Sonntag, 5. Juni 2016

Wenn Pferde einander durch Wiehern suchen

Dieses langgezogene Ruf-Wiehern ist laut und schallt sehr weit


Unsere Prima gehört zu den Pferden unter denen, die mal meine eigenen waren beziehungsweise noch sind, die besonders hektisch reagiert, wenn eins ihrer Herdenmitglieder fehlt. Das gilt natürlich auch für alle Pferde, die sie kennenlernte und auch wieder verlor, als wir in den Jahren 2007  bis jetzt mit ihr in sechs verschiedenen Pensionsställen gewesen sind.

Prima neigt zum sogenannten Ruf-Wiehern, wenn sie ein Pferd vermisst oder gar sucht.

Jürgen und ich kennen diese Form des Wieherns über Prima deshalb sehr genau, aber natürlich auch nicht nur von ihr, sondern auch vielen anderen Pferden.

Als wir im Dezember 2013 mit Prima alleine von Klein-Kühren nach Reuterkoppel umziehen mussten, habe ich erlebt, wie laut Pferde rufen können, wenn sie nach einem anderen Pferd suchen, denn ich war bei Chiwa, als Prima diesen Weg allein geführt wurde.

Das hatte folgenden Grund:

Wir zogen mit unseren Pferden um, weil die Pensionsstallbetreiber in Klein-Kühren herausgefunden hatten, dass wir weg wollten, da Chiwa aufgrund des Schimmels und Sumpfschachtelhalms im Rauhfutter schon wieder mit Hufrehe in der Box lag und kaum noch laufen konnte. Wir bekamen deshalb dann natürlich wie man das kennt, wenn man sich wegen eines Mangels in einem Pensionsstall beklagt, auch noch die Kündigung.

Wir fanden dann gerade noch rechtzeitig, um Chiwa das Leben zu retten, den neuen Stall in Reuterkoppel, wo es gutes Heu gab. Es war aber nicht möglich, Prima in den Pferdehänger zu bekommen und auch schwierig gewesen, Chiwa zu verladen. Ich selbst habe mir bei einer dieser Aktionen an dem Tag extrem das rechte Bein gezerrt und konnte danach wochenlang kaum laufen, also auch nicht dabei sein, als Prima von Klein-Kühren nach Reuterkoppel gebracht wurde.

Das passierte erst am Folgetag. Jürgen machte das gemeinsam mit einer früheren Freundin.

Der Stall in Reuterkoppel lag an der B 76, einer stark befahrenen Straße. Prima kannte natürlich nicht den Eingang zum Stall, der vor einer Scheune entlang ging. Ich hatte damals ziemliche Angst, Prima könnte sich von Jürgen und unserer Freundin loß reißen, um zu Chiwa zu rennen, die gellend laut in ihrer Box wieherte, und zwar bereits seit über einer halben Stunde.

 Ca. eine Viertelstunde bevor die zwei mit Prima bei Chiwa ankamen, hörte ich bereits auch zunächst recht leise, dann immer lauter werdend das Wiehern von Prima irgendwo aus der Ecke Weinbergsiedlung, die natürlich ihre Chiwa suchte.

Ich weiß deshalb erstens genau, wie sich Ruf- oder Such-Wiehern anhört, wenn sich Pferde vermissen und gegenseitig suchen und kann diese Form des Wieherns auch gut von anderen Arten des Wieherns unterscheiden, die eben kein Ruf-Wiehern sind.

Ich weiß allerdings auch, dass jede Form eines lauten Wieherns kilometerweit zu hören ist, für Pferde noch viel früher als für Menschen, aber selbst für uns Menschen über sehr weite Strecken.

Ich weiß das deshalb, weil ich es damals ja selbst gehört habe und echt Angst hatte, die beiden könnten unsere aufgebrachte Prima womöglich nicht mehr festhalten, was sie aber gut geschafft haben.

...
Als jemand versuchte, über das Kreisveterenäramt zu erreichen, dass wir Prima und Chiwa nicht zusammen führen können, war ich auch deshalb so unglaublich wütend und als mir klar wurde, wer dahinter stecken könnte, erst recht .. denn diese Person weiß sehr genau, dass man Prima nicht verladen kann und auch, wie schwierig Prima werden kann, wenn Chiwa nicht bei ihr ist .. die ja am Umzugstag jetzt von Reuterkoppel in die Preetzer Feldmark vollkommen gesund war. Dieser Anruf wurde nicht aus Sorge getätigt, sondern war reine Schikane und gegen Jürgen und mich gerichtet. 

Zum Abschluss dieses Berichts übers Such-Wiehern möchte ich Euch nochmal zwei alte Textpassagen zitieren, die von diesem Umzug damals auch aus diesem Blog stammen:
...

Original-Zitat aus meinem Umzugsbericht von Prima zur damals schwerkranken Chiwa allein von Klein-Kühren nach Reuterkoppel:

"Als ich den Versuch unternahm, meinen Schmutzschecken wieder etwas weißer zu machen, fing sie gellend laut an zu wiehern und ich hörte dann bald auf zu striegeln und machte besser die Tür ihrer Box zu, damit sie nicht raus läuft, denn mit Prima rennen könnte sie momentan sicherlich nicht.

Bald hörte ich auch die Antworten irgendwo aus dem Wald .. eine besorgte Prima schrie zum Gottserbarmen laut nach ihrer Chiwa und Chiwa schrie zurück .. hier bin ich doch."
 
Nächstes Original-Zitat von Jürgens Umzugsbericht mit Prima zu Chiwa. Ich habe nur aus Rücksichtnahme dort einen Namen durch xxx ersetzt.
 

" Etappe 2 

 
Vom Postsee aus mussten wir drei nun an der Strasse entlang laufen. Ich hasse Gehsteige, die nicht breiter sind als ein Radweg. Es reichte gerade so für das Dreiergespann. Und dann immer wieder dieses laute Wiehern von Prima. Bis zur Postfelderstrasse gab es keine Zwischenfälle, auch die hohe Brücke wurde gelassen genommen. Dann der erste leichte Anflug von Panik bei xxx und mir. Mist, in fünf Minuten kommt der Zug. Wir hatten auch keine Lust zu probieren, ob Prima den so gelassen wie die Autos behandelt. Schnellen Schrittes sind wir gerade noch so über die Schienen gekommen. An der nächsten Kreuzung kurz links und gleich wieder rechts in den Klosterforst. Endlich kam etwas mehr Ruhe in das Pferd, was jedoch nicht bedeutete, dass wir langsamer gehen konnten. Viele der Spaziergänger schauten uns erstaunt an, als wir da so durch den Wald gingen. Ein Radfahrer hielt sogar extra an, weil er das Pferd nicht erschrecken wollte und war sehr erstaunt, dass Prima ihn nicht beachtete. Nur unter der Brücke der B76 wurde Prima etwas panisch. Sie trabte leicht mit hoch erhobenem Kopf  und einer Haltung, die jeden Barrockreiter hätte neidisch werden lassen, unterdurch. Dann war wieder Ruhe. Ein Spaziergänger lächelte und meinte, dass man Hunde ausführt sei ja normal, aber Gassi mit Pferd hätte er noch nie gesehen. Bis zur Weinbergsiedlung war es bis auf das Tempo von Prima recht gemütlich.

Etappe 3

Leider gibt es in der Weinbergsiedlung einige Reiterhöfe. Und Prima war fest der Meinung, da müsse der neue Stall sein. Deswgen  fragten wir dann auch eine nette Reiterin, wie man die Pferdepension umgehen könnte. Ich hatte sogar das Gefühl, sie hätte uns im Notfall sogar begleitet und den Weg gezeigt. Wieder auf der Strasse durch den Ort, konnten xxx und ich die Große an dem Pferdehof vorbei lotzen. Kaum den nächsten Wald erreicht, ging es recht locker weiter. xxx schaffte es sogar, zwischendurch eine Zigarette zu rauchen.

Endspurt

Plötzlich wieherte Prima in einer Tour. Das bedeutete für uns, Chiwa ist schon mal in Rufnähe, auch wenn wir sie nicht hören konnten. Dann sah ich zwischen den Bäumen den Auslauf des neuen Stalls. Ab hier glich die "Reise" mehr einer Wasserskipartie als einem schnellen Spaziergang. Aber wir sind heile angekommen. Zwar waren xxx und ich total fertig mit der Welt, aber es wir hatten es geschafft. Prima war übrigends auch etwas groggi, aber zufrieden."
...

LG

Renate

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