Freitag, 1. Januar 2016

Cogito ergo sum

Ein kleiner Philosophie-Kurs


Auf unserer Silvesterparty sagte Jürgen, der Ausspruch "Ich denke, also bin ich." sei aus dem Hamlet und ich sagte, das ist einer der wichtigsten Sprüche zur Entwicklung der Philosophie in der westlichen Welt und stammt von René Descartes.

Bevor diese Denkweise Descartes von vielen anderen westlichen Philosophen übernommen wurde, war es auch in unseren Breitengraden noch nicht unbedingt üblich, grundsätzlich vom Subjekt auf die Beziehung zum Objekt zu schließen. Heute ist es bei uns eine Selbstverständlichkeit.

Wer Robert M. Pirsig und sein weltbekanntes Buch "Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten" kennt, der weiß, dass beispielsweise das geflügelte Rossepaar des Plato in seinem Werk "Phaidros oder vom Schönen", wo Sokrates mit einem seiner Jünger über die Beziehung von Gut und Böse spricht, die ohne einander nicht sein können, diese Trennung von Subjekt und Objekt noch nicht vorhanden war, sondern erst von Kant, als er die Werke von Plato in seine mit einbezog, allmählich ins Rollen kam.

Descartes allerdings gilt als der Philosoph, der den Stein erst richtig ins Rollen brachte, dass wir heute so denken, wie wir denken, jedenfalls hier, denn in Fernost, wo der Zen-Buddhismus verwurzelt ist, ist das auch heute nicht der Fall.

Mal ein Link zu diesem Spruch von Descartes:


Da mir Wikipedia aber in Bezug auf Hamlet und diesen Ausspruch was auswirft, gehe ich der Sache nun mal auf den Grund.


Hieraus zunächst, weil es auch zuerst zu finden ist, etwas über Descartes:

"Ich denke, also bin ich.
Der lateinische Satz Cogito ergo sum (‚ich denke, also bin ich‘) ist die Übersetzung der französischen Definition: „Je pense, donc je suis“.
Dies ist ein von René Descartes methodisch formulierter Schluss, den er im Anschluss an seinen radikalen Zweifel an die eigene Erkenntnisfähigkeit als nicht weiter zu kritisierendes Fundament in seinem Werk Meditationes de prima philosophia formuliert:
„Da es ja immer noch ich bin, der zweifelt, kann ich an diesem Ich, selbst wenn es träumt oder phantasiert, selber nicht mehr zweifeln.“
In der lateinischen Urfassung „cogito, ego sum“, wurde es erst in der französischen Übersetzung als „cogito, ergo sum“ von Descartes toleriert und seitdem oft kritisiert."
...
Das erste, was mir da in Bezug auf Hamlet begegnet, hat nichts mit diesem Zitat zu tun .. muss aber nicht heißen, dass es nicht darin vorkommt.

" Ich wittre Morgenluft.
Eugène Delacroix: Hamlet und der Geist
Dieses Zitat stammt aus William Shakespeares Tragödie Hamlet, in der der Geist, der die ganze Wahrheit über den Tod von Hamlets Vater offenlegen will, bevor er bei Tagesanbruch wieder verschwinden muss, zu Hamlet sagt:
„But soft! methinks, I scent the morning air.“[48]
„Doch still! Mich dünkt, ich wittre Morgenluft.“
Heute wird mit der Wendung „Morgenluft wittern“ eher etwas Positives in Verbindung gebracht, zum Beispiel wenn man glaubt, dass der richtige Zeitpunkt da ist, seine Wünsche durchzusetzen und den Erfolg erwartet."

...
Auch das nächste, was ich hier an geflügelten Worten aus dem Hamlet finde, hat nichts mit Descartes Ausspruch zu tun, was immer noch nicht heißen muss, dass es nicht darin vorkommen kann.

" Ist es Wahnsinn, so hat es doch Methode.
Polonius
Dieses Zitat stammt in seiner korrekten Form aus William Shakespeares Drama Hamlet:
„Though this be madness, yet there is method in’t.“[103]
„Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.“
Der Oberkämmerer Polonius, der den Geisteszustand des verwirrt erscheinenden Hamlet zu ergründen sucht, spürt den Hintersinn in den Äußerungen und im Verhalten Hamlets:
Hamlet
„Verleumdungen, Herr; denn der satirische Schuft da sagt, daß alte Männer graue Bärte haben; daß ihre Gesichter runzlicht sind; daß ihnen zäher Ambra und Harz aus den Augen trieft; daß sie einen überflüssigen Mangel an Witz und daneben sehr kraftlose Lenden haben. Ob ich nun gleich von allem diesem inniglich und festiglich überzeugt bin, so halte ich es doch nicht für billig, es so zu Papier zu bringen; denn ihr selbst, Herr, würdet so alt werden wie ich, wenn ihr wie ein Krebs rückwärts gehen könntet.“
Polonius
(beiseite) „Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.
Wollt ihr nicht aus der Luft gehn, Prinz?“
[104]
Heute wird das Shakespeare-Zitat meist in anderen Zusammenhängen und in Abwandlungen benutzt:
  • „‚Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode‘ – Chemische Kampfstoffe und ihre Wirkung am Menschen“
  • „Dieser Wahnsinn hat Methode.“
  • „Es stecken kühle, kluge Rechner hinter dem Wahnsinn, der Methode hat.“
...

Das ist aus dem Hamlet und der Stelle über die Beerdigung Ophelias .. auch da nichts bezüglich dieses Zitats zu finden, sorry, hab mir wirklich große Mühe gegeben. 

Muss zugeben, ich habe Shakespeares Hamlet nie vollständig gelesen.


Wer mag,  kann sich noch durch alles graben, was Wikipedia samst Quellenangaben zu bieten hat ... das packe ich heute Abend nicht mehr.

Ich glaube aber nicht, dass der Ausspruch "Ich denke, also bin ich" im Hamlet vorkommt, denn über diesen so wichtigen Ausspruch in der Philosophie habe ich in vielen Kursen immer wieder diskutiert und nie ist davon die Rede gewesen, er wäre im Hamlet zitiert worden.

Mein Schatzi denkt aber immer, dass Menschen, die etwas anderes als Naturwissenschaften studiert haben (wir beide hatten ansonsten auch ähnliche Kurse, denn ich hatte auch viele natürwissenschaftliche und welche, die mit Biochemie zu tun hatten), ja sinnlose Bildung genossen hätten, die einfach wäre und nicht der Rede wert ... nur anorganische Chemie zählt.

Wobei .. okay Jürgen war am Institut für Thermodynamik in Hannover .. ich hatte das Thema Thermodynamik nur in Form der Philosophie Ilya Progogines, der sich im übrigen auch mit der Realität des Seins und mit seinem Meisterwerk "Vom Sein zum Werden" sogar mit einer Zeitrichtung des Seins auseinandersetzt und damit Einstein widerspricht.

Insofern haben wir uns .. und zwar in Bezug auf Philisophie ... auch mit dem Thema Albert Einstein und Quantenphysik auseinandergesetzt.

Philosophie mag ein Fach sein, mit dem man nur im übertragenen Sinn Arbeit finden mag .. beispielsweise als Journalist, wo gern Menschen mit einem abgeschlossenen Studium der Philosophie genommen werden und wo man vielleicht oft nicht mehr selbst erlebt, dass Bücher, die man schreibt, auch gelesen oder gar für Geld verkauft werden ... aber ist sie deshalb nichtig oder gar unwichtig?

Ich denke nicht.

Und über die Denkeweise Descartes nachzudenken, ist auch heute noch nicht unwichtig und immer noch etwas, das sich mit dem Grundzügen der Überlegung beschäftigt ... was ist der Sinn des Seins, was ist das Sein überhaupt .. warum sind wir hier und was sollen wir hier tun?

LG Renate

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Dein Kommentar wird nach Prüfung durch einen Moderator frei gegeben.