 Jahre Ehe und 4 Kinder, die ich geboren habe und durchaus noch viele Jahre auf Steuerklasse 5 Vollzeit gearbeitet, habe ich zuletzt von meinem Ex-Mann keinen Unterhalt bekommen, denn dieser Staat hatte gerade zuvor die Gesetze dahingehend geändert, dass nun ausgediente Ehefrauen trotz Kinderbetreuung über Jahre von ihren Männern leider nichts mehr abkriegen, wenn sie alt und kurz vor der Rente einfach weg gejagt werden.
"Danke Deutschland!
Als Mutter muss ich sagen, Du mein Vaterland hast mich mit Kindern und Familie volle Breitseite auflaufen lassen und es wundert mich nicht, dass sich immer weniger junge Menschen trauen, in so einem Land noch Nachwuchs in die Welt zu setzen."
LG
Renate
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