Ich war dafür, obwohl ich wusste, was auf uns zukommt
An dem Tag, als Deutschland wieder ein gemeinsames Land wurde, dem 3.10.1990, war ich mit meiner Familie gerade umgezogen, und zwar am 1.10.1990 in das alte Arbeiterhaus in dem kleinen Dorf Depenau, das Ihr rechts auf dem Foto seht.
Ich ging damals zur Schule und machte das Abitur nach. Das war besser als nichts zu tun, denn die von mir gewünschte Teilzeitbeschäftigung, die sich gut mit meinem Haushalt, vier Kindern und einer inzwischen dementen Mutter vertragen hätte, fand ich schon mit 35 in diesem Staat nicht mehr.
Mein Ex machte eine Umschulung zum Tischler über das Arbeitsamt, die nicht ganz so schlecht war wie die heutigen Weiterbildungsmaßnahmen der Jobcenter, aber taugen tat sie dennoch schon damals auch nichts und war von der Qualität her nicht mit einer echten Lehre zu vergleichen.
Will sagen .. Deutschland ging den Bach runter, als die Wende kam. Das betraf nicht nur Ostdeutschland, sondern auch Westdeutschland, auch wenn man es nicht damit vergleichen kann, was wir jetzt alle erleben müssen, wo Deutschland die Talsohle dieser damals erst beginnenden Talfahrt sicherlich schon erreicht hat und wir im Flusbett zu ersaufen drohen.
Mein jüngster Sohn, weiter oben mit seinem Vater zu sehen, wirft mir heute noch vor, warum wir den Kindern das Leben in der Wildnis dieses Kaffs zugemutet hätten, und freut sich, in Kiel zu leben .. ob er das noch lange tun wird, weiß ich nicht, denn ich glaube, auf dem Land werden wir von der aktuellen Flüchtlingswelle anders als die Großstädter noch nicht ganz so krass tangiert.
Mein Großer ... oben ... und die beiden Töchter ... rechts mit meiner Mutter fanden das Dorfleben wiederum gut.
Anders als im vorher noch großen Einfamilienhaus, das wir davor in Preetz gemietet hatten, lebten wir nun beengt und absolut primitiv mit Holzheizung und Warmwasserboiler und morgens einer eiskalten Wohnung mitten in der Pampa, aber das noch zu einem bezahlbaren Mietpreis, denn den davor hatten wir uns nicht mehr leisten können.
Deutschland ging wie gesagt nach der ersten Ölkrise komplett den Bach runter, als die Ossis begeistert davon waren, nun mit uns zusammen im goldenen Westen in Saus und Braus leben zu wollen.
Ich hatte Verandte in der Ex-DDR, zu denen wir immer einen regen Kontakt gehalten hatten. Hatten wir sie doch mit ständigen Paketen mit West-Luxus-Gütern versorgt, auch immer viel mit rüber gebracht, wenn wir sie besuchen gingen oder mitgegeben, wenn uns Opas Schwester, die als Rentnerin schon rüber durfte, alle vier Jahre besuchen gekommen war .. jedenfalls meistens, wenn Tante Grete denn auch gewählt hatte. Sie wählte nicht immer und durfte dann zur Strafe nicht ausreisen. Tante Grete sagte, wozu soll sie wählen, es gäbe drüben doch keine Wahl .. nur die eine Partei, wählen zu gehen sei doch reiner Humbug und Volksverdummung .. deshalb wählte sie manchmal nicht und durfte dann nicht kommen.
Obwohl wir einen so regen Kontakt nach Ost-Berlin hatten, begriffen unsere Leute drüben nicht ansatzweise, dass der vermeintlich so goldene Westen alles andere als golden war und das Leben bei uns schwerer, als sie sich das drüben vorstellten. Wir haben es ihnen erzählt und sie sprachen auch unsere Sprache.
Begriffen, was der Westen wirklich ist, was Kapitalismus ist, das haben sie erst einige Jahre nach der Wende und dann auch entsprechend geflucht wie die meistens Ossis. Jürgen erzählt genau das gleiche von seinen Ost-Kontakten, die auch nicht in der Lage gewesen sind wirklich zuzuhören, wenn man ihnen hat sagen wollen, auch bei uns kann man sich nicht alles kaufen, was in den Schaufenstern steht. Die Ossis wollten einfach an eine golgende Zukunft glauben und davon konnte sie damals keiner abhalten.
In der Schule hatte ich einen Philosophielehrer, der CDU-Mitglied war. Der hatte wie ich auch Verwandte in der Ex-DDR und war dafür, dass wir die Ossis aufnehmen. Obwohl ich nie im Leben CDU gewählt habe, war ich auch dafür. Die SPD und so wage ich mich zu erinnern auch FDP waren dagegen, dass wir unsere eigenen Landsleute aufnehmen, weil sie Angst wegen der wirtschaftlichen Katastrophe hatten. Nun ja .. Helmut Kohl hatte die nicht.
Ich ja .. aber ich war trotzdem dafür. Ich habe damals wie viele andere Deutsche auch gesagt, wir nehmen so viele fremde Asylanten hier auf, und jetzt wollen ausgerechnet die eher linken Parteien (Wessi-Linke gab es damals ja noch nicht und die Grünen waren eher noch Außenseiter ohne Einfluss) unsere eigenen Landsleute in der Not im Stich lassen. Das finde ich nicht richtig, wir sollten doch bitteschön erstmal unserem eigenen Volk helfen.
Ich fand den Spruch gut, der damals die Runde machte und von drüben kam:
"Wir sind das Volk."
Ich hoffte auch ein bisschen, dass die Ossis, die ja den Sozialismus kannten, wenn sie den Kapitalismus in seiner ganzen Schönheit kennenlernen würden, uns helfen würden, dem endlich den Garaus zu machen und dass Deutschland etwas sozialer und gerechter würde, wenn sie erstmal auf dem Teppich der Tatsachen angekommen wären.
Na ja ... es ging ziemlich schnell, bis unsere Wirtschaft nach der vormals in Wessiland noch langsamen Talfahrt dann durch die Zusammenführung mit unseren Brüdern und Schwestern aus Ossiland rasant den Bach runter ging.
Das setzte sich bis heute fort und viel tiefer kann es eigentlich nicht mehr gehen.
Ich habe unglaublich kämpfen müssen, um mit unseren vier Kindern, einem Ex-Mann, der nicht zu den erfolgreichsten und stetigsten in Sachen Arbeit gehörte, da aus einem schwierigen Elternhaus stammend, einer Mutter, die durch den Krieg psychisch gestört und auf mich angewiesen war und unseren Haustieren, die ich den Mädchen zuliebe alle auf dem Dorf angeschafft habe, irgendwie über die Runden zu kommen.
Ich habe dabei etwas verloren, was ich in jungen Jahren noch hatte, und zwar den Glauben an die Gerechtigkeit in unserem Staat oder daran, dass Politiker wirklich für das Volk da sind.
Der Spruch der Ossis gefällt mir auch immer noch.
"Wir sind das Volk."
Das hat was, gerade heute, wo uns nach Hartz IV, der so rasanten Einführung von Leiharbeit durch Druck und immer mehr Druck seitens der Jobcenter, dem kompletten Unterlaufen aller Gesetze in diesem Staat bis hin zum Grundgesetz und zunehmender Armut, nur das noch hilft.
Nur wenn die Menschen in Deutschland sich klar machen, dass sie gegen eine Regierung, die nur auf Profit für die Reichen aus ist, zusammenhalten müssen und auch mal sagen, es reicht jetzt, jetzt ist zuerst einmal das deutsche Volk dran, dem auch geholfen werden muss, gemeinsam aufstehen sollten und noch einmal sagen:
"Wir sind das Volk."
Nur dann hat dieses Land noch den Hauch einer Chance zu überleben, bevor wir wie früher unsere Leute nach dem 2. Weltkrieg aus diesem Land selbst wieder auf die Flucht gehen müssen, weil es hier nicht mehr geht.
Was wir dennoch nicht brauchen, ist eine 2. DDR, denn eins war gut an Wessiland und ist es auch heute noch .. das ist unsere Freiheit.
Und diese Freiheit, die durch Hartz IV schon genug untergraben worden ist, die wir mal hatten, um die sollten wir kämpfen, die Ossis und die Wessis gemeinsam.
Und dafür brauchen wir ganz sicher eines nicht, die Naivität unserer Ossi-Regierungschefin Angela Merkel, die glaubt, dass Deutsche in Deutschland noch frei wären, wenn wir eine muslemische Mehrheit in diesem Staat hätten.
Mit das Schlimmste, was uns die Ossis nämlich in diesen 25 Jahren beschert haben, war nicht Helmut Kohl, der durchaus mit vielem damals Recht hatte, auch wenn er mit andern Entscheidungen dann große Fehler gemacht hat, Ossiland betreffend, wo man hätte anders vorgehen sollen, um deren Wirtschaft nicht sofort komplett in die Grütze zu hauen .. sondern das war Angela Merkel, unsere Ossi-Kanzlerin, die endlich begreifen sollte, dass sie einen Regierungsauftrag bekommen hat, nämlich den, sich erstmal um ihr eigenes Volk zu kümmern, das schon seit mehr als 10 Jahren millionenfach fast am Verhungern ist.
Komm runter von Wolke 7, Angie, mach endlich die Augen auf und sieh Dir an, wo wirklich Not herrscht, nämlich in Deinem eigenen Land.
Da kannst Du mehr helfen, als Dir lieb ist, wenn Dir helfen doch so wichtig ist.
Die Fotos zur Untermalung dieses Appells stammem übrigens alle aus der Zeit kurz nach der Zusammenführung von Ost- und Westdeutschland, also den frühen 90iger Jahren.
LG Renate
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