Donnerstag, 13. August 2015

Pflege bei Demenz - wird es jetzt besser?

Ich möchte den Reformen gern auf den Grund gehen

Gestern hörte ich in den Nachrichten, es soll Reformen in der Pflege geben. Demenz soll endlich noch besser als bisher wirklich in der Pflege voll anerkannt werden. Vor allen Dingen Menschen, die zu Hause ihre Angehörigen pflegen, die dement sind, sollen jetzt mehr Unterstützung kriegen.

Und es soll wohl statt bisher drei nun fünf Stufen geben. Ich habe ja nun lange meine demente Mutter gepflegt und auch schon früher miterlebt, wie meine Mutter meine demente Oma gepflegt hat, wobei ich wie die ganze Familie damals auch mit geholfen habe.

Es mag sehr pflegebedürftig aussehen, wenn ein alter Mensch wie meine Mutter auf den Bildern, die ich Euch quer Beet zusammengestellt habe, zuweilen im Rollstuhl sitzt oder auf Krücken läuft.

Ihr könnt mir allerdings glauben, dass die Phase, wo dieser alte Mensch im Rollstuhl landet oder nicht mehr alleine aus seinem Gitterbett raus kommt, nicht die ist, in der er am meisten Arbeit macht.

Am meisten Arbeit machen demente Menschen, wenn der Kopf nicht mehr funktioniert, sie aber körperlich noch topfit und schnell sind.
Am meisten Nerven kosten demente Menschen dann, wenn sie wie meine Mutter in den letzten Monaten ihres Lebens gar nichts mehr mitbekommen und sich allein gelassen fühlen, obwohl man in ihrer Nähe ist .. und laufend um Hilfe schreien, auch nachts ... meine Mutter bis zu ihrem Tod zu pflegen, war die reine Hölle pur .. auch wenn ich Mama über alles geliebt habe ... Jürgen und ich hatten oft keine Kraft mehr .. und alle meine Kinder haben sich erbarmungslos zurück gezogen und uns damit vollkommen alleine gelassen, obwohl es eine große Hilfe gewesen wäre, zumindest mal ein Wochenende ausspannen zu können.
Am meisten Schaden wiederum hat meine Mutter damit angerichtet, als sie noch ans Telefon gehen konnte .. sie wirkte auf die Menschen, die angerufen haben, oft gar nicht dement. Die haben ihr alles mögliche ausgerichtet ... teils auch, als ich mit meinem Ex-Mann noch selbständig war, es waren also Kunden ... oder als er noch im Außendienst war .. das waren auch Kunden ... sie hat dann nur erzählen können, da hat einer angerufen .. sie begriff nicht mehr, nicht ans Telefon zu gehen, aber auch nicht aufzuschreiben, wer angerufen hat und warum.


Schlimm ist es auch, wenn man wie bei Jürgens Mutter Lilo (oben mit meiner Mutter zusammen bei einem Besuch bei ihr in Bad Nenndorf) nichts tun kann, um einen Menschen dazu zu bewegen, in die eigene Nähe zu ziehen. Lilo wollte nicht von ihren Freundinnen weg ziehen .. und irgendwann wurde sie orientierungslos auf der Straße gefunden .. niemand hat uns benachrichtigt, als sie in einen Seniorenstift kam .. es wurde ihr ein Fremdbetreuer aufgedrückt, obwohl sie einen Sohn hatte, dessen Telefonnummer überall in ihrem Zimmer rum lag .. und Jürgen erfuhr erst von Lilos Bestatter kurz vor ihrer Beerdigung von ihrem Tod ... sowas ist so tragisch.
Ich finde es schlimm, dass man heute alte Menschen nicht mehr entmündigen lassen kann, auch wenn es sie schützen soll.
Bei Lilo wäre es für sie selbst das Beste gewesen, sie einfach zu uns mitzunehmen, wäre aber ohne ihre eigene Zustimmung nicht gegangen.

Meine Mutter hätte nicht mit 91 sterben müssen, wenn es nicht in deutschen Krankenhäusern verboten wäre, demente Menschen nach einer Operation durch Bettgitter zu schützen .. obwohl kein Personal zum Aufpassen da ist. Sie fiel so nach einem einfachen Beinbruch aus dem Bett und zog sich einen Trümmerbruch zu ... ich habe nie raus bekommen, was da wirklich passiert ist .. nur dass sie sie hätten ja nicht, obwohl ich gesagt habe, sie ist hochgradig dement .. einfach in einem Gitterbett einsperren dürfen, bis es geheilt wäre .. das ist nämlich Freiheitsberaubung.
Demenz beginnt meistens schleichend .. man weiß es zuerst gar nicht, wundert sich nur, was für merkwürtige Ticks alte Menschen entwickeln. Bei meiner Mutter ging das mit ihrem sonderbaren Katzentick los .. unsere Hauskatzen mussten immer sofort wieder rein, sonst spielte meine Mutter komplett verrückt. Die ganze Familie war wütend über dieses Verhalten .. es war der Beginn ihrer Demenz.
Auch an ihrem Gang hat man das gemerkt .. und ich selbst fühle mich auch nicht mehr sicher auf meinen Füßen .. hab Angst, genauso verrückt zu werden wie meine Mutter, wenn ich ehrlich bin.

Was die Pflegestufen für mich so ärgerlich machte, waren die Zeitangaben, in der man angeblich einen alten Menschen versorgen kann .. und dass so viele Dinge, die ein Mensch zum Leben braucht, gar nicht in diesen Zeitangaben enthalten sind.

Es graut mir deshalb auch davor, in einem Altersheim zu verfaulen, wenn ich nicht mehr kann, wenn sich da nichts ändert .. da ich nicht glaube, dass meine Kinder mich mal pflegen werden und es für jeden alten Menschen besser wäre, vorher seinem Leben ein Ende machen zu können, um nicht so verrecken zu müssen.

Pflege braucht Zeit und die Pflege bei Demenz braucht extrem viel Zeit.

So .. nun schau ich mal nach den ersten Links und danach, ob man die neuen Gesetze als echten Fortschritt oder wieder nur Verarschung pur betrachten kann.


Lesen tut sich das recht gut .. es wäre für die dementen alten Menschen selbst und auch für die pflegenden Angehörigen auf jeden Fall eine Verbesserung, würde ich sagen, wenn es denn klappt.

Perfekt .. nein perfekt wird es noch nicht sein .. besser aber vermutlich ja ... es freut mich für andere, die jetzt pflegen, dass nun endlich was passiert ist .. auch für die Behinderten, die nicht dement sind, denn die und ihre Angehörigen profitieren auch davon.

LG Renate 


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