Freitag, 3. August 2012

Unser Sozialstaat - der Witz von der menschenwürdigen Beerdiung für Sozialhilfeempfänger


Wo ich also schonmal beim Meckern bin, mache ich doch gleich mal weiter und fahre mit der Beerdigung meiner verstorbenen Mama fort.

Mama selbst war nicht begütert und hat im Alter von Sozialhilfe gelebt. Da sie ein Pflegefall war, und zuletzt einer, für den man uns jetzt erst nach ihrem Tod doch die Pflegestufe III zuerkannt hat, haben wir später alle beide nicht mehr arbeiten können, denn Mamas Pflege war eine rund um die Uhr, und zwar für zwei Leute, die die schwere Frau heben und stützen mussten, wenn sie bewegt werden musste. Außerdem brauchte sie 24 Stunden am Tag Beaufsichtigung.

Also ist es logisch, dass eine Familie im Falle der Pflege in den Hartz-IV-Sektor rein rutscht, das passiert zwangsläufig.

Nun heißt es ja, wer bei seinem Tod von Sozialhilfe lebt und keine Erbschaft hinterlässt und wenn die Person, die diese Beerdigung zu bezahlen hat, auch nichts hat, der hat trotzdem Anspruch auf eine menschenwürdige Beerdigung.

Soweit, so gut.

Wie sah denn nun Mamas menschenwürdige Beerdigung aus?

Einige Stunden nach ihrem Tod wurden wir damit konfrontiert, allen Enkeln und auch deren Partnern, selbst wenn sie nicht verheiratet waren, ein Formular zu übermitteln, das für das Sozialamt auszufüllen wäre.
Einer meiner Schwiegersöhne zeigte mich deshalb noch vor Mamas Beerdigung wegen Hausfriedensbruch an. Natürlich zu Unrecht, aber so kommt doch Freude auf. Bezahlen hätte die Beerdigung keiner müssen, das hatte uns das Beerdigunginstitut gesagt und mitgeteilt, es wären hier schon viele Klagen gewonnen worden, aber die Sozialämter versuchen es immer wieder.
Hatte ich vor Mamas Tod noch einen vagen Kontakt zu meinen Kindern und einen relativ guten zum Jüngsten, habe ich heute gar keinen mehr. Ich habe keins meiner Kinder seit Mamas Beerdigung wieder gesehen und zum Kaffee kam auch keins mit zu uns, sondern sie verzogen sich und standen auf dem Friedhof neben uns, als ob wir nicht zusammen gehörten, genauso saßen sie auch in der Kirche getrennt von uns.

Hatte doch Gesicht und falls meine Mutter das gesehen haben sollte, hat sie sich noch vor dem Grab sicher in ihrem Sarg umgedreht.

Die Blumen für den Schmuck der Kapelle musste ich selbst bezahlen, obwohl ich sie nicht hätte abbestellen können, denn die Kapelle wird immer mit Blumen geschmückt.

Geld für ein Grabgesteck musste ich natürlich vom Hartz-IV-Satz abzwacken, denn auch das war nicht in den Kosten enthalten.

Bis das Geld kam, hatten wir bereits einen Inkassodienst vom Beerdigungsinstitut am Hals, denn ich musste erstmal ja vorm Sozialgericht klagen.

Dabei war dann auch eine Summe über 360 Euro für einen Grabstein, denn so ein Grab soll ja später menschenwürdig aussehen.

Leider kriegt man einen für unseren Friedhof zugelassenen Stein in der entsprechenden Größe und Dicke mit Gravur nicht für diesen Preis.

Dünnere Grabsteine mit Lasergravur, die man häufig im Internet sieht, darf man laut Friedhofsverordnung aber nicht auf dieses Grab legen. Warum .. ich habe keine Ahnung.

Ich habe es inzwischen verworfen. Vielleicht male ich Mama was. Das darf ich laut Friedhofsverordnung auch nicht, aber wenn ich die Aufforderung kriege, es zu entfernen, hat es dann ja kein Vermögen gekostet. Ich habe gesehen, dass viele Menschen sich auf unserem Friedhof mit selbst gemalten Dingen geholfen haben und es scheint inoffiziell toleriert zu werden.

Die Grabpflege ist natürlich auch nicht im Satz enthalten.

Sie ist übrigfens auch nicht im Regelsatz eines Hartz-IV-Empfängers enthalten, also abzwacken, was wir also immer irgendwie tun.

Mamas Grab könnte schöner sein, aber mehr können wir halt nicht bezahlen und ich hoffe, meine Mutter versteht es.

Besucht hat sie aufgrund des Streits um die Kosten ihrer Beerdigung übrigens von meinen Kindern bisher vermutlich niemand .. oder aber ohne auch nur eine einzige Pflanze zu hinterlassen.

Mag sein, falls sie dort waren, dass es ihnen geht wie uns ... so pleite, dass es kaum mal für einen Blumentopf reicht. Falls es so sein sollte, ich würde es verstehen. Geht mir ja auch oft selbst so.

Wie gesagt, falls jemand in diesen Staat eine Bombe schmeißt ... ich applaudiere.

Renate

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