Donnerstag, 25. April 2013

Die kleine, nette, private Stallgemeinschaft


Wer mit seinen Pferden einmal wieder umzieht oder gerade anfängt, nach der ersten Unterbringungsmöglichkeit für ein Pferd oder mehrere eigene Pferde zu suchen, wird immer wieder beim Durchstöbern der Kleinanzeigen auf Anzeigen stoßen, in denen eine "kleine, nette, private Stallgemeinschaft noch Platz für ein oder mehrere andere Pferde" anbietet.

Schaut man dann genauer hin, handelt es sich fast immer bei so einem Platz gar nicht wirklich um eine Stallgemeinschaft, sondern einen eher unprofessionell betriebenen Pensionsstall, der zwar einen gewissen privaten Charakter haben mag, aber ganz sicher keine gleichen Rechte für alle Mitglieder der Stallgemeinschaft beinhaltet.

Eine private Stallgemeinschaft wäre nämlich eine Gruppe, in der zwar vermutlich eine Person Weideland und vielleicht auch bereits einen dazu gehörenden Stall hat pachten können, ansonsten aber alle Beteiligten gemeinsam entscheiden, wie die Stallgemeinschaft zu funktionieren hat. Das heißt auch, gemeinsam das Rauhfutter anzuschaffen, die Zäune auszubessern, sich über die Nutzung des Weidelandes zu einigen, gemeinsam einen Plan auszuarbeiten, wer sich wann um welche Aufgaben zu kümmern hat und wie die Kosten für die Pacht oder Neubauten aufzuteilen und zu tragen sind.

Statt dessen bedeutet die Bezeichnung kleine, nette, private Stallgemeinschaft fast immer, dass jemand, der eigene Pferde hält, gern etwas damit verdienen möchte, noch Einstellpferde in einem nicht professionell geführten Pensionsstall aufzunehmen. Das bedeutet oft, dass der Preis dafür, das eigene Pferde oder seine eigenen Pferde dort unterzustellen, oft nicht so hoch ist wie in einem professionellen Stall mit Personal und Sachkenntnisprüfung. Das kann auch gut gehen, denn auch viele Privatmenschen mit eigenem Hof oder einen Stück Pachtland können das ordentlich machen und gut organisieren.

 Das kann aber auch viele "Haken und Ösen" haben, auf die man sich gefasst machen sollte. Nicht grundlos wandern die meisten Menschen, die ein Pferd in einem Pensionsstall untergebracht haben, oft jahrelang von Stall zu Stall und sind immer wieder unzufrieden mit dem Service, der für das verlangte Geld geboten wird.

Mängel können defekte Zäune, zu wenig Rauhfutter, schlechtes Rauhfutter, überhaupt kein Service, der Zwang zu einer Mistmatratze, wo der Pensionsstallbetreiben nicht einmal das Selbstausmisten erlaubt, schlechtes Weidemanagement, zu wenig Wasser für die Pferde, unregelmäßige und mangelhafte Fütterung mit Rauhfutter bis hin zu Geiz, dass man nicht einmal selbst kommen und zufüttern darf und vieles mehr sein.

Oft sind die Betreiber solcher Pensionsställe selbst berufstätig und haben gar nicht die Zeit, sich wirklich um die Pferde zu kümmern, so dass sowohl ihre eigenen Pferde wie auch die der Einsteller nur sehr mangelhaft versorgt werden. Das eingenommene Geld ist oft bis zum letzten Cent verplant und wird nicht in gutes Rauhfutter und Material zum Inordnunghalten von Stall, Reitplatz und Zäunen verwendet. Dass die eigenen Pferde viel Geld kosten, wird oft übersehen und gejammert, das eingenommene Geld würde ja viel zu wenig sein, weil vergessen wird, das 5, 6 oder gar 10 eigene Pferde anderweitig untergestellt ja viel Geld kosten würden und es wirklich ungerecht ist, alle Kosten den Einstellern in so einem Stall aufzuerlegen und trotzdem noch zu jammern.

 Natürlich gibt es in solchen Ställen fast nie eine Reithalle, oft ist nur ein einziger Reitplatz und nicht einmal alternativ noch ein Round Pen oder ein anderer Platz, wo man sein Pferd bewegen könnte, vorhanden und dieser Reitplatz fast immer überfüllt. Auch Putzplätze sind häufig so klein, dass bereits ein Problem vorhanden ist, sein Pferd überhaupt irgendwo anbinden und striegeln zu können.

Kommt es zu einem Unfall oder einem genau genommen durch Stallbetreiber zu vertretenden Tierarztrechnung, die auch auf schlechte Futterqualität zurückzuführen sein kann oder den Ausbruch der Tiere von einer Weide, wo die Umzäunung nicht in Ordnung war, wird selten gesagt, dass derartige Kosten dann vom Stallbetreiber übernommen werden. Anderseits wird peinlich genau darauf geachtet, dass der Einsteller alle Pflichten erfüllt, natürlich auch die Halterhaftpflicht und dergleichen, bezahlt hat.

Oft ist es nicht einmal erforderlich, dass ein Einsteller bei Mängeln den Preis für die Pension kürzt, um bei Uneinigkeiten sofort fristlos gekündigt zu werden. Kritik genügt sehr oft bereits, dass Stallgetreiber, die dann gar nicht mehr nett sind und in keiner Weise mehr das Wort Stallgemeinschaft in den Mund nehmen, dann einfach sagen, sofort raus oder das eingestellte Pferd würde nicht mehr gefüttert. Noch aggressiver wird natürlich dann reagiert, wenn der Einsteller sich weigert, für so einen Service noch zu zahlen, aber auch dann, wenn er einfach heimlich einen neuen Platz sucht und von heute auf morgen geht, was für das eigene Pferd meistens die beste Lösung ist, denn Hilfe erfährt ein Einsteller und vor allen Dingen sein Pferd erfahrungsgemäßg auch bei großen Mängeln von den Kreisveterenärämtern oder dem Tierschutzverein nicht. Bevor es da nicht total verwahrloste und tote Pferde gibt, tun diese Behörden nämlich nichts und wenn das passiert, ist es für das eigene Pferde meistens leider zu spät zum Handeln.

Also immer Vorsicht beim Stallwechsel und auch dann, wenn anfänglich alles wunderbar in Ordnung scheint. Verlasst Euch nicht auf den schönen Schein, sondern seid immer wachsam, ob Eure Pferde in so einer kleinen netten privaten Stallgemeinschaft auch wirklich anständig versorgt werden.

Es gibt davon sehr viele und ein Wechsel ist meistens einfach, muss allerdings nicht bedeuten, dass es woanders besser ist, denn bei diesen Stallgemeinschaften gibt es schwarze Schafe wie Sand am Meer.

LG
Renate



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