Mittwoch, 25. November 2015

Eine alte Erinnerung ...

... an die brennenden Ölquellen im Irak 1991


Gestern habe ich lange mit Jürgens Bruder telefoniert, der in Hannover wohnt und mir erzählte, seinen 55. Geburtstag wird er sicherlich sein Leben lang nicht mehr vergessen, denn das war der Tag, als in Hannover die Terror-Warnung kam, das Fußballspiel abgesagt wurde und überall Polizei rum lief und suchte und die Menschen gewarnt wurden, sich nicht in der Innenstadt aufzuhalten.

Heute hörte ich im Fernehen einen Brief, den ein junger Mann und Vater eines kleinen Sohnes an die IS-Terroristen geschrieben hat und der mit den Worten anfing: "Meinen Hass bekommt Ihr nicht." Seine Frau gehörte zu den Opfern in dem Konzertsaal, in dem unzählige Menschen mit Kalaschnikows erschossen wurden.

Ich nahm danach ein Bad. In der Wanne fiel mir etwas ein, das ich im Frühling 1991 in unsere Abi-Zeitung zum Abi 91 geschrieben habe.

Ich habe die Abi-Zeitung leider nicht mehr hier. Deshalb sinngemäß ein Spruch von mir, den ich damals verfasst habe, als im Irak im Krieg die Ölquellen brannten, die lange nicht aufhören wollten zu brennen und damals noch brannten. Sie erinnerte mich krass damals an den brennenden Brunnen aus der Offenbarung des Johannes. Ich zitiere aus dem Gedächtnis:

Perspektiven


Und die perspektivlose Jugend fragte die Zukunft: "Was kann ich tun, damit ich eine Perspektive habe, um überleben zu können?"
"Das weiß ich auch nicht", wollte die Zukunft sagen, aber dazu kam sie nicht mehr, denn die Erde hatte sich aufgelöst. Die Menschen hatten bei ihren Kriegen und Streitigkeiten vergessen darauf zu achten, nicht ihren eigenen Lebensraum zu zerstören.
Als die alte Erde sich aufgelöst hatte, sah die Jugend eine neue Erde und eine neue Zukunft und hatte plötzlich eine große Zahl von Perspektiven vor Augen.

Ich entschloss mich damals auch dazu, ein Gedicht von Jim Morrison mit in unsere Abi-Zeitung aufzunehmen, das in meinen Augen sehr gut zu diesem Ereignis passte, das der Krieg, den die USA mit dem Irak führte, dort angerichtet hatte,  nämlich zu schaffen, die Ölquellen so in Brand zu setzen, dass damals noch nicht sicher war, ob sich dieses Feuer jemals wieder löschen lassen würde.

Diese Ölquellen loderten und brüllten das Unrecht gen Himmel, das sich dort abgespielt hatte, um die Interessen westlicher Kapitalisten zu schützen.

Das Gedicht von Jim Morrison, das so gut dazu passte, ist aus dem Gedichtband "Wildnis, die verlorenen Schriften" und hat folgenden Wortlaut:

"Ich bin ein Führer ins Labyrinth/ Kommt & besucht mich / im grünen Hotel/ Zi. 32/ Ich bin nach 21.30 da/ Ich zeige euch das Mädchen aus dem Getto/ Ich zeige auch den brennenden Brunnen/ Ich zeige euch seltsame Menschen / gehetzt wie Tiere, am/ Rande der Evolution / - Fürchtet Die Herren (im Orig. The Lords), die/ heimlich unter uns sind."

In irgendeiner Sitzung unserer Politiker sagte neulich jemand, den IS zu bekämpfen hätte wenig Sinn, denn es würden dort nicht nur arabische Jugendliche kämpfen, sondern weltweit junge Leute anschließen, die deshalb bereit wären, für diese Sache zu sterben, weil die Jugend heute keine Perspektive mehr hätte. Wenn wir uns nicht Gedanken darüber machen würden, den jungen Menschen auf dieser Erde wieder Perspektiven zu schaffen, dann sei diese Welt verloren.

Recht hat er.

Schon als ich das Abitur nachgemacht habe, hatte die Jugend keine Perspektive mehr, aber heute ist alles noch viel schlimmer geworden.

LG Renate

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