Sonntag, 23. August 2015

Wie Deutschland Asylanten wirklich helfen würde !!!

Schafft nicht zwei Lager von Hilfebedürftigen, sondern helft allen gleichzeitig !!


Schon wieder las ich gestern, dass irgendwo auf dem Mittelmeer Schiffe mit Flüchtlingen in Seenot sind.

Schon wieder kam gleichzeitig in den Nachrichten, dass irgendwo in Deutschland rechte Randalierer verhindern wollten, dass neue Flüchtlinge in eine Notunterkunft einziehen können.


Man fragt sich, wenn man heutzutage Nachrichten hört oder sieht, was ist los überall in der Welt und weiß es nicht genau, denn die Flüchtlingswelle kommt ja von vielen Seiten auf uns zu.

Man fragt sich außerdem, warum sich nicht außer Deutschland und Schweden auch noch andere Länder dazu verpflichtet fühlen könnten zu helfen, denn wir sind ja nicht die einzigen noch halbwegs reichen Industrienationen.

Jürgen und ich wissen aber auch aus eigener Erfahrung und über die Gespräche mit anderen Menschen, die in Deutschland ALG II oder Sozialhilfe beziehen oder wie wir selbst Aufstocker sind beziehungsweise kaum mehr Geld zur Verfügung haben, weil die Rente oder das gerade noch unter diesen Sätzen liegende eigene Einkommen sehr niedrig sind und unter der Armutsgrenze liegen, warum viele Menschen sich so ablehnend gegenüber Flüchtlingen verhalten.

Ein noch wieder anderer Punkt ist, dass wir inzwischen auch über den Kontakt mit anderen Aufstockern jemand kennen, der die Flüchtlingsproblematik in seiner Sozialwohnung selbst miterlebt hat, früher mal in einer Asylanten-Ecke Zeitungen ausgetragen haben und deshalb den Berichten bei Facebook und in anderen sozialen Netzwerken gegenüber nicht so eingestellt sind, dass wir sagen würden, nein das stimmt doch alles nicht. Das stimmt leider schon zum Teil.
Da las ich .. und wurde echt sauer dabei .. untereinander bei Facebook, dass irgendein Minister aus Bayern der Meinung war, man sollte Flüchtlingen aus manchen Ländern, aus denen sie meistens nur wegen Geld und nicht aus echter Not kommen, doch die 140 Euro Taschengeld streichen, die sie hier alle bekommen.

Ich las genau darunter, dass Familien, die aufstocken, heute kaum noch Geld haben, um ihren Kindern mal ein Eis zu kaufen.
Ich fragte mich spontan, wieso kriegen neu angekommene Flüchtlinge bei uns neben normaler Hilfe so viel Taschengeld, obwohl die Armen aus dem eigenen Land oder auch Flüchtlinge, die hier später aufgenommen und integriert worden sind, doch nicht einen Cent Taschengeld kriegen.

Das muss doch die Menschen sauer machen, weil es ungerecht ist. Muss Hilfe so ungerecht verteilt werden?

Wer in Deutschland arm ist, bleibt es oft ein Leben lang, ganz egal ob es sich dabei um einen Einheimischen handelt oder aber um einen ehemaligen Asylanten, dessen Asysantrag angenommen wurde und der inzwischen einer unserer Mitbürger geworden ist.

Die Bilder, die ich hier nebenbei immer zeige, stammen alle aus einer Ecke, wo in Preetz überwiegend Sozialhilfeempfänger, Hartz-IV-Empfänger, Aufstocker, arme Rentner oder andere sozialschwache Menschen wohnen.
Die Armen wohnen hier in unmittelbarer Nähe von anderen, die eigene Häuser mit großen Gärten oder zumindest eigene oder gemietete Reihenhäuser bewohnen.

Ich erlebe zwei Welten nebeneinander, in denen ein paar Worte über den Zaun das einzige sind, was die noch Etablierten und die Armen verbindet. Ich habe noch nie gesehen oder gar miterlebt, dass die Leute aus den Sozialecken beispielsweise bei den Gartenparties der anderen dabei wären.



Es ist sicherlich auch besser so für alle, denn wer in Deutschland arm ist, kann es sich doch gar nicht leisten, bei einer Gartenparty eines stolzen Häuslebesitzers dabei zu sein. Es wäre für diesen Menschen nur peinlich, weil er sich weder revanchieren noch wirklich an der Party finanziell beteiligen kann.

Wenn bei uns Silvester ist, dann sieht man schon am Feuerwerk vor den Häusern die soziale Kluft.

Die Menschen aus den Sozialecken kommen auf die Straße und schauen den anderen zu, wenn sie die Raketen in den Himmel schicken.
Noch sind übrigens die roten Mietshäuser, die Ihr hier im Hintergrund seht, Hartz-IV-fähig.

Die Häuser, in denen Jürgen und ich leben, die weiter oben mit den bunten Streifen, sind es inzwischen nicht mehr oder nicht lange, sondern meistens nur beim Einzug der Menschen, die hier immer noch fast alle Aufstocker, Sozialhilfeempfänger oder reine ALG II-Empfänger sind.

Sie dürfen mit runter gerechneten Nebenkosten meistens einziehen und müssen dann nach einer Weile wieder ausziehen ... falls sie denn eine Wohnung finden, die günstiger ist.

Die Menschen, die in diesen Sozialwohnungen oder solchen, die früher mal Sozialwohnungen gewesen sind, bevor man uns die Miete über den Satz erhöht hat, wohnen, das sind arme Deutsche, das sind aber auch viele Ausländer aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt .. und das sind unsere Nachbarn, mit denen wir hier eigentlich bisher keine ungewöhnlichen Probleme haben oder hatten außer vielleicht bei manchen das, dass es nicht wirklich möglich ist, sich mit ihnen zu verständigen, weil sie kaum Deutsch sprechen. Es ist so schwierig, ihnen etwas zu erklären, auch in Bezug darauf, sich gegen unsere oft ungerechten Sozialgesetze zur Wehr zu setzen.
Die meisten Ausländer hier haben nämlich für gewöhnlich noch mehr Probleme als wir.

In Deutschland reicht ja schon ein gutes Abitur meistens nicht aus, um durch den Dschungel des Amtsdeutsches auf unseren Formularen oder Hilfebescheiden durchzusteigen, überhaupt zu verstehen, ob man nicht zu wenig Geld kriegt, ob sie da wieder was falsch gemacht haben und man Fristen zum Widerspruch und zur Klage verpasst und so weiter und so fort. Wer hier ungebildet ist oder unsere Sprache kaum spricht, hat es aber noch viel schwerer.

Wenn Asylanten hier neu ankommen, dann schlägt ihnen noch eine Welle der Hilfsbereitschaft entgegen. Sie kriegen neue Kleidung, neue Möbel oder zumindest gute gebrauchte Sachen .. wer hier aber länger arm ist, hat keinen Anspruch darauf, noch einmal Zuschüsse für eine neue Wohnungseinrichtung und mehr zu bekommen, der muss alles von dem viel zu wenigen Regelsatz bestreiten .. und wenn er arbeitet, sind die Freibeträge so knapp bemessen, dass er dennoch kaum mehr als diesen ohnehin zu niedrigen Regelsatz hat.


Wer in Deutschland arm ist, egal ob Ausländer oder Einheimischer, muss viele Ungerechtigkeiten über sich ergehen lassen. Das fängt bei sogenannten Weiterbildungsmaßnahmen an, bei denen man gar nichts lernt, sondern nur sinnlos seine Zeit vertut. Das geht weiter damit, dass man jede Arbeit annehmen muss und keine Rücksicht darauf genommen wird, was für eine Ausbildung, was für Fähigkeiten oder Neigungen man hat, obwohl das nicht mit unserem Grundgesetz vereinbar ist.

Es wird keine Rücksicht darauf genommen, ob kleine Kinder oder Pflegefälle im Haus sind.

Wer in einer Bedarfsgemeinschaft lebt, bekommt grundsätzlich weniger Geld. Das gilt für Paare, Kinder, Behinderte und Alte gleichermaßen. Warum ist das so? Es heißt, man spart ja was ein, aber das ist doch überhaupt nicht wahr.

Fremdwohngemeinschaften sparen genauso viel ein, sollte es denn so sein, da kriegen aber alle Erwachsenen den vollen Satz. Warum ist das so?

In Schleswig-Holstein fehlen über 80.000 Sozialwohnungen. Vermutlich sind es sogar noch viel mehr, denn diese Zahl ist schon ein paar Monate alt und seitdem sind unzählige Flüchtlinge in unserem Land angekommen, die auch nach dem Auffanglager in eine Sozialwohnung müssen.

Erst im Herbst 2013 wurde im Kreis Plön für Arme die sogenannte Bruttokaltmiete eingeführt.

Da wurden die Kaltmieten rauf gesetzt und laut rumgetönt, dass man das getan hätte. Gleichzeitig aber wurden die Kosten der Unterkunft für Arme drastisch gesenkt, weil die Nebenkosten, die ja wohl jedes Jahr höher und nicht niedriger werden, in diese Bruttokaltmiete eingerechnet werden und drastisch runter gerechnet worden sind. Warum hat man das getan? In echt hat man also die Kosten für Mieten für Arme gesenkt anstatt erhöht.

Gemacht wird das in ganz Deutschland so, nicht nur im Kreis Plön oder in Schleswig-Holstein. Warum tut man das, wenn wir doch so ein reiches Land sind, das hunderttausende von neuen Zuwanderern aufnehmen kann?

Wenn wir uns das leisten können, warum wird denn den Einheimischen oder integrierten Ausländern in unserem Land, die Sozialleistungen dazu bekommen, immer wieder gesagt, Deutschland hätte ja kein Geld, ihnen ein Leben zu finanzieren, das nicht unter aller Menschenwürde ist und nicht von Not geprägt ist, weil Teilhabe nicht mehr möglich ist.
Es wäre in Bezug auf die Wohnungsnot ganz einfach, etwas daran zu ändern.

Unsere Regierung müsste nur endlich anfangen, die Bruttokaltmiete auf einen Preis anzuheben, dass wieder genug Wohnraum auch für Arme da wäre .. nämlich an die realistischen Mietpreise in diesem Staat. Damit wäre allen Armen geholfen, den Einheimischen, den bereits integrierten Ausländern und auch den neu dazu kommenden Asylanten, wenn sie aus den Auffanglagern raus können und eine Wohnung brauchen.


Um Feindseeligkeiten gegenüber Ausländern zu vermeiden, hätte ich auch einen Vorschlag:

Setzt doch endlich den Regelsatz einmal da an, wo er schon vor über 10 Jahren eigentlich angesetzt werden sollte und fügt noch die Inflationsrate seit diesem Tag hinzu. Dann kämen alle Armen klar, auch die neuen Asylanten.

Vielleicht würden dann auch noch Menschen Kinder in die Welt setzen wollen, die hier zu Hause sind .. und Ihr müsstet nicht laufend davon reden, dass wir mehr Zuwanderung brauchen, um überhaupt noch unsere Rentner ernähren zu können.
Und ein letztes kritisches Wort, das ich jetzt an Euch richten möchte, bezieht sich auf die Integration von Asylanten, wenn sie aus den Auffanglagern raus in unser Land kommen und sich dort überhaupt nicht auskennen.

Als Jürgen und ich noch zu Lebzeiten Omas nicht Texter waren, sondern den Kieler Express ausgetragen haben, sind wir oft am Ende der Stadt in eine Ecke gekommen, wo Asylanten untergebracht waren. Dagegen ist das Obdachlosenasyl eine ordentliche Gegend, das kann ich Euch versichern. Auch hier in der Glindskoppel sieht es so nicht aus wie dort.

Und den Bericht eines Freundes von uns, den Jürgen bei der Maßnahme ProVil 50plus für alte Leute kennenlernte, möchte ich Euch auch nicht ersparen.

Es ist ein alter Mann, der aus reiner Verzweiflung wegen der laufenden Schikanen des Jobcenters ein Jahr vor der Altersrente nun Frührente eingereicht hat. Er ist nebenberuflich selbständig wie Jürgen und ich auch, als freiberuflicher Gärtner verdient er sich was dazu mit Rasen mähen, Hecke Schneiden, Gärten pflegen. Seine Frau putzt. Es reicht bei beiden genauso wenig wie bei uns und wird auch im Rentenalter nicht anders werden, auch wenn beide aktiv sind und nicht arbeitslos. Mit über 63 musste er immer wieder zu diesen schwachsinnigen Weiterbildungen, trotz Arbeit laufend genauso wie wir sinnlose Bewerbungen schreiben und so seine Zeit vertun, in der er auch hätte etwas mehr arbeiten können.

Er lebte mit seiner Frau lange in einer Sozialwohnung mit anderen einheimischen Armen zusammen. Es war da nicht chic oder teuer, aber es ging ihnen gut .. bis einige der Wohnungen durch die Stadt Preetz mit Asylanten belegt wurden.

Er ist da ausgezogen, hat keine Umzugshilfe durch das Jobcenter bekommen .. und zwar nicht alleine. Viele der ehemaligen Mieter sind da verzweifelt geflüchtet, weil der Müll aus den Fenstern und Haustüren ins Treppenhaus und auf den Hof flog .. sie zuletzt das Gefühl hatten, sie leben auf einer Müllhalde. Es war nicht möglich, ihren neuen Mitbewohnern zu erklären, wozu man eine Mülltonne benutzt, warum wir in Deutschland Badezimmer und Toiletten haben und dergleichen.

Es wird so sein, dass diese Menschen aus Ecken der Welt kommen, wo es so etwas nicht gibt.

Aber sollte man ihnen nicht in den Auffanglagern zuerst in aller Ruhe beibringen, wie in etwa die Menschen in Deutschland leben, bevor man sie hilflos Bedingungen aussetzt, durch die sie sich der ja berechtigten Wut der einheimischen Bevölkerung aussetzen müssen?

Das würde doch allen helfen, besser miteinader zurechtzukommen.

Ich fasse nochmal zusammen:


Die Regelsätze sind für alle Menschen zu niedig, die Sozialleistungen brauchen, auch für Asylanten.

Jeder Mensch sollte zumindest ein bisschen Taschengeld für die Teilhabe am Leben bekommen.

Zu wenig Wohnungen haben wir gar nicht, sondern zu wenig Sozialwohlungen. Die müsste man nicht bauen, sondern nur schlicht und ergreifend die zulässigen Kosten der Unterkunft an die realen Mietkosten anpassen.

Und es wäre nötig, alle Asylanten erstmal so auf das Leben in Deutschland vorzubereiten, dass sie sich hier auch auskennen und nicht durch ein vollkommen anderes Verhalten, das in ihrem Heimatland normal sein mag, von Anfang an Probleme mit ihren Nachbarn kriegen.

LG Renate

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