Montag, 24. Dezember 2012

59 Jahre Erinnerung an Weihnachten

Teil 2 - Weihnachten mit meiner Familie bis 1984 in Schellhorn, meiner Heimat


Nachdem ich im Alter von 16 Jahren in meinem Ex-Mann einen festen Partner hatte, gehörte er zu meiner Familie, die nach wie vor in Schellhorn lebte. Weihnachten, das war für mich eine Familie, in der meine Großeltern und meine Mutter mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen haben, in der meine vielen Freunde, die ich als Jugendliche hatte, immer herzlich willkommen waren und für die meine Mutter und Oma gekocht und geputzt haben, damit ich mit ihnen feiern und fröhlich sein konnte. Ich hatte sehr viele Freunde oder vielleicht auch nur einen großen Bekanntenkreis, denn über den Begriff Freundschaft beginnt man nachzudenken, wenn man sich Parties und Ausgehen nicht mehr leisten und nicht mehr dabei sein kann und diese Menschen dann bald weg bleiben.
Weihnachten 1971 fand ohne meinen Großvater statt, der am 8. November leider plötzlich gestorben war. Meine Mutter litt sehr darunter und meine schwer demente Großmutter, die wie später meine Mutter ein nicht einfacher Pflegefall war, hat nicht mehr verstanden, dass mein Großvater gestorben war. Sie hat ihn auch an diesem Weihnachtsfest gesucht und war traurig, dass er nicht zum Mitfeiern da war. Sie ist auch schnell nach ihm gestorben, weil diese Situation zu viel für sie war.
Weihnachten 1972 war auch meine Großmutter nicht mehr bei uns. Dafür war ich Mutter unserer ältesten Tochter Vanessa geworden und hatte geheiratet. Ich war an Weihnachten 1972 arbeitslos, denn der Lehrbetrieb, bei dem ich in der Schwangerschaft beschäftigt war, hatte mich sofort nach Beendigung der Ausbildungszeit wegen der Schwangerschaft entlassen. Das war damals nicht so schlimm. Ich wusste zu Weihnachten bereits wo ich im Januar beginnen würde zu arbeiten. Viel Zeit für die Mutterschaftszeit blieb mir nicht, denn mein Mann war mit der Verantwortung für seine Familie überfordert, was sich auch nie in seinem Leben geändert hat. Ich war darauf angewiesen zu arbeiten und darauf, dass meine Mutter sich um die Kinder und den Haushalt kümmerte, was sie mit Leidenschaft tat.
Weihnachten 1972 war Heiligabend mit meinen Schwiegereltern und Vanessa und Mama und an den Folgetagen mit der großen Familie meines Ex-Mannes. Das sollte auch lange so bleiben.
Wir hatten von meinen Großeltern ein Haus geerbt, ich habe recht gut verdient und konnte viele Jahre auch dank der Hilfe meiner Mutter auffangen, dass mein Mann einen Arbeitsplatz nach dem anderen verlor und ständig Schulden machte, von denen ich bis heute nicht weiß wofür, denn es gab nie einen Gegenwert dafür.
Das nächste Foto ist wirklich ein altes von Weihnachten in Schellhorn 1974, mein Ex vor dem Baum mit unserem einige Monate alten Manuel und der 2 Jahre alten Vanessa.
So lange wir in unserem eigenen Haus in Schellhorn gewohnt haben, haben meine Mama und ich viele Probleme lösen müssen, aber irgendwie noch immer geschafft, dass unsere Familie nicht wirklich Not gelitten hat. Ich konnte noch immer irgendwie das Haus mit einer neuen Hypothek belasten, um alles aufzufangen, habe auch nach wie vor aufgrund meines doch recht guten Gehaltes als Industriekauffrau und dem Haus im Hintergrund so manchen Kredit auftreiben können. Geschenke für die Kinder, genug Kleidung und genug zu Essen oder gar Strom und Heizung, ein schön geschmückter Weihnachtsbaum und zu Weihnachten ohne zu rechnen einfach einkaufen gehen, um alles perfekt und besonders schön zu machen, das war damals noch eine Selbstverständlichkeit für mich. Wie es ist, an der Kasse zu stehen und zu zittern, dass ich mich nicht verrechnet habe, durch die Läden zu laufen und krampfhaft zu überlegen, was ich kochen könnte für das mir zur Verfügung stehende Geld, so etwas wäre mir damals nicht in den Sinn gekommen. Damals habe ich überlegt, was ich uns zu  Weihnachten backe und koche und wenn Gäste kamen, dann war das selbstverständlich reichlich und auch teuer, denn schließlich war Weihnachten ein ganz besonderes Fest und nicht irgendein Tag.
Oder Überlegungen, ob ich mit dem Auto diesen Rieseneinkauf erledige oder aber aufgrund von Benzinmangel zu Fuß gehe, dass man über so etwas irgendwann einmal überhaupt nachdenken muss, das habe ich mir damals gar nicht vorstellen können.
Weihnachten schön zu feiern, war auch immer noch selbstverständlich, als später zu unseren beiden Großen Vanessa und Manuel auch unsere beiden Kleinen Esther und Marius dazu kamen.
Ich liebte meine Kinder und meine Mutter tat das auch, und in gewisser Weise, ohne in der Lage zu sein, die Verantwortung zu übernehmen, tat das auch mein infantiler Ehemann, der leider nie erwachsen geworden ist. Er machte sich einfach keine Gedanken darüber, wie ich es damals immer wieder geschafft habe, dass unsere Familie ohne Not leben konnte, er hat auch damals nie gesagt, dass er meine Mutter oder mich hassen würde, im Gegenteil, er hat uns beide nach seinen Worten damals sehr geliebt, solange wir immer in der Lage waren, sein Leben und das unserer gemeinsamen Kinder so in Ordnung zu halten, dass alles da war, was gebraucht wurde und dazu gehörte natürlich auch ein schönes Weihnachtefest.
Ich habe solange ich eine große Familie hatte, meistens schon Monate oder auf jeden Fall Wochen vor dem Fest begonnen, mir viele Gedanken darüber zu machen, was ich verschenke, was wir essen werden, was wir unternehmen werden oder welche Videos ich für die Kinder ausleihe, ob wir ins Kino gehen oder was wir sonst tun könnten, um Weihnachten besonders schön zu machen. Freie Tage und Feiertage gehörten selbstverständlich meiner Familie, die für mich immer im Vordergrund stand.

Weihnachten in Schellhorn, in der Straße, wo ich geboren wurde, mit meinen Großeltern und meiner Mutter aufgewachsen bin und wo ich mit meinem Ex-Mann und Mama und den Kindern bis zu meinem 30. Lebensjahr zu Hause war, das war auch Eingebundensein in langjährige Beziehungen zu Freunden und Nachbarn, die ich seit Ewigkeiten kannte. Meine Kinder spielten mit den Kindern unserer Freunde, als Nachbarn war man füreinander da. Menschen, die noch heute dort leben können, wo sie ihre Wurzeln haben, werden nicht verstehen können, was es heißt, sein Zuhause zu verlieren, Nachbarn, Freunde, sein Zuhause nicht mehr zu haben und irgenwo den Versuch zu unternehmen, neue Wurzeln zu schlagen, was nach meiner Erfahrung und auch der von Jürgen nicht möglich ist, auch wenn man sich noch so sehr bemüht. Wer einmal sein Zuhause verloren hat, bleibt heimatlos.
Das letzte Weihnachten, das wir in Schellhorn eingehüllt in die Wärme von Familie, Nachbarn und Freunden verbracht haben, war Weihnachten 1983. Marius, mein Jüngster, der im April 83 das Licht der Welt erblickte, war damals ein Baby. Er kann sich heute nicht mehr an das Haus seiner Geburt erinnern und seine Schwester Esther, die nur 2 Jahre älter ist, genau genommen auch nicht, die beiden Großen allerdings ja.

Ich hätte damals nicht weg gehen sollen, sondern bereits damals die Scheidung einreichen und versuchen, gemeinsam mit meiner Mutter den Kindern unser Haus und die Heimat zu erhalten. Aber ich beschloss statt dessen, noch einmal an ein Wunder zu glauben und daran, dass mein Mann sich dieses Mal fangen würde und ging mit ihm und der Familie fort. Es würde eine Odyssee von einem Ort zum anderen werden, aber die immer noch mit einer großen Familie, mit der wir natürlich auch danach noch Weihnachten feierten.

Gleich geht es weiter mit dem ersten Weihnachtsfest 1984 fern meiner Heimat.

LG
Renate





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