… und plötzlich war ich Pferdeflüsterer
Ich bin ein Pferdebesitzer und teile
dieses Hobby mit meiner süßen Frau. Als ich sie damals
kennenlernte, sagte sie mir, es gäbe sie nur mit zwei Pferden im
Schlepp. Okay, also dass Kinder da sind kenne ich ja schon, aber
Pferde. Das war mir neu. Habe ich mir auch zu Anfang erst einmal
keinen Kopf drum gemacht. Nach ein paar Wochen durfte ich dann auch
die beiden Hoppas kennenlernen. Sie waren neu in einem Stall und
hatten bis zu dem Tag einen eigenen Bereich, damit sich alle Pferde
aneinander gewöhnen konnten. Am Tag des Zusammenlassens sah ich die
beiden Zossen das erste Mal. Sofort fiel mir die große Stute auf.
WOW, was für ein Pferd. Ich versuchte sie zu mir zu locken, da hörte
ich: die lässt sich nicht anfassen, schon gar nicht von Fremden.
Nach ein paar Minuten suchte sie meine Nähe und ließ sich
streicheln.
Später in einem anderen Stall sah ich
die Besitzerin hinter einem Pferd her laufen. Jedes Mal lief das
junge Pferd weg. Blieb nach ein paar Metern stehen und wartete. Nun
muss dazu gesagt werden, dass die gute Frau schon ein Pferd im
Schlepp hatte und nicht so agil hinterher laufen konnte. Da ich nun
auch unsere beiden von der Koppel holen wollte, schaute ich mir das
Spektakel erst einmal an. Es ging mir ein breites Grinsen dabei über
mein Gesicht. Ganz gemächlich trottete ich über die Koppel.
Moin C.
Moin Jürgen
Hast Probleme?
Nö
Aha
Soll ich die Kleine für Dich
einfangen?
Schaffst Du das?
Klaro
Gib mal das Halfter
In meinem Gummistiefelschritt schlurfte
ich zu der kleinen (Pferde-)Dame. Komisch, bei mir lief sie nicht
weg. Ich redete im Flüsterton etwas mit ihr und streife das Halfter
über den Kopf. Zusammen gingen wir zu C. und alles war gut. Ein paar
Tage später war im Stall eine riesige Aufregung. Die Dame war
ausgebrochen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwie hatte
sie es geschafft, über die Boxentür ins Freie zu springen und
erkundete die Umgebung. Natürlich wollten alle Anwesenden sie wieder
einfangen. Nur dadurch lief sie immer weiter weg.
Das ist natürlich nicht der Ausreißer
Bleibt mal alle zurück, rief ich.
Mit ner Hand voll Leckerlis und einem
Strick ging es Richtung Jungstute. Aber diesmal traute sie mir nicht
so recht. Also versuchte ich, sie im weiten Bogen zu überholen. Da
war ich dann keine Gefahr mehr für sie. Leckerlis in das Pferd
gestopft, Strick um den Hals gelegt und ab zum Stall. Später erfuhr
ich, dass die Kleine den Stall schon zwei Stunden in Atem gehalten
hatte. Eine Einstellerin meinte nur, ich hätte das Zeug zum
Pferdeflüsterer.
Und das hier auch nicht
Mag vielleicht etwas dran sein, denn
ich hatte noch nie Probleme mit Pferden oder anderen Tieren.
Ich behalte das mal im Hinterkopf als
Alternativkarriere.
LG Jürgen.
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