Sonntag, 25. Oktober 2015

Meine Idee, warum so viele Flüchtlinge junge Männer sind

Ich beginne den Erklärungsversuch mit einem Ausritt durch die Wüste

Als unsere Kinder meinem Ex und mir vor vielen Jahren zur Silberhochheit eine Reise nach Tunesien geschenkt haben, machten Hansi und ich mit dem jungen Mann oben auch einen Ritt durch die Wüste. Hansi ritt dieses blonde Kamel, das den lustigen Namen Claudia Schiffer hatte, ich einen Berber und der junge Araber aus Tunesien einen Esel.

Wir waren recht lange unterwegs und unser Guide sprach sehr gut Deutsch. Er erzählte uns auf der Tour viel über sein Leben in Tunesien, aber auch darüber, wie das soziale Netz in allen arabisch Ländern mit einer muslemischen Grundeinstellung zu familiärer Verantwortung funktioniert. Er sagte, alle Araber sprechen die gleiche Sprache, egal wo, und sie leben auch auf ähnliche Art und Weise, weil Allah das so vorgeschlagen hat.

Schon jung hat er begonnen, in einem Hotel zu arbeiten, zuerst beim Abwasch geholfen. Später durfte er dem Koch zur Hand gehen und verdiente sich so das Geld für seine ersten drei Karawanen-Tiere, ein Dromedar, ein Pferd und einen Esel. Inzwischen hatte er jeweils drei dieser Tiere, die aber im Winter, wenn nicht so viele Touristen in Tunesien sind, zum Teil bei der Feldarbeit in der Kichererbsenernte helfen würden. Dann war er nur mit seiner Dreiergruppe unterwegs.

Er sparte nun auf eine Frau, die er sich schon ausgesucht hatte. Aber eine Frau kaufen zu können, ist in allen arabischen Ländern sehr teuer. Eine Frau kostet sehr viel Geld. Das hätte nichts damit zu tun, dass Araber ihre Frauen nicht achten würden, hat er mir erklärt, sondern würde sich einfach durch das soziale Netz erklären lassen, das in arabischen Ländern ganz anders sei als bei uns in Europa.

Es gibt dort keine Rente. Die Söhne ernähren aus Verantwortungsgefühl ihre Eltern, wenn sie alt sind und es selbst nicht mehr können. Töchter arbeiten normalerweise nur bis zur Ehe und werden dann an ihre Ehemänner verkauft. Die Liebe zu einer Frau spielt dabei eine genauso große Rolle wie bei uns. Es ist wichtig, dass Frauen viele Kinder bekommen, denn die Kinder sorgen später dafür, dass die Eltern auch im Alter versorgt sind. Die Söhne durch Arbeit, Töchter werden teuer verkauft, falls eine Familie keine oder wenig Söhne hat. Wenn eine Frau keine Kinder bekommen kann, kann es vielleicht eine zweite Frau tun. Deshalb ist es in den arabischen Ländern auch möglich, bis zu vier Frauen oder mehr zu haben. Man muss sie aber auch gut behandeln und ernähren können, auch alle ihre Kinder.

Junge Araber brauchen, so denke ich, eine ganze Menge Geld, um derartige Verpflichtungen bewältigen zu können. Zuerst müssen sie sich eine Lebensgrundlage aufbauen, davon das Geld für eine Frau ansparen, eine Familie mit vielen Kindern ernähren können und außerdem noch ihre Eltern im Alter versorgen.

....

Nun die Krise, die zum arabischen Frühling führte

Es gab damals eine Dürreperiode, die sich über einen Zeitraum von über 4 Jahren hinzog. Eigentlich kann so etwas in der gesamten Region vorkommen. Es ist deshalb üblich, in arabischen Staaten Wasservorräte für solche Fälle anzulegen, die nicht angetastet werden sollen. Wenn ich es richtig verstanden habe, haben aber damals die Menschen in der gesamten Ecke der arabischen Länder unter extremen Preiserhöhungen zu leiden gehabt, weil es Missernten gab, die auch darauf zurückzuführen gewesen sind, dass diese Wasservorräte nicht geschont worden sind, sondern die diversen Regierungschefs aus Profitgier und Handel mit uns oder den USA zu viel produziert, verkauft und so das wichtige Wasser verbraucht haben.

Auch in der Dürrezeit wurde dort keine Rücksicht auf die Menschen genommen.

So kam es zu den kriegerischen Auseinandersetzungen in der gesamten Region, die unterschiedlich endeten oder noch immer andauern wie z. B. auch in Syrien.
...

Warum kommen nun so viele junge Männer?


Nein, die meisten Flüchtlinge kommen nicht direkt aus Angst davor, erschossen zu werden, denke ich. Sie schicken ihre Söhne her, weil das soziale System in fast allen arabischen Staaten, dass die Söhne ganze Familien ernähren können, dort am Zusammenbrechen ist. Die materielle Not ist lebensbedrohlich. Diese jungen Männer hoffen darauf, in einem europäischen Land ihren Verpflichtungen nachkommen zu können, weil es zu Hause nicht mehr geht.

Wie man das lösen kann, weiß ich nicht .. ich stelle mir das sehr schwer vor.

Ich denke aber, dass weder Europa noch und vor allen Dingen die USA daran keineswegs unschuldig sind und nun die Rechnung knüppeldick präsentiert kriegen.

Wenn ich mal frei die Offenbarung des Johannes interpretieren darf, ist die "Hure Babylon" dabei zu fallen. Die Hure Babylon huldigt in der Bibel dem Geld und den Vergnügungen und verhält sich verantwortungslos und wird deshalb von Gott gestraft.

Man kann auch denken, dass die marxistische Weltrevolution gerade dabei ist, sich Bahn zu brechen.

Verlieren werden die Großkapitalisten, in jedem Fall, davon gehe ich aus.

Wie es uns dabei gehen wird, keine Ahnung .. mir macht das immer noch Angst, auch wenn ich die Menschen aus den arabischen Ländern gut verstehen kann.

Ich habe nämlich bei diesem Ausritt durch die Wüste damals auch sehr gut verstanden, wie das soziale Netz der Araber funktioniert hat, als es noch funktioniert hat.

LG Renate

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Dein Kommentar wird nach Prüfung durch einen Moderator frei gegeben.