Freitag, 18. Januar 2013

Ist Betreuung statt Entmündigung wirklich ein Vorteil für die Betroffenen?

Am 22. August 2012 starb Jürgens Mama, von der wir nicht erfahren hatten, dass sie schon länger in einem Pflegeheim gelandet war, weil niemand von der Heimleitung des Paulus Stifts in Bad Nenndorf und auch nicht die beiden für sie von dort aus eingesetzten Betreuer es für nötig gehalten hatten, uns das überhaupt mitzuteilen. Was dort mit Jürgens Mama passiert sein mag. Wir wissen es bis heute nicht, obwohl wir schon vor Monaten das zuständige Amtsgericht um Hilfe und Aufklärung über die Tätigkeiten der beiden Betreuer ersucht haben und auch die letzte Betreuerin am Telefon hatten, die uns aber keine wirkliche Auskunft gab, sondern Jürgen riet, doch einen Erbschein beim örtlichen Amtsgericht zu beantragen.

Ende August und Anfang September 2012 habe ich hier im Blog darüber berichtet, was dort alles passiert ist und wie hilflos wir davor standen, wirklich nichts zu erfahren, was eigentlich passiert ist. Viele Fragen sind offen. Warum wurde einfach ohne uns zu benachrichtigen Lilos Wohnung aufgelöst, alle Erinnerungen wie alte Fotoalben einfach weg geworfen und entrümpelt, auch die vielen Ordner, die Jürgens Vater einmal angelegt hat, damit im Falle des Todes von Jürgens Eltern Jürgen alles regeln könnte.

Warum wurde Lilo nicht bei Jürgens Vater begraben, sondern in einem anonymen Grab beigesetzt, denn als Jürgen mit seiner dement werdenden Mutter in Streit geriet, war sie ja in keiner Weise arm, sondern ausgesprochen wohlhabend gewesen ???

Warum wurde nach nur 10 Jahren ohne uns etwas mitzuteilen, das Grab von Jürgens Vater einfach aufgelöst, denn zu unserem Entsetzen stellten wir fest, das Grab seines Vaters war einfach weg ???

Warum hatte Lilo zu ihren Freundinnen, die ihr immer so wichtig gewesen waren, zuletzt keinen Kontakt mehr, obwohl wir in ihren Unterlagen fanden, dass doch ihre beste Freundin im Falle ihres Todes benachrichtigt werden sollte ???

Warum hat man nicht ihren einzigen Sohn benachrichtigt, als sie ins Pflegeheim kam oder zumindest dann, als das Pflegeheim sie hat zwangsbetreuen lassen ????

Jürgen hatte Streit mit seiner Mutter, weil sie,als sie dement wurde, beschloss, seine Cousine soll sich um sie kümmern. Wir haben damals beide vermutet, diese Cousine, die auch im Testament von Jürgens Eltern genannt wird und bei eventueller Hilfe eine kleine Entschädigung in Form von einigen Schmuckstücken, die es vermutlich nicht mehr gibt, bekommen sollte, nutzte die beginnende Demenz von Lilo aus, um ihr ihr letztes Geld wegzunehmen. Deshalb bekam Jürgen mit seiner Mutter Streit.

Seine Mutter war damals in einem Zustand, wo eine Entmündigung wie früher möglich, gut für sie gewesen wäre. Sie wollte partout nicht aus Bad Nenndorf weg. Es war auch ihr klar, dass sie Hilfe brauchte. Unsere letzten Besuche machten das sehr deutlich, denn sie erzählte immer wieder, dass sie oft Angst und Zustände der Orientierungslosigkeit auf der Straße, auch Schwindelgefühlte, erlebte. Wir versuchten, sie zu überreden, ihre Wohnung in Bad Nenndorf aufzugeben und mit uns nach Schleswig-Holstein zu kommen, aber der Kontakt zu ihren Freundinnen war so eng, dass wir sie nicht überreden konnten und runter ziehen wäre nicht gegangen, schon wegen der ARGE nicht, denn Jürgen war damals hier in Kiel Leiharbeiter und hätte gar nicht kündigen dürfen, um in die Nähe seiner Mutter zu ziehen, wir hätten auch nicht einfach unsere ja von der ARGE finanzierte Sozialwohnung hier aufgeben können, zumal auch meine Mutter damals noch lebte und ihr Anteil ebenfalls vom örtlichen Sozialamt bezahlt und ein Umzug deshalb nicht einfach möglich gewesen wäre.

Aber heute darf man als Kind ja nicht einfach mehr sagen, mein Elternteil ist komplett dement, kann nicht mehr, ich helfe und wenn es nicht mit Einsicht geht, eventuell auch damit, dass ich Mama oder Papa entmündigen lasse und einfach mitnehme und basta, denn das kann bei dementen alten Leuten manchmal wirklich am besten sein.

Hier in unserer Nähe hätten wir uns um Jürgens Mama gut kümmern können. In Bad Nenndorf ging das nicht und sie wurde immer unvernünftiger.

Nun heißt es im Betreuungsrecht ja eigentlich .. siehe unten in Wikipedia ... wenn Verwandte da sind, dann haben die Vorrang und sollen benachrichtigt werden.

Das passierte im Falle von Jürgens Mama, als sie endgültig nicht mehr konnte, aber nicht.

Ich war entsetzt, als ich feststellte, dass ihre letzte Betreuerin nicht einmal wusste, dass Lilo tot war, als ich die anrief .. und da war Lilo schon lange begraben. Tolle Fürsorge, nicht wahr?

Sie wusste auch nicht, warum man Lilo anonym begraben, das Grab ihres Mannes aufgelöst hatte und warum Lilo eigentlich offensichtlich inzwischen arm wie eine Kirchenmaus war.

Und ganz nebenbei gesagt, sie gab uns auch keine genaue Auskunft darüber, ob denn nun eventuell doch noch irgendetwas da sei, und sei es etwas zur Erinnerung an Lilo, das es nun zu vererben gäbe.

Sie wusste ebenfalls nicht, was aus Jürgens Cousine geworden war.

Das zuständige Amtsgericht bearbeitet nun unsere Anfrage bereits seit Ende August oder Anfang September 2012. Im November ging uns ein Schreiben zu, dass man nun dabei sei, die Unterlagen aus den beiden Betreuungsverfahren zu beschaffen. Da danach nichts mehr kam, habe ich daraufhin angerufen.

Das alte Testament hat in unseren Augen gar keine Gültigkeit mehr, denn Jürgen ist ja das einzige Kind und dort steht nur etwas von Schmuck, den wir nicht in ihrem Zimmer gefunden haben, den die Cousine auch nur unter der Bedingung bekommen sollte, falls sie Jürgen bei der Beerdigung seiner Eltern geholfen hätte. Da sich Jürgen um die Beerdigung seines Vaters gekümmert hat und seiner Mutter damals beim Umzug selbst half, tat sie das schon einmal nicht. Bei der Beerdigung von Lilo war sie nicht einmal anwesend und hat sich offensichtlich auch lange nicht mehr um Lilo gekümmert oder kümmern können, denn auch das wissen wir nicht, weil sich auch das Amtsgericht bisher ausschweigt und wir immer noch keine Akteneinsicht in die beiden Betreuungsverfahren bekommen haben.

Ansonsten ist Jürgen als einziges Kind ja Alleinerbe von was auch immer, denn wir vermuten, Geld oder irgendetwas von Wert wird es nicht mehr geben, so wie nach Lilos Zusammenbruch ihr Vermögen im Paulus Stift "verwaltet" wurde oder man sich dort um die hilfebedürftige alte Frau gekümmert zu haben scheint. Aber nicht einmal Einblick darin, was damit eigentlich passiert ist und warum, haben wir bisher bekommen.

Wir wissen nach wie vor nicht, warum Lilo, die ja entsprechende Versicherungen hatte, in ein Armengrab kam, das schlimmer war als das Sozialbegräbnis meiner Mutter, wo ich ja zumindest ein Grab habe, wenn auch ohne Grabstein, auf das ich Blumen pflanzen kann.

Ich habe nun vor einigen Tagen dort angerufen und die Sekretärin konnte mir nicht sagen, ob denn die Unterlagen der beiden Betreuungsverfahren nun da seien .. so wie jetzt könnten wir Akteneinsicht, falls es denn ankäme, aber nur dort unten bekommen .. also schon wieder mit viel Kosten runter fahren .. oder aber schriftlich beantragen, ob denn die Unterlagen, wenn denn der Sachbearbeiter zustimmen sollte, zum Amtsgericht nach Plön geschickt werden könnten.

Also werde ich hin schreiben, weiß aber trotz Anruf noch immer nicht, ob die Unterlagen aus den beiden Betreuungsverfahren nun nach mehr als einem halben Jahr nach Lilos Tod denn eigentlich inzwischen vorliegen, weil mir das keiner sagen kann.

Ob die Akteneinsicht nun beeinhaltet, dass Jürgen auch sein Erbe von was auch immer endlich antreten kann und sich schlicht anschauen, was denn seine Mama nun hinterlassen hat, und seien es eben irgendwelche Erinnerungen, auch das wissen wir im Januar 2013 nach wie vor nicht, obwohl Lilo ja nun bereits im August 12 starb und wir selbst da so spät Bescheid bekommen haben, und das nicht vom Paulus Stift, dass sie überhaupt tot ist. Fast hätten wir auch von ihrem Tod nichts erfahren, wenn denn der Bestatter nicht so gut gewesen wäre, Jürgen zu suchen und zu benachrichtigen.

In Lilos Zimmer waren seine Adresse, Handy- und Festnetznummer leicht zu finden.

DAS !!!!!! ist das neue Betreuungsrecht, das angeblich besser sein soll als die früher mögliche Möglichkeit, Eltern, die einfach nicht wissen, was sie tun, per Entmündigung zwangsweise zu sich nach Hause zu holen und sich darum zu kümmern, was vielleicht nicht immer das Beste war.

Aber ist das, was heute gemacht wird, besser ????

Der alte Mensch, der seinen Verstand verliert, weiß nicht mehr, was gut oder schlecht für ihn ist und wäre so angeblich frei in seinen Entscheidungen. In Wirklichkeit ist er Menschen ausgesetzt, die ihn nicht wie seine Verwandten lieben und ganz sicher noch weitaus weniger in seinem eigenen Interesse handeln werden.

Und wenn noch ein Vermögen vorhanden ist, ganz sicher erst recht nicht.

Und erfahren tut man bei solchen Verwaltungsproblemen, vor denen man später als Verwandter steht, doch sowieso nicht mehr, ob jemand es später ausgenutzt hat, dass diese alten Leute doch sicher alles unterschreiben, was man ihnen unter die Nase legt.


Lest Euch neben dem sachlich geschriebenen Artikel aus Wikipedia bitte auch einmal diese Horrorvision aus dem Blog durch, in dem ich mehr über die Realität des Betreungsrechts in Deutschland gefunden habe.


LG Renate

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