Dienstag, 29. März 2016

Großbrand bei Wiesenhof

Ich habe auch mal einen Großbrand am Arbeitsplatz erlebt


Heute morgen hörte ich in den Nachrichten, dass die Mittarbeiter bei Wiesenhof nun alle Angst um ihre Arbeitsplätze haben, nachdem da gestern ja nun ein Großbrand gewütet hat.

Schon gestern fiel mir beim Lesen dieser Nachrichten, dass es da gerade brennt und unter Umständen 1.200 Mitarbeiter deshalb ihren Job verlieren könnten, der Großbrand bei Firma Schön ein, den ich vor vielen Jahren mal selbst miterlebt habe und der mich eher indirekt als direkt später auch meinen ersten richtigen Job nach dem in meiner Lehre gekostet hat .

Das muss ungefähr 1978 oder 1979 gewesen sein. Ich war im Frischfleisch-Vertrieb und der Telefonzentrale der Fleischwarenfabrik Schön in Preetz beschäftigt, als mir einer der Arbeiter meldete, dass eine Friteuse für Frikadellen, die wir damals immer an einige Stände am Strand geliefert haben, angefangen hatte zu brennen. Es war da noch nur ein kleines Feuer, das in der Frühstückspause entstanden war, die nur immer eine Viertelstunde dauerte. Die Arbeiter waren also nicht lange weg in der Kantine gewesen, um zu frühstücken.

Ich rief also die Feuerwehr und ahnte nichts Böses, weil ich ja die Info bekommen hatte, es wäre nur ein kleines Feuer. Na ja ... es war heißes Fett und daneben stand die Tauchmasse für diese Leberwurst in der weißen Hülle, auch eine fettige Substanz. Es war ein heißer Sommer und hatte lange nicht geregnet, das kam dazu.

Ich beschloss, sicherheitshalber über die Rufanlage die Arbeiter zu bitten, erstmal alle raus zu gehen, damit keinem was passiert. Meine Kolleginnen waren neugierig und gingen auch raus um zu schauen, was so los sei. Ich selbst blieb noch im Büro, rief weiter immer durch, dass unsere Leute doch besser raus gehen sollten und rief dann unsere Kunden an, um denen Bescheid zu sagen, hier brennt es und es könnte sein, dass ihre Lieferungen mit Fleisch und Wurst an dem Tag vielleicht etwas später kämen. Dass da nichts mehr geliefert werden würde, das ahnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht und auch nicht, wie schnell ein Gebäude abbrennen kann, wenn die Flammen erstmal genug Nahrung bekommen haben.

Die normale Feuerwehr war machtlos, denn in einer Fleischfabrik gibt es viel Fett, dass brennend auf dem Wasser schwimmt und so das Feuer immer weiter ausbreitet. Die holte aus Kiel Hilfe von der Berufsfeuerwehr, die andere Möglichkeiten hatten, als nur mit Wasser zu löschen und so den Brand schließlich auch haben ersticken können.

Na ja .. bis das alles soweit war, kam eine meiner Kolleginnen zu mir rein ins Büro und sagte, ich soll sofort raus kommen, weg von dem Gebäude, denn die Flammen seien nun ganz in der Nähe des Heizöltanks .. das gesamte hintere Fabrikgebäude wäre bereits weg.

Als ich raus kam, war ich fassungslos. Von dem Zeitpunkt an, wo ich die Feuerwehr gerufen hatte, war nicht sehr viel Zeit vergangen. Lass es allerhöchstens eine halbe oder dreiviertel Stunde gewesen sein.

Draußen sah ich ein Inferno aus Flammen, die unsere Fabrik schon so gut wie komplett aufgefressen hatten. Das Feuer loderte bis an den Himmel.

Ich wurde damals nicht sofort arbeitslos. Teile unserer Fabrik auf der anderen Seite, auch Teile der Bürogebäude usw. ließen sich doch noch retten. Es ging also erstmal weiter. Ich kriegte mit, dass es Probleme mit der Versicherung gab. Später kam ein neuer Investor aus Süddeutschland mit rein, der dann eine weitere Fleischfabrik einkaufte und alle langjährig dort beschäftigten Mitarbeiter über einen Sozialplan gleich mit. Viele davon waren länger dort beschäftigt als ich in unserer Firma, denn ich war noch recht jung. Die andere Firma war wesentlich teurer mit ihren Produkten gewesen als wir. Nun sollten wir die weiter verkaufen, aber das gelang uns nicht. Gleichzeitig machten viele Supermärkte eigene Fleischabteilungen in ihren Geschäften auf.

Es dauerte dann kein Jahr, bis es nach diesem Großbrand bei Firma Schön zu Massenentlassungen kam. Weil ich ja nur eine verheiratete und dazu verdienende Frau war, nicht alleinerziehend usw. und außerdem erst 5 Jahre im Betrieb beschäftigt, durfte ich auch meine Sachen packen und mir einen anderen Job suchen.

Dieser hatte perfekt zu Familie und Kindern gepasst und war vor Ort. Der neue war in Kiel, ich hatte zwei Stunden später Feierabend und so viel weniger Zeit für meine Kinder, auch wenn ich schon damals, weil die Konjunktur noch besser war als heute, sofort neue Arbeit fand.

Na ja ... so ist das Leben .. und solche Folgen kann ein Großbrand haben.

Es wird sich vermutlich auch bei den Wiesenhof-Mitarbeitern nicht binnen einigen Tagen entscheiden, ob sie dieser Brand den Job kostet oder nicht. Sowas dauert meistens etwas länger und passiert erst dann, wenn sich die Presse schon lange nicht mehr dafür interessiert.

LG Renate

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Dein Kommentar wird nach Prüfung durch einen Moderator frei gegeben.