Donnerstag, 25. Juli 2013

Einsamkeit im Alter

Ein Problem unserer gesellschaftlichen Entwicklung


Beim Spaziergang mit Boomer trafen wir eben eine ältere Dame, die wir über ihren schwarz-weiß gefleckten Pudel und gelegentlichen kleinen Unterhaltungen unterwegs nur ein wenig kennen. Sie muss schon recht alt sein, sicherlich an die 80 oder älter, aber noch relativ fit.

Sie fragte uns nach Chérie, ob sie gestorben sei. Ich glaube, das hat sie uns schonmal gefragt, aber sehr tüdelig ist sie dennoch nicht. Sowas kann man ja auch einmal vergessen bei weiter entfernt wohnenden Nachbarn, die man nur ab und zu trifft.

Der Pudel sei auch gestorben, erzählte sie, schon vor einer ganzen Weile. Und dann sei nun auch noch ihr Mann gestorben, vo 4 Wochen. Es sei so schwer, sich daran zu gewöhnen, ganz alleine zu sein. Sie würde sich nun viel mit dem Garten ihres Reihenhauses beschäftigen, den in Ordnung halten.

Der einzige Sohn wohnt in Itzehoe, hat Job und Familie und kaum Zeit für seine alte Mama, obwohl der Kontakt im Prinzip gut ist.

Einsamkeit ist gerade im Alter heute ein riesengroßes Problem.

Ich sehe auch ein großes Problem darin, in diese Alter freiwillig in ein Pflegeheim zu gehen.

Das könnte bei einer anderen Handhabung solcher Einrichtungen sicherlich gerade für alte Menschen eine große Hilfe sein, ist es aber nicht.

Ich weiß meinem älteren Sohn, der in einem Nobel-Pflegeheim seinen Zivildienst geleistet hat, dass die alten Leute dort noch nicht einmal die Erlaubnis hatten, das Gelände des Heims zu verlassen. Sie wurden auch nicht begleitet, sondern einfach dort eingesperrt. Und zwar auch dann, wenn sie nicht pflegedürftig in weiteren Sinne waren, sondern eigentlich hätten herumlaufen können.

Die Familien, die früher alten Menschen Aufgabe und Halt boten, tun das heute in vielen Fällen nicht mehr.

Einen alten Menschen bei sich aufzunehmen, wird schon deshalb zum Problem, falls seine Rente nicht reicht und er ergänzende Sozialhilfeleistungen bekommt. Die Familie muss diesen alten Menschen dann finanziell unterstützen. Mehr Platz zu brauchen, wird weder unterstützt noch anerkannt. Im Gegenteil, stirbt der alte Mensch, muss die Familie, sollte sie selbst auch ergänzende Hartz-IV-Leistungen oder Sozialhilfe dazu bekommen, so schnell wie möglich wieder umziehen, weil dann ja eine Person weniger da ist.

Wegen der Aufnahme eines alten Menschen eine neue größere Wohnung zu suchen, wird bei Menschen, die nicht genug verdienen und Zuschüsse aus den Sozialkassen bekommen, in keiner Weise gefördert, möglicherweise mit einem schlechten Fallmanager sogar verboten.

Früher haben alte Menschen noch in den Großfamilien eine Aufgabe finden können, heute ist das nicht so.

Stirbt der Partner, sind diese Menschen oft isoliert und ganz alleine.

Die Familie ist oft gezwungen, bei der Jobsuche weit weg zu ziehen und selbst wenn sie es nicht tut und Arbeit hat, ob gut bezahlt oder nicht, meistens so gestresst, dass für Besuche und Telefonate kaum die Zeit bleibt.

Wohngruppen für Ältere ohne Zwänge mit ein wenig Hilfe wären eine tolle Lösung gerade für so fitte alte Leute wie diese ältere Dame.

Ich habe so etwas schon gelegentlich gesehen, aber es gibt viel zu wenig solche Einrichtungen.

Wir laben in einer Zeit, in der man große Angst vor dem Alter haben muss. Das finde ich sehr schlimm.

LG
Renate

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