Die letzten 3 oder 4 Jahre verbrachte
mein Setter Bessy bei meinen Eltern. Ich hatte geheiratet, inzwischen
auch einen Sohn bekommen und eine Frau, die noch weniger als keinen
Bezug zu Tieren hatte. Also kam für meine Familie kein Hund oder so
in Frage. Doch meine Eltern legten sich nach Bessy einen Schnauzer
zu. Diese kleine Hündin war stur und vor allem frech.
Wir waren zu Vaters Geburtstagsfeier
eingeladen und Papa und ich beschlossen, daraus ein langes Wochenende
zu machen. Meine inzwischen Exfrau wusste nichts davon. Das war
unsere, Papas und meine, Überraschung. Irgendwie hatten Vati und ich
das Bedürfnis, einmal Zeit für uns haben zu müssen. Also taten wir
es einfach.
Da lernte ich dann endlich Assy kennen.
Sie war, wie nicht anders zu erwarten, frech, ungehorsam und trotzdem
lieb. Meinen Sohn Daniel und mich mochte Assy besonders gern. Daniel,
weil er wie sie, noch total verspielt war und mich … keine Ahnung.
Sie hat es mir nie erzählt. Aber ich nehme an, weil ich es fertig
brachte, etwas Struktur in das Chaos zu bringen. In meiner Gegenwart
benahm sich Assy halbwegs anständig. Und Daniel war der Kumpel, mit
dem man einfach nur Blödsinn anstellen konnte. Assy war übrigens
der erste Hund, der einen Platz auf dem Sofa hatte. Mann, was war ich
platt. Ein Hund auf Mamas Wildledersofa! Ich dachte, mich tritt ein
Pferd. Das gab's ja noch nie. Aber Assy hatte es geschafft.
Und eines konnte Assy auch noch sehr
gut. Sie war eine Meisterin im Blödsinn machen. Aber ich fand das
mehr als gut. So blieben meine Eltern wenigstens fit. Hinter dem
Fernseher verkriechen gab's da nicht. Und ich freute mich auf jeden
Besuch bei meinen Eltern. Mit Assy und meinem Sohn zu toben, ohne
dass meine Frau meckern konnte. Ihr glaubt nicht, wie ich das
genossen habe.
Nur leider geriet dann alles etwas aus
den Fugen. Plötzlich und ohne Vorwarnung flatterte mir eine
Scheidung ins Haus, Papa ging es auch immer schlechter durch seinen
Unfall aus 1984. Irgendwie war das alles sehr kontraproduktiv,
gelinde ausgedrückt. Nur Assy schaffte es, mich zum Lachen zu
bringen. Oft lag sie einfach nur vor mir, wenn ich bei meinen Eltern
war, und ich war sehr oft da. Oder sie sprang so lange an mir hoch,
bis ich mit ihr nach draußen ging. Sie war ein echter Clown. Im Park
saß ich oft zu dieser Zeit auf einer Bank, hatte keinen wirklichen
Antrieb. Und dann legte Assy erst den Kopf auf meine Beine, dann eine
Pfote und am Ende spürte ich nur noch eine nasse Zunge in meinem
Gesicht. Sie hatte immer neue Streiche im Kopf, um mich aufzumuntern.
Ihr habe ich so manches Lächeln in dieser Zeit zu verdanken.
Leider war nach der Scheidung und der
Unterhaltsklage nicht mehr viel von meinem doch recht guten Gehalt
übrig. Vater hatte mir anfangs immer ein paar Märker zugesteckt,
aber auch seine Rente war nicht gerade üppig. So ergab es sich, dass
der Kontakt sich auf kleine Besuche zu den Feiertagen oder
Geburtstagen beschränkte. Außerdem war Vati später nach ein paar
Stunden sehr müde. Was zu seltenen Kurzbesuchen beitrug. Aber Assy
war bis zum Schluss der Familienclown. Ich glaube, als Assy gestorben
ist, hat auch meine Mutter den Lebensmut nach Papas Tod verlassen.
Sie hat sogar meine Bemühungen, sie zu mir zu holen, im Keim
erstickt.
Und während ich hier die Geschichten
von MEINEN Hunden aufschreibe, fallen mir abertausende Geschichten
ein und ich merke, wie sehr mir jeder einzelne Hund fehlt. Kein Hund
hat jemals den Vorgänger ersetzen können, aber jeder war auf seine
eigene Art ein ganz neuer Abschnitt meines Lebens. Ein Freund sagte
einmal, dass ein Jürgen ohne Hund nur ein halber Jürgen ist. Er
hatte damals wohl recht.
Auch wenn Tasso und Co dagegen sind,
den Hund zu allem mitzunehmen, also auch zum Einkaufen, ist mein Hund
immer überall mit dabei. Das war schon damals immer so und so wird
es bleiben. Kein Hund hat je einen Schaden davongetragen, nur weil er
im Auto hat warten müssen. Im Gegenteil, nur dort waren Hunde
gelassen und entspannt, weil Herrchen gleich wieder kommt. Aktionen
wie der Hund im Backofen mögen in einigen seltene Einzelfällen ihre
Berechtigung haben, aber auf über 80 Millionen Bundesbürger kommen
ca 60 Millionen Hunde und ganz wenige sterben im Auto. Aber das sind
in meinen Augen aufgebauschte Einzelfälle. Wusstet ihr, dass im
Winter mehr Obdachlose erfrieren als Hunde im Sommer im Auto sterben?
Aber über die „Penner“ regt man sich ja nur auf, wenn sie
betteln oder irgendwo schlafen. Denkt mal darüber nach.
Zu den Tasso und Co noch eine kleine
Anekdote
Ich bin letztes Jahr extra immer sehr
spät zu den Pferden gefahren und habe eine halbe Stunde vor
Ladenschluss eingekauft. Der Wagen stand IMMER im Schatten mit
offenen Fenstern. Da hat doch so eine „Tasso-Fanatikerin“ die
Polizei gerufen. Sie erzählte mir allen ernstes, dass sich mein
Wagen im Schatten durch die Sonne aufheizt. Mein alter Golf hatte
gegenüber der Außentemperatur eine nie mehr als 3 Grad Celsius
höhere Innentemperatur. Habe ich immer gemessen. Ach und der
Polizist, der die Vitalität überprüfte, traute sich nur bis auch 3
Meter an das Auto, weil Boomer schon wieder die Polsterung des
Rücksitzes in der Schnauze hatte. Ja so viel zu dieser Episode. Man
kann auch übertreiben, oder?
HALBWISSEN KANN TÖDLICH SEIN !!!!!
LG Jürgen
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